Hannover (agrar-PR) - 42 Jahre lang war Heinrich Theilen (65) „Ruchsackbulle“. So nennen
die Landwirte den Besamungstechniker beim Verband Ostfriesischer
Stammviehzüchter (VOST). In über vier Jahrzehnten hat er mehr als
262.000 Kühe besamt. Mit großem Erfolg wie Dr. Jan Detterer, Leiter der
Besamungsstation Georgsheil, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst
bestätigt: „Theilen lag immer über der durchschnittlichen Quote von 72
Prozent.“ 1967 begann Heinrich Theilen eine Ausbildung bei der
VOST-Besamungsstation in Georgsheil in einem völlig neuen Beruf: Der
damals 23-Jährige war weit und breit der erste Auszubildende als
Besamungstechniker. Bis in die 1960-er-Jahre war die Besamung von Kühen
Aufgabe der Tierärzte.
Aus dieser Anfangszeit, als die Ärzte noch mit
dem Motorrad über Land fuhren und das kostbare Sperma im Rucksack
transportierten, stammt auch der Spitzname „Rucksackbulle“. Heinen
selbst hatte einen Spezialbehälter („Pott“) im Auto, in dem flüssiges
Bullen-Sperma mit flüssigem Stickstoff auf minus 196 Grad Celsius
gekühlt wurde. Er beschreibt seine Aufgabe so: „Ich musste wissen, was
zu dem Betrieb passt.
Je nachdem, ob sie eine funktionelle Kuh mit
vielen Abkalbungen wollten oder eine, die lange im Bestand bleibt. Dazu
wählte ich das Sperma aus.“ Die Landwirte vertrauten Theilen die
Qualität ihrer Herde damit ein Stück weit an.
Mit wachsendem Viehbestand stieg auch die Zahl der Erstbesamungen
bis auf 8.000 pro Jahr. 1982 erreichte der 65-Jährige sogar als erster
in Deutschland die magische Grenze von 100.000 Besamungen. Bis zum
Ruhestand sollen es gar 262.000 werden (Nachbesamungen nicht
mitgezählt). Der engagierte Heinen war so motiviert, dass er mit 55
Jahren noch eine berufsbegleitende Ausbildung zum Fachagrarwirt
Besamungswesen absolvierte. An sieben Tagen in der Woche war er bis zu
400 Kilometer pro Tag im Gebiet zwischen Hooksiel, Schortens und
Wilhelmshaven unterwegs. Jetzt wurde Theilen von Landwirten und
Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Die Abschiedsparty fand auf
dem Hof von Enno Schmidt in Gerrietshausen (Landkreis Friesland) statt.
Dorthin hatte der Landwirt ihn mit einem Trick gelockt: Er meldete an
Theilens letztem Arbeitstag eine Besamung an. Pflichtbewusst fuhr
Theilen vor und traf auf dankbare Bauern. Den Kontakt pflegt er
übrigens auch als Ruheständler weiter: „Viele Familien kenne ich seit
Generationen, da haben sich Freundschaften entwickelt.“