24.03.2010 | 00:00:00 | ID: 5191 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Maul- und Klauenseuche

Mödling (agrar-PR) - MKS = Maul- und Klauenseuche, engl. = Foot and mouth disease

Kurzfassung

Der Erreger ist ein Aphtovirus mit 7 Serotypen und unterschiedlichen Untertypen ohne Kreuzimmunität. Das Wirtsspektrum umfasst vor allem Klauentiere, mit geringer Letalität (außer Kälber) und hoher Morbidität. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 7 Tage. Nach Eindringen des Erregers in den Wirt kommt es zuerst zu einer Virämie mit Fieber sowie zu einer Virusausscheidung über Speichel, Aphtenflüssigkeit und Milch schon während der Inkubationszeit. Die Tiere zeigen typische Schleimhautläsionen, Aphten (Blasen), die ohne Narbenbildung abheilen. Die Aphten befinden sich im Maulbereich, am Euter und an den Klauen. Bei Schafen ist die klinische Diagnostik erschwert, da die klinischen Symptome nicht so stark ausgebildet sind wie bei Rind oder Schwein.

Differentialdiagnostisch kommen BKF, Stomatitis papulosa, BHV-2, BVD/MD, Lippengrind etc. in Betracht. In Sachen Bekämpfung hat die EU eine strikte Nicht-Impfpolitik sowie Keulung der infizierten Tiere angeordnet.

Informationen über den Ausbruch 2007 in England sowie
Informationen für Reisende


Erreger

Das Maul- und Klauenseuchevirus (MKS) ist ein unbehülltes RNA-Virus, das zum Genus „Aphtovirus“ der Familie „Picornaviridae“ (lateinisch „pico“ = klein) mit derzeit insgesamt 7 Serotypen gehört, wobei innerhalb der einzelnen Serotypen zahlreiche Untertypen vorkommen.

Historisch sind die 7 Serotypen bezeichnet als

1) A für „Allemagne“
2) O für Departement „Oise“
3) C
4) Asia 1 für den ersten asiatischen Nachweis
5-7) SAT 1-3 für “South African Territories”

Das MKS-Virus ist ein positiv einzelsträngiges RNA-Virus (ss(+)RNA), das ca. 8.500 Nukleinsäurebasen enthält, die von vier Strukturproteinen umgeben sind.

Der Erreger zeigt typisch hohe Affinität zum Epithelgewebe:

* Epitheliotropismus: Haut und kutane Schleimhäute
* Myotropismus: Skelett- und Herzmuskulatur
* Neurotropismus (sehr selten): Nervengewebe

Auftreten, Verbreitung

Die erste schriftliche Erwähnung der Krankheit datiert aus dem Jahr 1514, als Fracastorius in Italien ein ähnliches Krankheitsbild beim Rind beschrieb. Im Rahmen der ersten Versuche zur Abgrenzung von bakteriellen Krankheitserregern gelang es Friedrich Löffler 1897, als erstes tierisches Virus den MKS-Erreger einer Virusnatur zuzuordnen.

Das MKS-Virus ist nahezu weltweit verbreitet, lediglich in Neuseeland wurden bislang keine MKS-Ausbrüche registriert. Sehr häufig kommt die Krankheit in Afrika, Asien und in weiten Teilen Südamerikas vor.

Europa war häufig von MKS-Epizootien oder gar Panzootien betroffen. Besonders schwere Seuchenzüge gab es 1910 bis 1912, 1919 bis 1921, 1937 bis 1939 und 1950 bis 1952. Auch im 21. Jahrhundert wurde in Europa MKS zweimal in Großbritannien festgestellt: Eine Epizootie von 19. Februar 2001 bis 14. Jänner 2002 und MKS-Ausbrüche in Surrey vom 3. August 2007 bis Oktober 2007 (MKS-Freiheit formal ab 22. Februar 2008). In Österreich war der letzte Ausbruch im Jahr 1981.

