Bonn (agrar-PR) - Artenschutz mit der Landwirtschaft – rheinische
Landwirte gehen mit gutem Beispiel voran. Sie haben bereits über 3 000
Feldlerchenfenster angelegt, und zahlreiche Lebensräume für Kiebitze
geschaffen, etwa Flachgewässer für Kreuzkröten sowie Streuobstwiesen für
den Steinkauz bereitgestellt. Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
koordiniert solche Natur- und Artenschutzmaßnahmen in enger Kooperation
mit den Landwirten.
Für den damit verbundenen Ertragsausfall und Mehraufwand erhalten die
Landwirte eine Vergütung. Damit auch die Bevölkerung erfährt, dass
Landwirtschaft und Artenschutz gut zusammenpassen, machen
Informationstafeln am Rand der Flächen auf die Leistungen der Betriebe
für den Artenschutz aufmerksam. Mit diesen Aktionen tragen die Landwirte
dazu bei, dass die Bestände der Arten bewahrt und weiterentwickelt
werden, die auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere in
Nordrhein-Westfalen stehen.
Der Platz an der Sonne im Kleingewässer
Theo Brauweiler schützt Kreuzkröten
„Es stört nicht bei der Bewirtschaftung“, erklärt Theo Brauweiler aus
Sankt Augustin. Der Ackerbauer stellt eine rund 20 m2 große,
feuchte Senke im Acker für Kreuzkröten zur Verfügung. „Ich umfahre die
Stelle einfach bei der Bearbeitung des Ackers und spare Düngung und
Pflanzenschutz aus. Dazu bringe ich an dieser Stelle die Saat in einem
doppelten Reihenabstand aus, so dass die Kreuzkröte genug Licht hat“,
erklärt er zur Umsetzung der Artenschutzmaßnahme. Der Vorsitzende der
Kreisbauernschaft Bonn - Rhein-Sieg ist es wichtig zu zeigen, dass der
Erhalt der Artenvielfalt in und mit der Landwirtschaft funktioniert und
dass er der Kreuzkröte mit dieser einfachen Maßname eine neue Heimat
bieten kann.
Klein aber oho – das trifft auch auf die Kreuzkröte zu. Sie liebt
offene Biotope mit sandigem, trockenem Untergrund. Mit einer Körperlänge
von 4 bis 8 cm ist sie die kleinste einheimische „echte“ Krötenart. Das
metallische „ärr…ärr…ärr“ ihres Paarungsrufes ist in windstillen
Nächten noch bis zu 2 km weit zu hören. 250 ihrer Art gibt es noch in
Nordrhein-Westfalen. Ihr bevorzugtes Laichgewässer sind sonnenexponierte
Flach- und Kleingewässer wie Überschwemmungstümpel, Pfützen, Lachen
oder Heideweiher. In Nordrhein-Westfalen gilt die Kreuzkröte, Bufo
calamita, als „gefährdet“. Sie verliert ihren Lebensraum etwa durch
Rekultivierung und Verfüllung von Kiesgruben oder bei Zerschneidung des
Lebensraumes durch Straßenbau sowie durch Nutzung von Brachflächen.
Feucht und Grün muss es sein
Leo Gerick
setzt sich für den Kiebitz ein
Neuen Lebensraum für Kiebitze schafft Leo Gerrick, Betriebsleiter des
Gut Vogelsangs des Max-Planck-Instituts, in Köln-Widdersdorf. „Die
Stiftung Rheinische Kulturlandschaft sprach mich an, als sie Flächen für
den Kiebitz im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme suchte“, erzählt der
Ackerbauer von den Anfängen des Projektes. Mit 4,5 ha setzt er sich nun
für den Charaktervogel offener Grünlandgebiete ein. Dazu stellt er eine
Grünlandbrache und mehrere Blühstreifen zur Verfügung. Auf der Brache
brütet der Kiebitz, im Blühstreifen findet er Insekten als Nahrung für
seine Junge. „Die Blühstreifen kommen auch bei den Anwohnern, die hier
oft joggen oder mit dem Hund Gassi gehen, sehr gut an“, bringt er einen
zusätzlichen Pluspunkt für das Projekt an.
