Die Niedersächsische Landjugend (NLJ) wird 60! Den Auftakt der
Feierlichkeiten bildete die 60. Landesversammlung. 80 Landjugendliche
haben die Chance genutzt, mit mit Niedersachsens Ministerpräsident
Christian Wulff über Agrar- und Bildungspolitik und den ländlichen Raum
zu diskutieren. Vielfältige Themen lagen den Landjugendlichen dabei am
Herzen. Für die NLJ besonders wichtig ist die mögliche Herabsetzung der
Altergrenze auf 21 für förderwürdige Personen in Jugendorganisationen.
„Die Landjugend hat in Niedersachsen einen Altersdurchschnitt von 20,9
Jahren, unsere Mitglieder sind zwischen 14 und 30 Jahre alt darauf sind
wir stolz“, sagte Landesvorsitzender Heiko Thomßen zum Auftakt der
Debatte. „Die Bildungsarbeit in jetziger Form wäre ohne die
Fördermittel nicht mehr möglich“, ist er sich sicher. Ministerpräsident
Christian Wulff sagte zu, sich für die Finanzierung der
außerschulischen Bildungsarbeit einzusetzen.
Die Landjugend sei in Niedersachsen nicht wegzudenken und leiste
einen bedeutenden Beitrag zu Toleranz und Aktivität. Deshalb sei das
Thema gebührenfreie Studienzeitverlängerung oder eine finanzielle
Vergütung für Ehrenamtliche nicht uninteressant, aber organisatorisch
schwer umzusetzen. „Wer sich für andere einsetzt, bekommt auch etwas
zurück, das darf man nicht vergessen“, sagte Wulff. „Nach einer
amerikanischen Studie leben ehrenamtlich aktive Menschen länger“, fügte
er schmunzelnd an.
Die meisten Landjugendlichen sind noch in der Schule, in der
Ausbildung oder studieren und bekommen deshalb bildungspolitische
Entscheidungen direkt zu spüren. Der neue Bachelor sollte ein
einheitlicher Abschlussn an Fachhochschulen und Universitäten sein.
„Wieso kann ich dann nicht einfach wechseln“, fragte Michael Koch den
Ministerpräsidenten. Dieser berief sich auf die Autonomie der
Hochschulen, die diese Entscheidungen selber fällen dürften, werde den
speziellen Fall aber untersuchen.
Auch agrarpolitisch musste der gebürtige Osnabrücker Rede und
Antwort stehen. „Warum kann den Landwirten keine steuerfreie
Risikorücklage gewährt werden und eine Veranlagung über drei statt
bisher zwei Jahre stattfinden“, wollte die Landjugend-Bundesvorsitzende
Anne Hartmann wissen. „Wir haben ohnehin schon komplizierte
Steuergesetze, eine weitere Änderung ist da nicht zielführend“,
antwortete der Ministerpräsident, räumte jedoch ein: „Ich sehe ein,
dass die Steuerbelastung aus dem vergangenen Jahr mit ungewöhnlich
hohen Preisen in einem Krisenjahr wie diesem für die Landwirte
problematisch ist.“
Ein Anliegen des Ministerpräsidenten ist die Altersvorsorge. Er
forderte die Jugendlichen auf, sich möglichst früh mit diesem Thema zu
befassen. Einen Generationenkonflikt sieht Wulff jedoch nicht. „Ich
möchte mich lieber mit den Rentenproblemen befassen, als in einer
Gesellschaft leben, in der für die Menschen mit 67 Schluss ist“, sagte
er. Außerdem hat Wulff beobachtet, dass die Rentner in Deutschland sich
durchaus Gedanken um die Jugend machen: „Sie wissen, dass ihre Rente
von den Arbeitnehmern abhängig ist. Außerdem wollen sie, dass ihre
Kinder und Enkel Arbeit haben.“
Ein Grußwort an die NLJ richtete auch Landvolkpräsident Werner
Hilse. „Es ist schön, dass wir mit eurer Geschäftsstelle in Hannover
schon seit 1957 unter einem Dach sitzen, so sind wir vom Landvolk bei
allen Landjugendaktionen immer irgendwie mit dabei“, sagte Hilse und
lobte die vielseitige Arbeit der NLJ: „Der Blick über den Tellerrand,
den ihr immer wieder gewagt habt, ist mit der Globalisierung noch
wichtiger geworden. Es kommt eine spannende Zeit auf euch zu, aber es
wird euch immer mehr abverlangt“, prognostizierte Hilse.
Weitere Gäste der Landesversammlung waren Landwirtschaftsminister
Hans-Heinrich Ehlen, Staatssekretär Fridrich-Otto Ripke und die
Bundeslandfrauenvorsitzende Brigitte Scherb. Der Landesvorstand hatte
vor der Diskussionsrunde die Chance auf persönliche Gespräche genutzt.
Bei Kaffee und Kuchen wurden die Anliegen der Landjugend ebenso
diskutiert, wie aktuelle politische Entwicklungen.
Auf den 60. Geburtstag der NLJ können sich die Landjugendlichen
schon jetzt freuen. Ein Zelt-Wochenende in Bad Fallingbostel vom 11.
bis 13. Juni 2010 soll den Höhepunkt der Feierlichkeiten
bilden.