11.06.2013 | 10:15:00 | ID: 15230 | Ressort: Landwirtschaft | Fischerei

Gemeinsame Fischereipolitik: EU bleibt in der richtigen Richtung stehen

Leipzig (agrar-PR) - „Eigentlich ein guter Ansatz, der jedoch durch Unmengen an Ausnahmen wirkungslos gemacht wurde“.
So bezeichnen Forscher die nun finalen Beschlüsse zur Beifangregelung der gemeinsamen europäischen Fischereipolitik, die Abgesandte von Parlament, Rat und Kommission am 30. Mai in einer Dreierkonferenz getroffen haben.

Die EU sieht ihre Reform gerade in diesem Punkt als großen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit an. Forscher bemängeln, dass die Fischereiindustrie durch die vielen Ausnahmen nichts Wesentliches ändern müsse und attestieren eine weitere Verzögerung beim Erreichen der Ziele zum guten Zustand der Fischbestände und der biologischen Vielfalt. Dabei entgingen ihr sogar mögliche hohe Einnahmen.

Grundsätzlich sind Christopher Zimmermann und Rainer Froese nicht unzufrieden mit den nun als abschließend geltenden Beschlüssen der EU zur Fischereireform. Auch wenn sie die Euphorie der offiziellen Repräsentanten über die nachhaltige Ausrichtung der Fischerei so nicht teilen wollen. Beide Fischereiexperten beobachten die Entwicklung der Fischbestände in unseren Breiten und der Welt seit Jahrzehnten und sind beraten die Politik.

Als tatsächliche Durchbrüche sehen beide Experten die Ausrichtung der Quoten an dem so genannten „Maximaler nachhaltiger Dauerertrag". Galt bisher, dass Befischung nicht zum Zusammenbruch der Bestände führen durfte, so müssen bis 2020 alle Fischbestände in EU-Gewässern so genutzt werden, dass sie nicht weniger produktiv werden oder sogar Schaden nehmen. Eigentlich hatte die EU schon vor elf Jahren auf internationaler Ebene verbindlich versprochen, dieses Ziel bis 2015 zu erreichen.

„Gut ist auch, dass man endlich eingesehen hat, dass Fischereimanagement nicht pauschal für alle Bestände in der EU funktioniert", sagt Zimmermann. Nun wurde einer regionalen Planung der Fischerei zugestimmt.

Besonders enttäuscht sind die Forscher jedoch über die Rückwurfregelung. Bisher müssen Fischer alles im Netz, was nicht in die Quotenregelung passt, wieder über Bord werfen, seien es Arten ohne Quote oder Individuen, die zu klein sind. Die wenigsten überleben den Fang jedoch und gehen sowohl für die Erholung des Bestandes also auch der Nutzung verloren.

Weltweit beträgt der Anteil des Beifangs geschätzte sieben Prozent, wobei eine tatsächliche Kontrolle unmöglich ist, da nicht darüber Buch geführt wird. Nach Vorschlägen der Forschung und Vorbild von Ländern wie Norwegen und Island soll nun ein alles angelandet werden, was gefangen wird, und auf die Quote angerechnet werden. Auf diese Weise müssten die Fischer dafür sorgen, dass der Beifang so klein wie möglich gehalten würde. Technische Möglichkeiten gebe es.

Die Forscher kritisieren jedoch, dass dieser Schritt in die richtige Richtung von viel zu vielen Ausnahmen wirkungslos gemacht wurde. Statt die Rückwürfe ganz zu verbieten, dürfen weiterhin fünf Prozent gemessen an der Quote ins Meer entsorgt werden. „Keiner kann den Fischern nachweisen, dass sie nicht bereits diese Menge überschritten haben", meint Zimmermann.

Besonders enttäuschend ist für Rainer Froese, dass diese Erhaltungsmaßnahmen sich nur auf kommerziell genutzte Arten mit Quote beschränken. „Gerade die besonders bedrohten Arten wie Dornhai und Aal können weiter uneingeschränkt gefischt werden. Das kann, wenn der Fangdruck nicht sinkt, zum Aussterben der Bestände wenn nicht sogar der Art führen."

Eine Reduzierung des Fangdrucks über einen bestimmten Zeitraum gäbe den Fischbeständen die Möglichkeit, sich besser zu vermehren. Dies könnte die Fangmengen wesentlich erhöhen. Das würde die Fischerei in Europa auch wieder in die Wirtschaftlichkeit führen, denn laut Froese könnten die Fischer nur deshalb so viel fahren, weil der Diesel massiv subventioniert werde.

Trotz Enttäuschung über die jetzige Rückwurfregelung sieht Christopher Zimmermann das Vorhaben „Politikberatung" nicht als gescheitert. „In der Politik geht es leider noch immer viel zu oft um kurzfristige Überlegungen als um das Erreichen oder wenigstens die Definition langfristiger Ziele", erzählt Zimmermann im NeFo-Interview. (ufz)
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