Hannover (agrar-PR) -
EIN KOMMENTAR VON Sabine Hildebrandt Liquidität Altkanzler
Helmut Schmidt wird gerne mit dem Satz zitiert: „Wer Visionen hat, soll
zum Arzt gehen.“ Aus Sicht der landwirtschaftlichen Unternehmer muss
das Gegenteil gelten: Wer keine Visionen hat, kommt leicht vom Weg ab.
Ein festes Koordinatensystem, das sie Schritt für Schritt zum Ziel
bringt, ist für die Unternehmensführung unerlässlich. Das gilt gerade
jetzt in der augenblicklichen Tiefpreisphase. Niedersachsens Banken
spüren die Liquiditätskrise bereits an einer deutlich gestiegenen
Kreditnachfrage aus dem Agrarsektor. Oft werden sie von sich aus aktiv
und suchen das Gespräch mit dem Betriebsleiterehepaar, um gemeinsam die
Situation zu analysieren.
Nun mag man den ohnehin unter Imageverlust leidenden Geldinstituten
unterstellen, dass sie keine Almosen zu vergeben haben und nur handeln,
um sich nicht am Ende selbst ganz unten auf der Ratingskala wieder zu
finden. Doch was landauf landab von den Beratern und Betroffenen
bemerkt wird, ist das ehrliche Bemühen der Kreditinstitute, um ihre
landwirtschaftlichen Kunden. Eigene Spezialistenteams mit studierten
Agraringenieuren stehen den Landwirten zur Seite, um die Situation zu
beleuchten. Die Banken haben den Bereich Ernährung, Landwirtschaft und
Neue Energien als Kernbranche längst erkannt. Ein Beispiel: Zwei
Großbanken im Raum Weser-Ems gaben gegenüber dieser Zeitung an, dass
sie rund 8.000 produzierende Landwirte betreuen, die ein Kreditvolumen
von 1,2 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Dies sind rund zehn Prozent
des Gesamtkreditvolumens, womit die Landwirte ganz klar eine Hausmacht
bilden. Die Bauern können also durchaus selbstbewusst auftreten.
Allgemein schätzen die Banken die landwirtschaftlichen Unternehmer
als Kundschaft mit hoher Eigenkapitaldecke. Außerdem haben die
Kreditinstitute bisher nur minimale Ausfälle im Bereich Landwirtschaft
verzeichnet. Dennoch ist damit zu rechnen, dass die Banken im Zuge des
Sicherungssystems Basel II die Zügel in den kommenden Monaten straffer
anziehen. Das müssen sie schon alleine deshalb, weil ihnen die
Bankenaufsicht verbindliche Vorgaben für das Risikomanagement
vorschreibt. Für die Landwirte bedeutet das, offensiv das Gespräch mit
dem Bankberater zu suchen. Dabei sollten auch die Möglichkeiten des
Liquiditätshilfeprogramms gezielt angesprochen werden. Ein schlüssigen
Plan mit klar umrissenen Zielen bildet die Basis. Die Banken erwarten
eine ausführliche Analyse des Betriebes, die ihnen aufzeigt, dass der
Unternehmer ein Spitzenmanager ist. Andererseits verstehen sie sich
auch als Partner für den Landwirt und den ländlichen Raum. In dieser
Funktion sind sie im Strukturwandel mehr als je zuvor gefordert.