09.06.2015 | 16:15:00 | ID: 20480 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Signal zum Sammeln: Märkische Bienen summen nun über der Brandenburger Landesvertretung in Berlin

Berlin (agrar-PR) - Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger und Brandenburgs Bundesrats-Staatssekretär Thomas Kralinski haben heute auf dem Dach der Landesvertretung in Berlin die Fluglöcher an zwei in den märkischen Farben gestrichenen Bienenbeuten geöffnet und damit das Signal zum Sammeln gegeben.
Die beiden Neu-Berliner Völker werden vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf zur Verfügung gestellt, die notwendigen Beuten vom Landesverband Brandenburgischer Imker e.V. (LVBI), der auch die Betreuung der Bienen übernehmen wird.

Die beiden Bienenvölker werden von Prof. Kaspar Bienenfeld vom Länderinstitut für Bienenkunde (LIB) Hohen Neuendorf übergeben. Der Leiter des LIB ist zugleich mit Lehr- und Forschungsauftrag vom Albrecht-Daniel-Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin berufen. Rund 3.000 Bienenvölker werden in der deutschen Hauptstadt gezählt. Die Stadtlandschaft bietet mit ihren vielen Grünflächen, Balkons und Brachen für Bienen ein reiches Betätigungsfeld.

Informationen zur Bienenhaltung im Land Brandenburg

Angesichts des Rückgangs der Wildbienen haben Imker mit ihrem Hobby eine wichtige Funktion bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen und der Produktion von Honig übernommen. Altersbedingt, aber auch aufgrund von preiswerteren Honigimporten und Bienenkrankheiten war die Zahl der Imker und Bienenvölker im Land Brandenburg in den Neunzigerjahren massiv eingebrochen.

„Daher hat das Brandenburger Agrarministerium bereits seit mehr als zehn Jahren finanzielle und organisatorische Unterstützung bereitgestellt, um die Imker im Land beziehungsweise im Verbund mit anderen Bundesländern zu fördern“, so Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger, „mit dem Ergebnis, dass seit 2005 wieder ein Anstieg vermeldet werden kann.“ 1989 wurden auf Brandenburger Gebiet 124.000 Völker bei 7.200 Imkern registriert.

Zum Jahresende 2012 waren in Brandenburg bei den dafür zuständigen Veterinärämtern landesweit 3.539 Imker gemeldet, die etwa 38.900 Bienenvölker betreut haben. Die Honigproduktion in Brandenburg stieg 2012 auf 1.345 Tonnen und damit um 3,6 Prozent gegenüber 2011. Im Vergleich zur Abfrage vom Dezember 2002 (2.392 Imker/16.000 Völker) nahm die Zahl der registrierten Bienenhaltungen in zehn Jahren um 48 Prozent zu, ohne wieder das Vorwendeniveau zu erreichen.

In der laufenden EU-Förderperiode bis 2020 wird die Bienenhaltung insbesondere durch Agrarumwelt-Klimaschutzmaßnahmen unterstützt. Hierzu zählen zum Beispiel die Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Verbot der Anwendung von mineralischer und chemisch-synthetischer Stickstoffdüngung und Pflanzenschutzmittel sowie dem Verzicht auf wendende und lockernde Bodenbearbeitung bei Erneuerung der Grünlandfläche, die Anlage, Pflege und Bewirtschaftung von Schonstreifen oder Ackerrandstreifen beziehungsweise Ackerrandflächen (hier ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und von stickstoffhaltigen Düngemitteln verboten), die Pflege und regelmäßige Bewirtschaftung von extensiv genutzten Obstbeständen, die Beibehaltung von Zwischenfrüchten oder Untersaaten über den Winter.

Im Rahmen des neu eingeführten Greeningkatalogs wirkt der Erhalt von Dauergrünlandflächen (Wiesen und Weiden), der obligatorische Fruchtartenwechsel beim Anbau von Kulturen auf Ackerflächen, die Einrichtung von ökologischen Vorrangflächen auf 5 Prozent der Ackerflächen (zum Beispiel durch brachliegende Flächen, Landschaftselemente, Pufferstreifen, Flächen mit Zwischenfruchtanbau, Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen) als Unterstützung für die Bienenhaltung.

Für mehr als 90 Prozent der Bienenhalter im Land ist Imkerei sinnvolle aber auch aufwändige Freizeitbeschäftigung. In Brandenburg sind drei Imkerverbände aktiv – der Landesverband Brandenburgischer Imker e.V. mit zirka 2.100 Mitgliedern, der Landesverband der Buckfastimker Berlin-Brandenburg e.V. mit 57 Mitgliedern, die Interessengemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Imker e.V. mit 207 Mitgliedern.

