22.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1358 | Ressort: Landwirtschaft | Produkte

Braugerstenanbau auf dem Rückzug

Hannover (agrar-PR) - Braugerstenrundfahrt   Kurz vor der Ernte lassen die niedersächsischen Braugerstenbestände gute Erträge erwarten. Das zeigte die Braugerstenrundfahrt der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des niedersächsischen Braugerstenanbaus im Raum Peine am vergangenen Donnerstag. Durch weitere Flächenrückgänge dürfte die Erntemenge aber unter 100.000 t sinken. Nur noch auf 17.000 bis 18.000 ha schätzt Hans-Jürgen Seele, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, den diesjährigen Anbau. Im vergangenen Jahr waren es noch 25.000 ha. Das sei viel zu wenig, meint er und weist auf den Bedarf von 200.000 t allein der Mälzereien in Salzgitter und Peine hin. Die Ursache für den Rückgang ist klar: „Bei der Wettbewerbsfähigkeit ist die Braugerste nicht gerade der Siegertyp“, stellte Seele bei der Rundfahrt fest. Vielmehr sei sie mittlerweile ein Nischenprodukt, allerdings mit exzellenten Anbauspezialisten. Als Motivation bräuchten die Anbauer Vorvertragspreise von 15 bis 16 Euro je dt. Bei Tagespreisen von 11 Euro je dt, die Marktexperte Alfred Reisewitz von der Agravis nannte und 13 Euro als „Ende der Fahnenstange“ definierte, gibt es indes mittlerweile viele Alternativen zur Braugerste.

Fehlende Marktsignale

Dies wurde auch auf der Rundfahrt deutlich, bei der viele Maisschläge und Biogasanlagen passiert wurden, die zurzeit eine deutlich höhere direktkostenfreie Leistung bieten. Allerdings komme der Zuchtfortschritt jetzt auch bei der Braugerste an, die damit wieder an Attraktivität gewinnen könne, stellte Seele zufrieden fest. Die Erträge neuer Sorten machten den Anbau interessant. Gleichwohl müsse der Markt mitkommen. Die Signale fehlen indes zurzeit. Obwohl der Selbstversorgungsgrad mit Braugerste in Deutschland insgesamt lediglich bei 50 Prozent liegt, sah Reisewitz bei der diesjährigen Ernte „kein Mengenproblem“. So werde die Qualität die Richtung der Vermarktung bestimmen.

Den Teilnehmern der Rundfahrt aus Anbau, Züchtung und Brauereiwirtschaft präsentierten sich die besichtigten Schläge in sehr gutem Zustand. So erwartete Seele einen Durchschnittsertrag von gut 50 dt je ha. Das liegt über dem Mittel der vergangenen fünf Jahre, aber niedriger als 2008. Die Erwartungen einzelner Betriebe reichten indes bis über 80 dt.

Hitzestress mit Folgen

Das musste allerdings mit hohem Aufwand erkauft werden. Bis zu fünf Regengaben waren bei einem bisherigen Niederschlagsdefizit von ungefähr 200 mm in diesem Jahr mit außergewöhnlichem Witterungsverlauf notwendig, die aber den natürlichen Regen nicht vollständig ersetzen konnten. Insbesondere Sorten mit längerem Stroh wie der Marthe war der Hitze- und Trockenstress seit April anzusehen. Auffällig waren viele Halme, bei denen die Ähren stecken geblieben waren. Dies solle sich aber nicht auf den Ertrag auswirken, so die Aussagen der Züchter. Schon nach der ersten Düngung hatten die Betriebe beregnen müssen, weil der Dünger sich durch die Trockenheit nicht löste und obendrauf lag. Manchen Beständen war dies durch geringere Bestockung anzusehen.

Nach wie vor beherrscht Marthe den Anbau mit 412 ha Vermehrungsfläche, ist aber deutlich auf dem Rückzug. Dagegen hat der „Newcomer“ Quench mit einem Anstieg von sieben ha im Jahr 2007 auf jetzt 354 ha kräftig aufgeholt, die Sorte kann aber noch nicht endgültig beurteilt werden. Auf der Verliererseite dagegen Braemar mit einem Rückgang seit 2007 von 184 auf nur noch 21 ha. Ebenfalls nicht der große Renner neben Marthe war die zum Anbau empfohlene Sorte Lisanne, die zwar im vergangenen Jahr kräftig zugelegt hatte, jetzt aber wieder von 109 auf 47 ha Vermehrungsfläche abgefallen ist.

Kontinuität wahren Für die Anbauer interessant ist daneben offenbar die Sorte Streif, deren Vermehrung von einem ha im vergangenen Jahr bereits auf 50 ha gestiegen ist. Hoffnungsvoll daneben die Neuzüchtung Grace, deren Versuchsanbau jetzt von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Braugerstenanbauer empfohlen wurde. Auf dem Schlag von Thomas Hancken in Eixe stand Grace im direkten Vergleich neben Marthe im Praxisanbau und begeisterte die Rundfahrtteilnehmer mit ihren langen Ähren und dicken Körnern. Allerdings sei Marthe deutlich gesünder, stellte Hancken fest. Bei der Sortenwahl sollten aber auch die Präferenzen und Bedürfnisse der Verarbeiter berücksichtigt werden: „Wir können nicht ständig die Sorten wechseln“, warnte Seele und forderte damit eine gewisse Kontinuität im Anbau.
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