27.09.2010 | 00:00:00 | ID: 6778 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Fachtagung „Naturnahe Waldwirtschaft - Bilanz und Zukunft“ Mehr Naturnähe als Erfolgsformel für den Wald in Baden-Württemberg

Stuttgart (agrar-PR) - Forstminister Rudolf Köberle MdL: „Das Konzept naturnaher Waldbau ist die richtige Antwort auf die vielfältigen Ansprüche an den Wald“
„Das Konzept naturnaher Waldbau ist die richtige Antwort auf die vielfältigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Ansprüche an den Wald. Im Wechselspiel sich ändernder Umweltbedingungen und Ansprüche der Menschen unterliegt der Wald dabei immer neuen Herausforderungen. Wer verantwortlich mit dem Wald umgehen will, muss für eine zielgerichtete Anpassung Sorge tragen“, sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Montag (27. September 2010) bei der Fachtagung „Naturnahe Waldwirtschaft - Bilanz und Zukunft“ am Rande des 98. Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart. Mit einem Waldanteil von knapp vierzig Prozent gehöre Baden-Württemberg zu den waldreichsten Bundesländern in Deutschland.

„Bei der Waldbewirtschaftung sind zwei Ziele besonders wichtig: Es gilt einerseits, die Nutzungsfähigkeit der Wälder langfristig zu sichern und andererseits, die Naturressourcen und den `Lebensraum Wald´ zu schützen und zu erhalten. Inzwischen wissen wir, dass diese beiden Anliegen langfristig deckungsgleich sind“, ergänzte der Minister.

Seit den 1970er Jahren stehe die Waldwirtschaft vor der Herausforderung, Schutz- und Erholungsfunktionen als gleichwertige Ziele neben der Holzproduktion zu berücksichtigen. Um diesen veränderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden, hätte die damalige Landesforstverwaltung Anfang der 1990er Jahre mit dem Konzept „Naturnaher Waldbau“ eine umfassende Darstellung ihrer waldbaulichen Vorstellungen vorgelegt. „Zwanzig Jahre nach der Formulierung des Konzepts ist es nun Zeit für eine Zwischenbilanz. Diese fällt sehr positiv aus: Mehr Naturverjüngung, mehr Starkholz, mehr Naturnähe und Struktur in den Wäldern stehen deutlich weniger Verbiss durch Rehwild, geringeren Aufwendungen und weniger Nadelholzbeständen gegenüber“, erklärte Köberle. So sei der Anteil der Naturverjüngung von 25 Prozent auf 65 Prozent gestiegen; 55 Prozent der Wälder seien als naturnah qualifiziert und der Anteil der Fichtenbestände sei um 15 Prozent gesunken.

Hauptziel nachhaltiger Waldbewirtschaftung sei heute, die Naturressource Wald so zu nutzen und zu behandeln, dass dadurch die Handlungsspielräume zukünftiger Generationen nicht beeinträchtigt werden. „Dies erreichen wir nicht mit einfachen Generalregeln. Es bedarf vielmehr eines angepassten, komplexen Steuerungssystems. In Baden-Württemberg hat der Landesbetrieb ForstBW mit einem umfangreichen Projekt zu einem Strategischen Nachhaltigkeitskonzept ein solches System entwickelt“, ergänzte der Forstminister.

Zusatzinformationen:

Konzept Naturnaher Waldbau

Mit dem Konzept Naturnaher Waldbau legte die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg (heute: ForstBW) Anfang der 1990er Jahre eine umfassende Darstellung ihres waldbaulichen Gesamtkonzepts vor. Dieses Konzept stellte zwar einen klaren Kontrast zur Praxis dar, wie sie in den 1950er und 1960er Jahren gängig war. Trotzdem handelte es sich nicht um eine plötzliche Neuorientierung. Tatsächlich brachte die Formulierung des Konzeptes im Wesentlichen eine programmatische Zusammenfassung der in den 1970er und 1980er Jahren eingeleiteten Entwicklungslinien. Diese hatten zu einer Abkehr von schematisierenden Waldbauverfahren mit starker Betonung produktiver Nadelbaumarten, Pflanzung und intensiver Bestandeswirtschaft geführt, die unter dem Eindruck der Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre entstanden war. Auf dieser Basis erfolgte eine konsequente Hinwendung zur Nutzung eigendynamischer, natürlicher Prozesse. Ohne diese sklavisch zu kopieren, sondern in der Absicht, sie zur effektiven Erreichung des multifunktionalen Zielsystems nutzbar zu machen.

Besondere Merkmale des Konzeptes sind unter anderem:

- die Wahl der Baumarten auf strikter standörtlicher Grundlage

- das Ziel einer maßgeblichen Beteiligung der natürlichen Baumarten

- das Mischwaldprinzip

- eine konsequente Ausnutzung des Potentials der Wälder zur Naturverjüngung.

Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung

Die Nachhaltigkeit besitzt in der Forstwirtschaft eine lange Tradition. Erstmals wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“ zur Sicherstellung einer kontinuierlichen Holzversorgung im Jahre 1713 von Hans Carl von Carlowitz in seiner „Sylvicultura Oeconomica“ definiert. In seiner ursprünglichen Bedeutung besagt der Begriff, dass nicht mehr Holz genutzt werden darf als nachwächst. Der Inhalt des Nachhaltigkeitsbegriffs wurde in der Folge laufend weiterentwickelt. Ziel ist es, heute und in Zukunft die ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen, ohne andere Ökosysteme zu beeinträchtigen.

Umfassende Informationen zum Wald in Baden-Württemberg sind unter www.forstbw.de abrufbar.
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