05.05.2010 | 00:00:00 | ID: 5629 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

AGES untersucht Vergiftungsverdachtsfälle bei Bienen

Wien (agrar-PR) - Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) evaluiert im Auftrag des Lebensministeriums (BMLFUW) laufend die durch das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) gesetzten restriktiven Auflagen und risikomindernden Maßnahmen für insektizide Mais- und Kürbisbeizmittel zum Schutz der Umwelt, insbesondere der Bienen. Die aus Vorsorgegründen gesetzten Maßnahmen für den Maisanbau 2010 werden, wie auch schon 2009, durch das Projekt "Melissa" (Finanzierung Bund-Länder) auf mögliche Auswirkungen auf Bienen überprüft. Das Schadensausmaß in Bienenvölkern dürfte heuer noch deutlich geringer als im Vorjahr ausfallen. Das Ausbleiben von Vergiftungsverdachtsmeldungen in einigen Problemgebieten des Jahres 2009 kann als Indiz gewertet werden, dass die Auflagen der "Österreichischen Beizmittelstrategie 2009/2010" bei fachgerechter Umsetzung in der Praxis Schaden in Bienenvölkern vermeiden.

Statusbericht Bienenmonitoringprogramm "Melissa"

Am Institut für Bienenkunde der AGES werden derzeit aktuelle Vergiftungsverdachtsfälle von Bienenvölkern im Zusammenhang mit der Maisaussaat 2010 untersucht, Meldungen über tote bzw. geschädigte (z.B. flugunfähige) Bienen zentral erfasst und durch Rückstandsuntersuchungen bzw. Freilanderhebungen abgeklärt: Es gibt aus Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark vereinzelte und regional beschränkt Meldungen von geringfügig bis erhöhtem Bienentotenfall, die möglicherweise im Kontext mit der Verwendung von insektizidgebeiztem Mais- und Kürbissaatgut festgestellt wurden. Aus den bisherigen Erhebungen lässt sich erkennen, dass die Anzahl betroffener Imker zirka das Vorjahresniveau erreichen dürfte. Laut Mitteilung bereits 2009 betroffener Imker ist jedoch die Stärke der beobachteten Bienenschäden heuer deutlich geringer. Es gibt allerdings auch einige regional begrenzte neue Vergiftungsverdachtsfälle (Imker und Betriebe) sowie Betriebe, die sowohl im Vorjahr als auch heuer Bienenschäden beobachtet haben. Diesen Fällen wird gesondert nachgegangen, um durch Vor-Ort-Erhebungen im entsprechenden Umkreis - in Kombination mit den Ergebnissen der Rückstandsuntersuchungen - mögliche Ursachen abzuklären.

Die Ergebnisse der Analysen von Bienen-, Pflanzen- und Bienenbrotproben auf Rückstände von insektiziden Beizmitteln und auf Krankheitserreger (Varroamilben, Darmzellparasiten, Viren, u. a.) aus den heurigen Vergiftungsverdachtsfällen werden publiziert. Diese Untersuchungen beschränken sich nicht nur auf tote bzw. geschädigte Bienen: Es wird auch das so genannte "Bienenbrot" (in den Waben eingelagerte Pollen) auf Rückstände analysiert. So kann eine eventuelle Kontamination nachgewiesen werden, auch wenn keine Bienen zu Schaden gekommen sind. Aus dem Vergleich der Rückstandswerte insektizider Beizmittelwirkstoffe der Jahre 2009/2010 wird dann ein Rückschluss auf die Wirksamkeit der gesetzten Vorbeugungsmaßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen möglich sein. Die vorläufigen Ergebnisse des Jahres 2009 wurden bereits im Projekt-Zwischenbericht in der Projektdatenbank Dafne des BMLFUW bzw. in der Imkerfachzeitschrift "Bienenaktuell" [4(4), 9-13] veröffentlicht.  Statusbericht Beizmittelstrategie 2009/10

Die vom BAES im Vorjahr vorgeschriebenen Maßnahmen wurden heuer in vollem Ausmaß wirksam. Diese Maßnahmen setzen auch eine lückenlose Umsetzung in der Praxis der Landwirtschaft voraus. Unter diesen Voraussetzungen ergab die Risikobewertung der AGES ein annehmbares Risiko für die Bienen und ihre Brut. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine einzige Biene durch den Einsatz von insektiziden Beizmitteln zu Schaden kommt, sondern dass der Schaden bei Bienen bzw. Bienenvölkern sehr gering ausfällt und damit in der Risikobewertung als annehmbar gelten kann. Durch gezielte Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen auf Ebene der Inverkehrbringung der Pflanzenschutzmittel (Beizmittel) und der Zertifizierung des gebeizten Saatguts hat das BAES die Einhaltung der neuen Bestimmungen des Pflanzenschutzmittelgesetzes und Saatgutgesetzes in Österreich überprüft. Für die Überwachung und Vor-Ort-Kontrolle in der landwirtschaftlichen Anwendung ist das jeweilige Bundesland zuständig.

Nutzen von gebeiztem Saatgut

Österreich hat international einen hervorragenden Ruf als Produzent von garantiert GVO-freiem Maissaatgut. Allerdings breiten sich Maisschädlinge, wie der Maiswurzelbohrer, unaufhaltsam aus. Aus gesetzlich vorgeschriebenen Gründen muss der Maiswurzelbohrer - er gilt in der EU als Quarantäneschaderreger - mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden. Mit zwei Drittel der gesamten Futtergetreideproduktion und fast ein Viertel der Ackerfläche in Österreich ist Mais eine bedeutende Kulturpflanze, die seit 2002 durch diesen Maisschädling bedroht wird. Viele Betriebe könnten ihre Bewirtschaftungsform ohne den Einsatz von Saatgutbehandlungsmitteln nicht aufrechterhalten. Ein Verlust der insektiziden Saatgutbehandlungsmittel hätte gravierende Folgen für die Maisproduktion bzw. in weiterer Folge auch für die Tierproduktion in Österreich. Ein Verbot insektizider Maisbeizmittel steht auch nach derzeitiger Risikobewertung des BAES nicht zur Diskussion. Die Schäden in Deutschland und Italien aus der Vergangenheit kamen unter anderen Voraussetzungen zustande. Die von Österreich schon bisher getroffenen Vorsorgemaßnamen ergeben im Gegensatz dazu ein wissenschaftlich abgesichertes annehmbares Risiko für den Einsatz von Saatgutbehandlungsmitteln. Mit dem Projekt "Melissa" werden dazu in Kürze noch zusätzliche Auswertungen vorliegen, die eine weitere Bewertung und Feinabstimmung möglich machen werden.
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