Rasanter Anstieg und tiefer Absturz, die Zukunft der
internationalen Agrarmärkte zwischen Knappheit und Überfluss
beleuchtete als Hauptredner Prof. Dr. Stefan Tangermann. Er sah für die
Landwirte in globalen Märkten Chancen und belegte dies mit einer ganze
Reihe Fakten. Es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen den
Weltmarktpreisen und den hiesigen Erzeugerpreisen, sagte der ehemalige
Direktor für Landwirtschaft und Handel der OECD. Die Landwirte müssten
sich daran gewöhnen, dass dieser Zusammenhang weiter gelte. Er ging auf
den Milchmarkt ein. Der Preisanstieg 2007 sei nicht „zu Hause gemacht"
worden, versicherte Tangermann und sprach von einer starken Reaktion
des Milchmarktes auf die Einkommensentwicklung in Schwellenländern.
„Dies müssen sie sich ins Gedächtnis rufen, wenn Propheten im Land an
den Quoten tricksen wollen", fügte er an. Die von 2007 bis 2009
beobachtete Berg- und Talfahrt der Preise gebe es immer mal wieder,
aber nicht so oft und so heftig, lautete die Einschätzung des Göttinger
Agrarökonomen.
Die zukünftige Entwicklung der internationalen
Agrarmärkte sah er in einem eher positiven Licht, wobei sich das
Wachstum vorrangig in den Schwellen- und Entwicklungsländern abspielen
werde. Dort gebe es ein weiteres Bevölkerungswachstum, aber auch einen
Anstieg der Einkommen und damit einen Nachfragezuwachs. Der Schwerpunkt
auf den Weltagrarmärkten verschiebe sich in diese Länder. Zusätzlich
werde die Nachfrage durch den Bioenergiesektor angeheizt, während die
Erzeugung von Nahrungsmitteln mit dem Nachfragewachstum kaum Schritt
halten könne.
„Lassen sie sich von den gedrückten Preisen nicht kirre machen",
rief Tangermann dem Publikum zu. Er fügte zugleich den Ratschlag an,
bei hohen Preisen nicht „alles auf den Kopf hauen". In Hochpreisphasen
müssten die Betriebe Liquidität sammeln, um damit bei schlechteren
Preisen bestehen zu können. Damit maß Tangermann dem Risikomanagement
in der Landwirtschaft eine immens wichtige Bedeutung bei. Aber auch in
der Flexibilität sah er noch größere Herausforderungen für die
Betriebsleiter. Unter dem Strich aber böten die globalen Märkte
Chancen, zeigte sich der international renommierte Experte überzeugt
und hatte zum Abschluss ein Lob für sein Publikum parat: „In
Niedersachsen sind nicht die schlechtesten Bauern zu Hause".