Für viele Bauernfamilien hat sich ihre wirtschaftliche
Lage verschlechtert. Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe
ging im Wirtschaftsjahr 2008/09 um 24 Prozent zurück. Und auch das
laufende Wirtschaftsjahr wird nur wenige Verbesserungen bringen. Das
geht aus dem jüngsten Situationsbericht hervor, den DBV-Präsident Gerd
Sonnleitner kürzlich in Berlin vorstellte.
Einen massiven Einkommenseinbruch haben die deutschen
Landwirte haben im zurückliegenden Wirtschaftsjahr hinnehmen müssen.
Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe ging um rund 24
Prozent auf durchschnittlich 34.400 Euro zurück, sagte der Präsident
des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Berlin. Damit hatte ein Landwirt
im Schnitt monatlich rund 2.050 Euro Brutto zur Verfügung. Von diesem
Geld müsse er jedoch anders als ein „normaler" Arbeitnehmer noch
Neuinvestitionen für den Betrieb tätigen, sowie
Sozialversicherungsbeiträge und Geld für die Altenteiler leisten,
betonte Sonnleitner.
Der repräsentative Situationsbericht hat die
Jahresabschlüsse von 19.100 landwirtschaftlichen Haupt- und
Nebenerwerbsbetrieben ausgewertet. Besonders starke Einbußen mussten im
Wirtschaftsjahr 2008/09 die Milchvieh- und Ackerbaubetriebe verkraften.
Während das Unternehmensergebnis der Ackerbaubetriebe um 18 Prozent auf
durchschnittlich 43.000 Euro sank, verdienten die Milchviehhalter mit
durchschnittlich 29.300 Euro sogar 45 Prozent weniger als im Jahr
zuvor. Etwas glimpflicher erging es den Veredlungsbetrieben, die ihr
Einkommen gegenüber dem sehr schlechten Vorjahresergebnis von 11.519
Euro auf 54.800 Euro je Betrieb deutlich verbessern konnten. Auch die
Sonder- und Dauerkulturbetriebe sowie die Ökobetriebe mussten mit
Einkommensverlusten zurecht kommen. Die Auswertung nach Bundesländern
weist ebenfalls erhebliche Unterschiede aus, je nachdem, welche
Produktionsstrukturen sowie Produktions- und Erntebedingungen in der
Region vorherrschten. „Wir haben ein desaströses Wirtschaftsjahr für
die gesamte Branche erlebt", sagte Sonnleitner. Den
Einkommensrückgängen stünden zudem höhere betriebliche Aufwendungen
entgegen.
Bei den Zukunftsaussichten hielt sich der
DBV-Päsident sehr zurück. „Auch für 2009/10 müssen wir uns eher noch
einmal auf leicht sinkende Unternehmensergebnisse einstellen", sagte
Sonnleitner. Denn im laufenden Wirtschaftsjahr seien die Erzeugerpreise
in fast allen Bereichen weiter unter Druck geraten. Nur bei der Milch
sei ein leichter Trend nach oben zu beobachten.
Dabei seien die Wettbewerbsleistungen der Landwirte
durchaus überzeugend. Im EU-Vergleich hätten sich die deutschen Bauern
bei Milch, Schweinefleisch, Kartoffeln, Zucker und Raps die erste
Produktionsposition erobert, sagte der DBV-Präsident. Damit werde der
Export immer wichtiger für die Landwirtschaft. Mittlerweile gelte
Deutschland mit 52 Milliarden Euro als drittgrößter Exporteur im
Weltagrarhandel. Gleichzeitig werden Agrargüter im Wert von 62
Milliarden Euro importiert.
Mit dem globalen Markt sei auch die Landwirtschaft von der Finanz-
und Wirtschaftskrise getroffen worden. „Das aktuelle Sonderprogramm der
Bundesregierung war daher für uns bitter nötig!" Auch wenn der DBV beim
Agrardiesel mehr erhofft hatte, könne den Betrieben zumindest zeitlich
befristet geholfen werden, sagte Sonnleitner. Besonders positiv
bewertete er, dass die Koalition künftig ausdrücklich nationale
Alleingänge hinsichtlich der EU-Vorgaben beim Tier-, Natur- und
Umweltschutz unterlassen will. Sonnleitner bekräftigte jedoch die
Forderung des Verbandes nach einer steuerfreien
Risikoausgleichsrücklage. Zusätzlich plädierte er für ein
Sicherungsnetz auf EU-Ebene, um die immer stärker spezialisierten
Betriebe in Notfällen gegenüber den heftigen Schwankungen auf den
Weltmärkten abzusichern. „Die Krise lehrt uns, dass ein Sicherheitsnetz
und politischer Flankenschutz nötig sind", sagte er. Es gebe allerdings
keine bessere Absicherung als eine entkoppelte und sichere
Betriebsprämie. Jetzt gelte es, die Zeit nach 2013 so zu gestalten,
dass die erste Säule stark erhalten werde und die zweite Säule
finanziell gut abgesichert sei. Der DBV hoffe dabei eher auf Evolution
statt auf Revolution, sagte er. Dazu müsse auch die Gesellschaft in der
EU davon überzeugt werden, dass die Agrarpolitik allen nutzt
.