Hannover (agrar-PR) - Die Erfindung des Traktors war für die Landwirtschaft ein
Meilenstein, auf die Anzahl der Kaltblutpferde in Niedersachsen wirkte
der technische Fortschritt jedoch verheerend. Noch vor 60 Jahren gab es
über 10.000 Kaltblutstuten in diesem Bundesland, doch zum Pflügen oder
als Zugpferde wurden sie durch die zunehmende Technisierung bald
überflüssig, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Nach einem Einbruch
im Bestand zum Ende der 1970er Jahre haben es eifrige Züchter
geschafft, das Stammbuch für Kaltblutpferde in Niedersachsen wieder mit
etwa 220 Zuchtstuten zu füllen, die sieben verschiedenen Rassen
angehören. Diese Entwicklung war möglich, da das Stammbuch für alle
Kaltblutrassen geöffnet wurde. Während vorher nur die Rasse
Rheinisch-Deutsches Kaltblut Anerkennung fand, wurden nun
beispielsweise auch das Schleswiger oder das Süddeutsche Kaltblut und
der Schwarzwälder Fuchs, sowie ausländische Rassen anerkannt. Die
Zugehörigkeit zum Verband ist an dem besonderen Brandmal zu erkennen:
Der Wolfsangel im Rhombus.
Einsatz als Arbeitspferde finden sie heute noch im Forst und auch
auf wenigen landwirtschaftlichen Betrieben. Nach Angaben von
Kaltblutexperte Dr. Uwe Clar von der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen sträubt sich allerdings besonders die Niedersächsische
Forstwirtschaft gegen den Einsatz von Kaltblütern als Rückepferde: „Der
Naturschutz- und Tourismuswert, der beim Einsatz dieser Tiere erbracht
wird, wird aus Kostengründen missachtet und es werden lieber
maschinelle Vollernter im Wald eingesetzt.“
Inzwischen erfreuen sich die umgänglichen Vierbeiner wieder einer
wachsenden Beliebtheit im Hobby- und Tourismusbereich. Vor dem
Planwagen hat sich der Kaltblüter im Heidetourismus etabliert und seine
wirtschaftliche Bedeutung zurückerobert, und auch als Hobbypferd wird
er als leistungsbereites Tier vor der Kutsche geschätzt! Der große
Vorteil liegt nach Meinung von Clar darin, dass Kaltblutpferde kein
tägliches Training benötigen und dank ihres guten Charakters zum
Beispiel auch nur an den Wochenenden eingesetzt werden können. Als
Reitpferd eignen sich die schweren Kaltblüter nur für Gelände und
Freizeitreiter, Leistungen in Dressur oder Springen, wie sie die
Warmblutpferde erbringen, sind nicht denkbar. Bei Leistungsprüfungen
werden die Zuchttiere auf diesen guten Charakter und ihre Zieh- und
Fahreigenschaften getestet. Dabei pflegt der Zuchtverband, der in
Niedersachsen annähernd alle Kaltblutpferde erfasst, eine enge
Zusammenarbeit mit dem Landgestüt Niedersachsen. Gemeinsam versuchen
sie, diese ehemals vom Aussterben bedrohte Rasse zu retten. Weitere
Informationen und die Termine für Fohlen- und Stutenschauen erhalten
Sie auf
www.kaltblutpferde-nds.de.