Wien (agrar-PR) - Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) evaluiert im Auftrag des Lebensministeriums (
BMLFUW) laufend die durch das Bundesamt für Ernährungssicherheit (
BAES)
gesetzten restriktiven Auflagen und risikomindernden Maßnahmen für
insektizide Mais- und Kürbisbeizmittel zum Schutz der Umwelt,
insbesondere der Bienen. Die aus Vorsorgegründen gesetzten Maßnahmen
für den Maisanbau 2010 werden, wie auch schon 2009, durch das Projekt "
Melissa"
(Finanzierung Bund-Länder) auf mögliche Auswirkungen auf Bienen
überprüft. Das Schadensausmaß in Bienenvölkern dürfte heuer noch
deutlich geringer als im Vorjahr ausfallen. Das Ausbleiben von
Vergiftungsverdachtsmeldungen in einigen Problemgebieten des Jahres
2009 kann als Indiz gewertet werden, dass die Auflagen der "
Österreichischen Beizmittelstrategie 2009/2010" bei fachgerechter Umsetzung in der Praxis Schaden in Bienenvölkern vermeiden.
Statusbericht Bienenmonitoringprogramm "Melissa"Am
Institut für Bienenkunde der AGES werden derzeit aktuelle
Vergiftungsverdachtsfälle von Bienenvölkern im Zusammenhang mit der
Maisaussaat 2010 untersucht, Meldungen über tote bzw. geschädigte (z.B.
flugunfähige) Bienen zentral erfasst und durch Rückstandsuntersuchungen
bzw. Freilanderhebungen abgeklärt: Es gibt aus Oberösterreich,
Niederösterreich und der Steiermark vereinzelte und regional beschränkt
Meldungen von geringfügig bis erhöhtem Bienentotenfall, die
möglicherweise im Kontext mit der Verwendung von insektizidgebeiztem
Mais- und Kürbissaatgut festgestellt wurden. Aus den bisherigen
Erhebungen lässt sich erkennen, dass die Anzahl betroffener Imker zirka
das Vorjahresniveau erreichen dürfte. Laut Mitteilung bereits 2009
betroffener Imker ist jedoch die Stärke der beobachteten Bienenschäden
heuer deutlich geringer. Es gibt allerdings auch einige regional
begrenzte neue Vergiftungsverdachtsfälle (Imker und Betriebe) sowie
Betriebe, die sowohl im Vorjahr als auch heuer Bienenschäden beobachtet
haben. Diesen Fällen wird gesondert nachgegangen, um durch
Vor-Ort-Erhebungen im entsprechenden Umkreis - in Kombination mit den
Ergebnissen der Rückstandsuntersuchungen - mögliche Ursachen abzuklären.
Die
Ergebnisse der Analysen von Bienen-, Pflanzen- und Bienenbrotproben auf
Rückstände von insektiziden Beizmitteln und auf Krankheitserreger
(Varroamilben, Darmzellparasiten, Viren, u. a.) aus den heurigen
Vergiftungsverdachtsfällen werden publiziert. Diese Untersuchungen
beschränken sich nicht nur auf tote bzw. geschädigte Bienen: Es wird
auch das so genannte "Bienenbrot" (in den Waben eingelagerte Pollen)
auf Rückstände analysiert. So kann eine eventuelle Kontamination
nachgewiesen werden, auch wenn keine Bienen zu Schaden gekommen sind.
Aus dem Vergleich der Rückstandswerte insektizider Beizmittelwirkstoffe
der Jahre 2009/2010 wird dann ein Rückschluss auf die Wirksamkeit der
gesetzten Vorbeugungsmaßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen
möglich sein. Die vorläufigen Ergebnisse des Jahres 2009 wurden bereits
im
Projekt-Zwischenbericht in der Projektdatenbank Dafne des BMLFUW bzw. in der
Imkerfachzeitschrift "Bienenaktuell" [4(4), 9-13] veröffentlicht.
Statusbericht Beizmittelstrategie 2009/10Die
vom BAES im Vorjahr vorgeschriebenen Maßnahmen wurden heuer in vollem
Ausmaß wirksam. Diese Maßnahmen setzen auch eine lückenlose Umsetzung
in der Praxis der Landwirtschaft voraus. Unter diesen Voraussetzungen
ergab die Risikobewertung der AGES ein annehmbares Risiko für die
Bienen und ihre Brut. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine einzige
Biene durch den Einsatz von insektiziden Beizmitteln zu Schaden kommt,
sondern dass der Schaden bei Bienen bzw. Bienenvölkern sehr gering
ausfällt und damit in der Risikobewertung als annehmbar gelten kann.
Durch gezielte Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen auf Ebene der
Inverkehrbringung der Pflanzenschutzmittel (Beizmittel) und der
Zertifizierung des gebeizten Saatguts hat das BAES die Einhaltung der
neuen Bestimmungen des Pflanzenschutzmittelgesetzes und Saatgutgesetzes
in Österreich überprüft. Für die Überwachung und Vor-Ort-Kontrolle in
der landwirtschaftlichen Anwendung ist das jeweilige Bundesland
zuständig.
Nutzen von gebeiztem SaatgutÖsterreich
hat international einen hervorragenden Ruf als Produzent von garantiert
GVO-freiem Maissaatgut. Allerdings breiten sich Maisschädlinge, wie der
Maiswurzelbohrer, unaufhaltsam aus. Aus gesetzlich vorgeschriebenen
Gründen muss der Maiswurzelbohrer - er gilt in der EU als
Quarantäneschaderreger - mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
bekämpft werden. Mit zwei Drittel der gesamten Futtergetreideproduktion
und fast ein Viertel der Ackerfläche in Österreich ist Mais eine
bedeutende Kulturpflanze, die seit 2002 durch diesen Maisschädling
bedroht wird. Viele Betriebe könnten ihre Bewirtschaftungsform ohne den
Einsatz von Saatgutbehandlungsmitteln nicht aufrechterhalten. Ein
Verlust der insektiziden Saatgutbehandlungsmittel hätte gravierende
Folgen für die Maisproduktion bzw. in weiterer Folge auch für die
Tierproduktion in Österreich. Ein Verbot insektizider Maisbeizmittel
steht auch nach derzeitiger Risikobewertung des BAES nicht zur
Diskussion. Die Schäden in Deutschland und Italien aus der
Vergangenheit kamen unter anderen Voraussetzungen zustande. Die von
Österreich schon bisher getroffenen Vorsorgemaßnamen ergeben im
Gegensatz dazu ein wissenschaftlich abgesichertes annehmbares Risiko
für den Einsatz von Saatgutbehandlungsmitteln. Mit dem Projekt
"Melissa" werden dazu in Kürze noch zusätzliche Auswertungen vorliegen,
die eine weitere Bewertung und Feinabstimmung möglich machen werden.