Stuttgart (agrar-PR) -
Agrar-Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch MdL: „Die Neckarhänge wären ohne Trockenmauern und Stäffele undenkbar“
Lehrbaustelle zur Dokumentation für Praktiker eingerichtet "Kaum eine andere Bewirtschaftungsform prägt unsere Kulturlandschaft
so stark, wie der Weinbau in Hang- und Steillagen mit seinen
Rebterrassen und Trockenmauern. Der Steillagenweinbau ist aufgrund der
typischen Flora und Fauna eine Landschaftsform mit besonders hoher
ökologischer Wertigkeit. Es ist eine wichtige Aufgabe, sich für den
Erhalt dieser herausragenden Bewirtschaftungsform einzusetzen“, sagte
die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für
Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Friedlinde
Gurr-Hirsch MdL, am Dienstag (17. August 2010) anlässlich der Eröffnung
einer Lehrbaustelle zum Trockenmauerbau in Rohracker (Stuttgart). Die
Trockenmauern seien aufgrund des zunehmenden wirtschaftlichen Drucks im
Weinbau stellenweise stark gefährdet. Darüber hinaus gebe es kaum noch
Experten, die eine Trockenmauer fachgerecht bauen oder instandsetzen
könnten.
„Der Weinbau droht in vielen Steillagen zurückzugehen. Dies liegt
daran, dass solche Weinberge nur mit sehr hohem Aufwand und einem
Höchstmaß an Idealismus zu bewirtschaften sind“, erklärte die
Staatssekretärin. Das Problem sei, dass sich die Arbeiten in den sehr
steilen Weinbergen nicht mechanisieren lassen würden, weil es hierfür
keine Maschinen gebe. Die Arbeit der Winzerinnen und Winzer sei daher
von mühevoller und teurer Handarbeit geprägt. „Wird der Weinbau dort
aufgegeben, dann ist auch der Erhalt der Trockenmauern gefährdet. Diese
verfallen dann nach und nach“, betonte die Staatssekretärin. Einer
Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten würde dadurch die Lebensgrundlage
entzogen, prägende Elemente einer wertvollen und einzigartigen
Kulturlandschaft wären für immer verloren. Deshalb setze sich das Land
schon lange für den Erhalt der Trockenmauern ein.
Ausgewogene Agrarpolitik dient Erhalt der Trockenmauern
„Der Rückgang des Weinbaus in vielen Steillagengebieten zeigt, dass
diese Weine aus Kostengründen am globalisierten Weinmarkt häufig nicht
wettbewerbsfähig sind. Aus diesem Grund muss die Förderung von
Steillagen innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU
weiterentwickelt werden“, sagte Gurr-Hirsch. So würden beispielsweise
die Beibehaltung der bestehenden Anbauregeln der EU sowie die Förderung
der Weinqualität den Erhalt der Weinbausteillagen und damit der
Trockenmauern begünstigen. „Dafür setzen wir uns auf nationaler und
internationaler Ebene ein. Wir haben unsere Forderungen in der
‚Stuttgarter Resolution‘ verankert, die Ende März 2010 gemeinsam von
baden-württembergischen
und mittel- und osteuropäischen Weinbauregionen in Stuttgart
verabschiedet wurde“, so die Staatssekretärin.
Lehrbaustelle liefert Tipps für Praktiker
Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien es aber auch rein
praktische Umstände, die die Trockenmauern gefährden würden. „Das Wissen
um den Bau und den Erhalt stabiler und solide gebauter Mauern droht in
Vergessenheit zu geraten. Die Reparatur und der Wiederaufbau einer
Trockenmauer ist sehr anspruchsvoll und erfordert ein wohlüberlegtes
Arbeiten“, betonte Gurr-Hirsch. Fachleute der Versuchsanstalt für
Gartenbau in Heidelberg würden gemeinsam mit erfahrenen Winzern und
einem erfahrenen Landschaftsbauer auf der neu eingerichteten
Lehrbaustelle in Stuttgart-Rohracker Trockenmauern sanieren und den
Baufortschritt sowie die einzelnen Arbeitsschritte in Wort und Bild
festhalten. Diese würden dann in einem zweiten Schritt in einer
Broschüre verarbeitet und den Winzerinnen und Winzern sowie Firmen, die
sich mit dem Bau von Trockenmauern beschäftigen möchten, zur Verfügung
gestellt.
Weitere Informationen zu den Themen Weinbau und Kulturlandschaft
finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum,
Ernährung und Verbraucherschutz unter
www.mlr.baden-wuerttemberg.de