Hannover (agrar-PR) - Kurz vor der Ernte lassen die niedersächsischen Braugerstenbestände
gute Erträge erwarten. Mit geschätzten 50 Dezitonnen (dt) wird der
durchschnittliche Ertrag vermutlich besser ausfallen als im Mittel der
vergangenen fünf Jahre, aber niedriger als im vergangenen Jahr. Das
zeigte nach Angaben des Landvolkes Niedersachsen die
Braugerstenrundfahrt der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des
niedersächsischen Braugerstenanbaus im Raum Peine. Durch erneute
Flächenrückgänge nach dem preisbedingten Wiederanstieg des Anbaus im
vergangenen Jahr dürfte die Erntemenge aber unter 100.000 t sinken. Nur
noch auf 17.000 bis 18.000 Hektar (ha) schätzt Hans-Jürgen Seele,
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, den diesjährigen Anbau. Im
vergangenen Jahr waren es 25.000 ha, auf denen ungefähr 150.000 t
geerntet wurden.
Das sei viel zu wenig, meint Seele und weist auf den Bedarf von
200.000 Tonnen (t) allein der Mälzereien in Salzgitter und Peine hin.
Die Ursache für den Rückgang ist klar: „Bei der Wettbewerbsfähigkeit
ist die Braugerste nicht gerade der Siegertyp“, stellte Seele bei der
Rundfahrt fest. Vielmehr sei sie mittlerweile ein Nischenprodukt,
allerdings mit exzellenten Anbauspezialisten. Als Motivation bräuchten
die Anbauer Vorvertragspreise von 15 bis 16 Euro je dt. Bei
Tagespreisen von elf Euro je dt, die Marktexperte Alfred Reisewitz von
der Agravis nannte und zugleich 13 Euro als „Ende der Fahnenstange“
definierte, gibt es indes mittlerweile viele Alternativen zur
Braugerste. Dies wurde auch auf der Rundfahrt deutlich, bei der viele
Maisschläge und Biogasanlagen passiert wurden, die zurzeit deutlich
höhere Gewinne abwerfen. Immerhin ist dieser Tagespreis nur noch
ungefähr halb so hoch wie im vergangenen Jahr. Insgesamt erwartet der
Handel aber eine ausreichende Marktversorgung mit Braugerste, so dass
die Qualität die Vermarktung bestimmen wird.
Den Teilnehmern der Rundfahrt aus Anbau, Züchtung und
Brauereiwirtschaft präsentierten sich die besichtigten Schläge in sehr
gutem Zustand. Der musste allerdings mit hohem Aufwand erkauft werden.
Bis zu fünf Regengaben waren bei einem bisherigen Niederschlagsdefizit
von ungefähr 200 mm in diesem Jahr mit außergewöhnlichem
Witterungsverlauf notwendig. Der Hitze- und Trockenheitsstress war
manchen Beständen anzusehen. Dennoch glänzt die Braugerste mit einer
guten Kornausbildung, die Anbauer rechnen deshalb neben guten Erträgen
auch mit einer guten Qualität. Hoffnungen setzen sie auch auf neue
Sorten mit deutlich höheren Erträgen dank Fortschritten in der Züchtung.