Brandenburg nutzt verschiedene Möglichkeiten der Förderung, um die Situation der Bienenhaltung zu verbessern. Über die EU-Honig-VO werden Zuwendungen für Maßnahmen zur Verbesserung der Erzeugungs- und Vermarktungsbedingungen für Bienenzuchterzeugnisse gewährt. Der Landesverband Brandenburgischer Imker e.V. (LVBI) erhält jährlich Zuwendungen in Höhe von 27.500 Euro für Projekte, die nicht nach der Honig-VO beihilfefähig sind. Im Rahmen der Förderung aus dem EU Agrarfonds ELER können Berufsimker)Investitionshilfen beantragen.

Mit dem Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf verfügt Brandenburg über das Knowhow einer anerkannten wissenschaftlichen Einrichtung in diesem Forschungsgebiet. Neben Brandenburg tragen Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen durch Projektförderung das Länderinstitut. Mit dieser Mehrländerfinanzierung gelang es, in Hohen Neuendorf eine in den neuen Bundesländern einmalige Forschungseinrichtung für die praxisorientierte Bienenforschung zu entwickeln.

Das Land Brandenburg als Sitzland fördert das Institut durch Infrastrukturkostenförderung (2014 mit 195.000 Euro) und Fachprojekte (2014 mit 317.000 Euro). Das Länderinstitut konnte in den vergangenen Jahren mit EU- und Landesmitteln grundsaniert werden. Die Kompetenz und Leistungsfähigkeit der wissenschaftlichen Einrichtung ist eng verbunden mit einer hervorragenden infrastrukturellen Ausstattung. Nur so ist es möglich, auf aktuelle Fragestellungen der Praxis zeitnah zu reagieren und attraktive Drittmittel einzuwerben.

Das vom Land finanzierte Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf ist anerkannter Partner in Forschung und Lehre und bei den Praktikern; das beweisen nicht zuletzt die oftmals ausgebuchten Lehrgänge. Die dort erzielten Ergebnisse zur Züchtung, zahlreicher Projekte und Untersuchungen zu Bienenkrankheiten werden unmittelbar den heimischen Imkern in den Lehrgängen und Veranstaltungen verfügbar gemacht. Mit seinen Dienstleistungen sowie über die Abgabe von 305 im Jahr 2012 aufgezogenen leistungsfähigen Weiseln unterstützt das Länderinstitut die Bienenhalter im Land.

Die größte Bedrohung für die heimischen Bienen ist nach wie vor die Varroa-Milbe. So ist die Züchtung varroatoleranter Bienen ein Hauptthema der Forschungsarbeiten am Institut. In den letzten Jahren gelang es, neue genetische Werkzeuge für die Züchtung krankheitsresistenter Honigbienen zu entwickeln. Um Krankheiten besser und schneller diagnostizieren zu können, wurden am Institut moderne Diagnoseverfahren für die verschiedensten Krankheitserreger entwickelt. So konnte der Erreger der anzeigepflichtigen Bienenseuche Amerikanische Faulbrut korrekt klassifiziert werden, womit die Diagnose über molekulare Methoden möglich wurde.

Bienen, Biodiversität und Landwirtschaft

Im Schnitt sechs bis zehn Sammelausflüge unternimmt eine Biene täglich. Für ein Bienenvolk ergeben sich bis zu 200.000 Ausflüge pro Tag. 120.000 Kilometer müsste eine einzelne Biene als Gesamtflugstrecke für 500 Gramm Honig zurücklegen. Dabei würde sie etwa dreimal um den Äquatorkreis fliegen. Pro Sammelflug trägt eine Honigbiene 25 bis 30 Milligramm Nektar zusammen. Bei der Verarbeitung des wasserreichen Nektars zu Honig halbiert sich die Masse auf nur 12,5 bis 15 Milligramm.

Rund 80 Prozent aller heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Honig- und Wildbienen als Bestäuber angewiesen. Bei einem Obstbaumbestand von 80 Millionen Obstbäumen in Deutschland kommt den Bienen durch ihre Bestäubungstätigkeit für die Obsternte eine unverzichtbare Rolle zu. Auch viele weitere Nutz- und Wildpflanzen sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Hierzu zählen neben Getreidearten auch Gemüse- und Weidepflanzen, insbesondere Fremdbestäuber wie Raps. (mlul-brandenburg)
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Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
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Entwicklung der Bienenhaltung in Brandenburg
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Quelle: mlul-brandenburg
Einzelförderung von Neuimkern
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