Wirtstiere, Gefährdung für den Menschen

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochkontagiöse Viruserkrankung bei Rindern, Schweinen und auch anderen Paarhufern wie Rehen, Ziegen und Schafen. Aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind für MKS nicht empfänglich; eine Infektion des Menschen (z. B. über Wunden) kann gelegentlich auftreten.

Übertragung

Die Übertragung erfolgt großteils aerogen (über den Wind kann das Virus mehrere Kilometer weit verbreitet werden), weiters auch über kontaminiertes Material, Futter, Kontakt zu anderen Tieren und Personen.

Symptome

Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 7 Tage. Meist ist die ganze Herde betroffen.

Generelle Symptome bei allen betroffenen Tierarten:

* Aphtenbildung (kleine Geschwüre) am Euter (Zitze, Widerstand gegen Melkgeschirr), an den Klauen (Zwischenklauenspalt, Kronsaum, beim Schwein Aphten bis zum Tarsalgelenk, Bewegungsunlust, trippeln, langsames Aufstehen) und im Maulbereich (Lippeninnenseite, Zunge, Zahnfleisch, Tiere speicheln und zeigen verminderte Fresslust)
* Fieber (40-42° C)
* Schmerzen
* Apathie

Weitere Symptome beim Rind:

* Milchkühe: Rückgang der Milchleistung
* hohe Sterblichkeitsrate bei Kälbern (bis zu 75 %)

Weitere Symptome beim Schwein:

* Veränderungen im Klauen-/Extremitätenbereich sehr stark: Ausschuhen möglich
* Todesfälle bei Ferkeln ohne klinische Symptome möglich

Weitere Symptome beim Schaf:

* Symptome sehr unauffällig
* meistens „Lahmgehen“ einzige klinische Erscheinung

Bedeutung

Die Maul- und Klauenseuche ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Mit dem lebenden Virus darf nur in einem L3-Labor gearbeitet werden.

Bekämpfung, weitere Maßnahmen

Die Bekämpfung konzentriert sich auf die Erkennung, Isolierung und Ausmerzung der infizierten MKS-positiven Tiere sowie auf die Kontrolle des Tierverkehrs, um die Erregerverbreitung zu verhindern. Durch serologische Untersuchungen wird die Seuchenfreiheit Österreichs überwacht.

Gesetzliche Bestimmungen

* Tierseuchengesetz RGBl. Nr. 177/1909
* MKS-Verordnung BGBl. II Nr. 199/2008
* Krisenplan Maul- und Klauenseuche i.d.g.F.

BMGFJ: Krisenplan Maul- und Klauenseuche 2000

BMGFJ: Kundmachungen Maul-und Klauenseuche

BMGFJ: Tierseuchenbekämpfung-Übung MKS

EU-Organisationen:

Bundesamt für Veterinärwesen BVET/Schweiz

OIE

ACHTUNG: Hier finden Sie ausgewählte Rechtstexte aus dem Bereich der Europäischen Union und der österreichischen Rechtssprechung (Gesetze, Verordnungen sowie Kundmachungen).

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Nachweisverfahren

Als Probenmaterialien sind geeignet:

* Blut (Serum)
* Epithelgewebe (Blasen- und eventuell Rachengewebe)
* Blasenflüssigkeit
* Probangmaterial

Der Nachweis von MKS aus obigen Materialien ist mit folgenden Verfahren möglich:

* Serologische Testverfahren zur Antikörperbestimmung (ELISA, Serumneutralisationstest)
* Molekularbiologische Identifizierung (Serum, Blasenflüssigkeit, Epithelgewebe und Probangmaterial
* MKS-Virusanzüchtung (Serum, Blasenflüssigkeit, Epithelgewebe und Probangmaterial)
Pressekontakt
Frau Dr. Ingrid Kiefer
Telefon: +43 (0)505 - 5525000
E-Mail: ingrid.kiefer@ages.at
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Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES)
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