30.09.2009 | 00:00:00 | ID: 2831 | Ressort: Landwirtschaft | Bio

Aktionsplan soll vom Öl wegführen

Hannover (agrar-PR) - Biomasse 20 Jahre nach dem Mauerfall scheinen „Pläne“ nicht aus der Mode gekommen zu sein… Aber: Der kluge Mann baut vor. Im Zuge der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmenden Verknappung von Rohstoffen ist es besonders wichtig, früh genug zukünftige Engpässe zu vermeiden.

Bereits in den 90er Jahren wurde im Energiesektor unter der „Kohl – Regierung“ mit dem Stromeinspeisungsgesetz ein zukunftsweisendes Zeichen gesetzt. Es hat sich als richtiger Weg herausgestellt, die Markteinführung von erneuerbaren Energien durch entsprechende Rahmenbedingungen zu stützen. Schon jetzt werden 15 Prozent des erzeugten Stroms regenerativ hergestellt. In einem Biomasseaktionsplan für die Bioenergie hat sich die Bundesregierung nun im April zur Verdopplung des Bioenergieanteils bis 2020 ausgesprochen.

Es geht aber nicht nur im Energiesektor darum, Alternativen zu fossilen Rohstoffen zu schaffen. Auch andere Wirtschaftsbereiche wollen sich unabhängig vom Öl machen – dazu zählt unter anderem der Chemiesektor und die Werk­stoffindustrie. Um hier entsprechende Weichen zu stellen, hat die Bundesregierung kürzlich den „Aktionsplan für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ vorgestellt. Mit ihm verfolgt sie das Ziel, den Anteil des Biomasseanteils bei der Rohstoffversorgung „deutlich und anhaltend“ zu steigern. Dabei sind – selbstverständlich - Aspekte der Nachhaltigkeit und Effizienz zu beachten.

Es ist aber nicht so, dass sich in diesem Sektor bisher nichts getan hat. 2007 wurden in Deutschland 3,6 Mio. t landwirtschaftliche Rohstoffe und in der ersten Verarbeitungsstufe 73,9 Mio. m3 Holz stofflich genutzt. Der Einsatz in der chemischen Industrie stellt einen bedeutenden Anwendungsbereich nachwachsender Rohstoffe dar: Hier kamen damals allein 2,7 Mio. t nachwachsende Rohstoffe zum Zuge. Ihr Anteil ist dort am Gesamtrohstoffbedarf von acht Prozent im Jahre 1991 auf insgesamt rund 13 Prozent im Jahre 2007 gestiegen.

Die Marktperspektiven werden durchaus aussichtsreich beurteilt. Nach Prognosen, unter anderem von McKinsey (2003), soll der Anteil biotechnologischer Produkte, die auch aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt wurden, im Jahr 2030 weltweit rund 20 bis 30 Prozent am Gesamtproduktionswert der chemischen und pharmazeutischen Industrie betragen. Für Deutschland gelten ähnliche Größenordnungen. Aus landwirtschaftlicher Sicht ist dies mit Blick auf eine „Marktentlastung“ zu begrüßen. Es fragt sich allerdings, wie sich der Staat zum Markt stellt, wenn die Nachfrage nach Biomasse mit entsprechenden preislichen Effekten „überhand nimmt“. Die  „Tank – Teller“ – Debatte sitzt uns noch in den Knochen!

Mit dem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen bei der stofflichen Nutzung wird ein „Rohstoffbypass“ gelegt, der zugleich äußerst positive Effekte beim Klimaschutz hat. Neben dem Klima- und Ressourcenschutz verfolgt die Bundesregierung eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland durch Entwicklung und Nutzung innovativer Zukunftstechnologien und Produkte. Zudem sollen in ländlichen Räumen Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden, sowie in Entwicklungsländern die sozioökonomische Entwicklung gefördert werden.

Die Regierung hat 12 Handlungsfelder festgelegt, wo neben der Sicherung der Rohstoffbasis und der Nachhaltigkeit vor allem Forschung und Entwicklung sowie Markteinführungsmaßnahmen eine bedeutende Rolle spielen. Die sich abzeichnenden Entwicklungen wird der Bauernverband mit „Argusaugen“ verfolgen. Sogenannte „Bioraffinerien“ entwickeln sich zum Lieblingsthema der Protagonisten. Was sich genau dahinter versteckt, lässt sich nur erahnen: Nach den Ausführungen der Bundesregierung ist eine Bioraffinerie ein integratives Gesamtkonzept für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln, Chemikalien, Werkstoffen und Energieprodukten (z. B. Kraftstoffe, Biogas, Wärme) durch verschiedene Umwandlungsprozesse (z. B. biotechnologische, biochemische, chemokatalytische, thermochemische Prozesse) unter möglichst vollständiger Ausnutzung der Biomasse. Die Interessen der Landwirtschaft dürfen hier nicht unter die Räder der Großindustrie geraten. Lieferanten „preisgünstiger Rohstoffe“ sind natürlich immer willkommen. In dieser Position wollen die Landwirte sich jedoch nicht wiederfinden.
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