Eigentlich bevorzugt der Kiebitz feuchte, extensiv genutzte Wiesen
und Weiden. Seit einigen Jahren besiedelt er verstärkt auch Ackerland.
Dort ist der Bruterfolg stark abhängig von der
Bewirtschaftungsintensität und fällt oft sehr gering aus. Nach einem
erheblichen Rückgang seit den 70er Jahren haben sich die Bestände
mittlerweile stabilisiert. Der Gesamtbestand wird auf 20 000 bis 27 000
Brutpaare in Nordrhein-Westfalen geschätzt. Im Rheinland ist der Vogel
vor allem in den Börden der Kölner Bucht sowie am Niederrhein
verbreitet.
Eine Fehlstelle im Acker hilft bei der Landung
Friedhelm Decker legt Feldlerchenfenster an
„Als naturverbundener Mensch liegen mir die Bewahrung der
Kulturlandschaften und der Erhalt der Vielfalt in meiner Heimat am
Herzen“, stellt Friedhelm Decker heraus. Der Ackerbauer geht als
Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes und als Vorsitzender
der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft mit gutem Beispiel voran und
hat gleich 50 Lerchenfenster auf seinen Äckern im Raum Rommerskirchen
angelegt.
Als ursprünglicher Steppenbewohner ist die Feldlerche eine
Charakterart der offenen Feldflur. Sie besiedelt reich strukturiertes
Ackerland, extensiv genutzte Grünländer und Brachen sowie größere
Heidegebiete. Die Feldlerche steht auf der Roten Liste der bedrohten
Vogelarten in Nordrhein-Westfalen. Seit den 70er-Jahren sind die
Brutbestände durch intensive Flächennutzung der Landwirtschaft stark
zurückgegangen und liegt aktuell bei etwa 116 000 Brutpaaren.
Indem Decker wie rund 90 weitere Landwirte im Rheinland ein
Feldlerchenfenster – eine mindestens 20 m² große Lücke im
Getreidebestand – anlegt, hilft er dem Bodenbrüter in die ansonsten
meist zu dicht stehenden Getreidebestände einfliegen zu können – ein
Landeplatz für den Charaktervogel der offenen Agrarlandschaft. In der
Nähe der Lerchenfenster, inmitten des Getreidefeldes, legt der Vogel
seine Nester an.
Eine Höhle inmitten der offenen Grünlandschaft
Georg
Grooten macht sich für den Steinkauz stark
Ackerbauer Georg Grooten aus Aachen schafft Lebensraum für
Steinkauze, indem er aus einer Ackerfläche eine extensive Weide und aus
einer intensiv genutzten Weide eine extensiv genutzte Weidefläche
gemacht hat. „Mit dieser Maßnahme kann ich für ein positives Image der
Landwirtschaft sorgen“, erklärt er seine Motivation. Zudem lohne es
sich, denn der Flächenverlust für die Landwirtschaft könne mit solchen
Programmen verringert werden.
Mit zusätzlichen Obstbäumen bietet er dem Steinkauz eine
Brutmöglichkeit. Denn die kleine Eule liebt offene und grünlandreiche
Kulturlandschaften mit einem guten Höhlenangebot. Auf den extensiv
genutzten Flächen findet der Bodenjäger ein ausreichendes
Nahrungsangebot. Da der Steinkauz in Nordrhein-Westfalen einen
mitteleuropäischen Verbreitungsschwerpunkt bildet, kommt dem Land laut
dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium eine besondere
Verantwortung für den Schutz der Art zu. Der Gesamtbestand wird auf 6
000 Brutpaare geschätzt.