Braunschweig (agrar-PR) -
Julius Kühn-Institut programmiert neue zukunftsweisende Datenbank www.eu-vitis.de und koordiniert Aktivitäten der Mitglieder Das Julius Kühn-Institut (JKI) hat im Rahmen des EU-Projektes GrapeGen06 die europäische Rebsortendatenbank „EU
Vitis
Database“ neu programmiert. Dies ist ein enorm wichtiger Schritt, um
die Vielfalt der Rebsorten über die Grenzen Deutschlands und Europas
hinaus sicher und effektiv zu erhalten. Auf einem Workshop in San
Michele/Italien konnten dafür die letzten Hürden ausgeräumt werden.
Hier war die neue Datenbank mit ihren Funktionen allen 25 Partnern
vorgestellt worden.
Neben einem für jeden Verbraucher zugänglichen Bereich (public
access) bietet die Europäische Vitis Datenbank einen speziellen Zugang
für alle europäischen Partner (all partner access). In einer eigenen
Datenimportebene kann jeder Partner mit wenigen Mausklicks direkt
online bestehende Daten herunterladen, ändern oder neue Daten
einpflegen. Dies war mit der bisher bestehenden, eher statischen
Rebsortendatenbank nicht möglich. Die Koordination der Datenbank liegt
ebenfalls in den Händen des Julius Kühn-Instituts am Standort
Geilweilerhof/Siebeldingen. „Mit der einfachen Handhabung und durch
unsere koordinierende Tätigkeit sind wir sicher, dass die Datenbank
auch nach Beendigung des EU-Projektes im Jahr 2010 aktuell bleiben
wird“, so Frau Dr. Erika Maul vom JKI-Institut für Rebenzüchtung
Geilweilerhof.
Die Datenbank umfasst Datensätze von rund 30.000 Rebsorten bzw.
Akzessionen (= Muster). Jeder einzelne Datensatz besteht aus mehr als
30 verschiedenen Kriterien oder Merkmalen, den sogenannten Multi Crop
Passportdaten. Dazu kommen Charakterisierungsdaten, genotypische
Markerdaten und Fotos. All diese sowie neu hinzugekommene Daten wurden
jetzt in die neue „EU-Vitis Database“ übertragen. In ihr wird zukünftig
alles recherchierbar sein, was während der Projektphase erarbeitet
wurde.
Um die Gefahr zu minimieren, dass sich bei so vielen Partnern und
der Eingabe von mehr als 30 verschiedenen Kriterien/Merkmalen pro
Rebmuster Fehler einschleichen, durchläuft das Programm bei jeder
Eingabe ein komplexes Fehlersuchsystem. Trotzdem ist es wichtig, dass
eine koordinierende Stelle die Fäden in der Hand hält. Auf europäischer
Ebene ist dies die
Vitis-AG
innerhalb des ECPGR (European Cooperative Programme for Crop Genetic
Ressources Networks). Für Deutschland ist das JKI in der
Arbeitsgemeinschaft vertreten und wurde als koordinierende Stelle
gewählt, denn das JKI erhält und pflegt mit fast 4.000 Rebsorten und
–mustern selbst eine überaus umfangreiche Sammlung.
Öffentlich zugänglich sind zum Beispiel alle in europäischen
Rebsortimenten erhaltene Rebsorten mit ihren genauen Daten und Fotos.
Ebenso werden in Steckbriefen alte Rebsorten beschrieben. Eine
Adressliste von Einrichtungen, die Reben erhalten, steht ebenfalls zur
Verfügung.
Die Wissenschaftler sind sich sicher: Die EU-Vitis Datenbank ist
mit der direkten Eingabe der Daten und der Möglichkeit, auch weitere
Merkmale einzupflegen, über die Grenzen hinweg ein Vorbild für andere
Datenbanken.
Hintergrundinformation:
Das von der Europäischen Union geförderte Projekt GrapeGen06
widmet sich in seiner vierjährigen Laufzeit schwerpunktmäßig der
Beschreibung von seltenen, historisch jedoch einmaligen Rebsorten
Europas.
Die 25 Partner aus 17 Ländern sind beauftragt, insgesamt sieben
Themenbereiche zu bearbeiten: (1) Anfertigung des genetischen
Fingerabdrucks von Rebsorten, (2) Charakterisierung der
Sorteneigenschaften, (3) Anbau von alten Rebsorten im Weingut und
Bewertung ihrer weinbaulichen Eigenschaften, (4) Erfassung von
Wildrebenstandorten, (5) Feststellung der Identität von unbekannten
Rebsorten, (6) Dokumentation in einer Datenbank (
www.eu-vitis.de) und (7) langfristige Sicherung der rebengenetischen Vielfalt.
Das JKI-Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof begann bereits
Anfang der 1980er Jahre, eine eigene Rebendatenbank aufzubauen.
Weltweit beschriebene Rebsorten wurden dokumentiert und die
Sammlungsbestände weltweit verbreiteter Rebsortimente erfasst. Seit
1996 sind die Ergebnisse dieser Recherche, die ständig fortgeführt
wird, im
Vitis International Variety Catalogue (
www.vivc.de) abgelegt.