Schwerin (agrar-PR) - "Fast 94 Prozent des Alleengesamtbestandes grenzen an
landwirtschaftliche Nutzflächen. Mein Bestreben ist es daher, die
Konflikte und den Entzug produktiver Fläche für die Landwirte so gering
wie möglich zu halten", sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt
und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute anlässlich der
Nachpflanzung einer Eichen-Kastanien-Allee entlang der Gemeindestraße
Boldevitz-Neuendorf auf der Insel Rügen.
Der Landkreis Rügen hat
einerseits den höchsten Anteil geschlossener Alleen, andererseits ist
er mit insgesamt 284 Kilometern einer der alleenärmsten Landkreise in
Mecklenburg-Vorpommern. "Dafür gibt es hier seit Juli 2008 ein
vorbildliches und vom Kreistag beschlossenes Alleenkonzept, dass mit
53.000 Euro pro Jahr untersetzt wurde", lobte der Minister. "Die
heutige Nachpflanzung betrifft mit der Allee an der Gemeindestraße
Boldevitz-Neuendorf einen Baumbestand, der bereits im Konzept Erwähnung
fand und daher aus dem Alleenfonds finanziell unterstützt wurde.
Insgesamt werden 62 Stieleichen, elf Linden und sieben Kastanien sowie
die ersten zehn Speierlinge in Mecklenburg-Vorpommern gepflanzt. Der
Speierling ist ein Wildobstbaum aus der Familie der Rosengewächse. Er
wird zehn bis 20 Meter hoch, hat eine kleinschuppige, graubraune Borke
und besitzt bis zu 25 Zentimeter lange Fiederblätter. Aus den Blüten
entwickeln sich im Herbst zwei bis vier Zentimeter große birnen- bis
apfelförmige Früchte. Auf den Klimawandel sind sowohl die Stieleiche
als auch der Speierling als ausgesprochen winterharte und zudem sehr
trockentolerante Arten bestens vorbereitet. Ein gesunder Alleebaum von
etwa 100 Jahren ist in der Lage, jährlich bis zu einer Tonne Feinstaub
aus der Luft zu kämmen und pro Stunde 2,3 Kilogramm Kohlendioxid
aufzunehmen.
Das Alleenkonzept des Landkreises biete nach seiner
Auffassung eine gute Basis, um eine Prioritätenliste für geeignete
Strecken zur Neu- und Nachanpflanzung sowie zum ackerseitigen Schutz
der Altbestände an kommunalen Straßen und ländlichen Wegen zu
erstellen. In einem weiteren Schritt werde noch in diesem Jahr geklärt,
welche Landwirte mit Flächen durch Maßnahmen des Alleenschutzes
betroffen sind. Liegen diese mit den Landwirten abgestimmten Fakten
vor, sollen die Möglichkeiten eines Flächentausches erwogen werden.
Ebenso können bisher ungenutzte Gemeindewege sowie
Bodenordnungsverfahren mit in die Diskussionen einfließen. "Ich
betrachte unsere Herangehensweise zunächst als ein Pilotprojekt für die
Insel Rügen, jedoch mit dem Ziel, das Problem des ackerseitigen
Alleenschutzes landesweit zu lösen", hob Minister Backhaus hervor.