In einem globalisierten Markt haben die Landwirte in
der Mittelweserregion viele Standortvorteile. Dazu zählte Prof. Dr.
Enno Bahrs von der Universität Hohenheim die große Flexibilität
aufgrund des hohen Ackerbauanteils, die niedrigeren Produktionskosten
durch die Bodenstruktur und die klimatischen Vorteile in einem
regenreichen Gebiet.
Entscheidend für den Erfolg sei aber, ob der
Landwirt Kostenminimierung und Erlösmaximierung im Griff habe, erklärte
er vor 500 Landwirten in der Mittelweserhalle in Bücken. Zum zweiten
Mal hatten die sieben Volksbanken aus den Landkreisen Diepholz und
Nienburg gemeinsam mit der Bezirksstelle Nienburg der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Unternehmerforum Agrar geladen.
Unter dem Motto „Kostenmanagement – Erfolg durch Entscheidung" ging es
um liberalisierte Märkte und die Folgen der Globalisierung.
Stellvertretend für die Veranstalter begrüßte
Volksbank-Vorstandmitglied Dieter Meyer die Gäste. „Wir haben ein
großes Interesse an einer starken Landwirtschaft, da dieser
Wirtschaftsbereich prägend für die Region ist" stellte Meyer fest. Das
Volksbank-Motto „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt" sei prägend
für die landwirtschaftlichen Unternehmer. „Kreditklemmen gibt es bei
uns nicht", betonte Meyer. Nienburgs Kreislandwirt Tobias Göckeritz
erinnerte in seinem Grußwort daran, dass investierende Landwirte immer
Wirtschaftsförderung für die Mittelweser-Region betreiben.
Henrich Meyer zu Vilsendorf, Leiter der
Landwirtschaftskammer Bezirksstelle, moderierte den aufschlussreichen
Vormittag und begrüßte Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbandes
Schleswig-Holstein. „Wer zuerst die Chancen wahrnimmt, dem gehört die
Zukunft", sagte Schwarz. Als Beispiel führte er die Schweinehaltung an,
wo es Deutschland gelungen sei, Chancen zu nutzen und Marktanteile zu
gewinnen. Den Milchbauern riet er, das Auslaufen der Milchquote
ebenfalls als neue Möglichkeit zu sehen. „Langfristig regiert der
Markt, nicht Merkel", verdeutlichte der Schleswig-Holsteiner. Die
Zukunft sah Schwarz in einer starken Kundenorientierung. „Eine
Mitbestimmung der Verbraucher bei unseren Themen lässt sich nicht
vermeiden. Also müssen wir mit der Offensive überraschen", meinte er zu
diesem Thema.
Er empfahl den Landwirten, sich kontinuierlich mit
den Märkten zu beschäftigen. Das sei heute kein Hobby mehr, sondern
eine dringende Notwendigkeit, denn Ruhe werde nicht mehr einkehren.
Dabei gehe es nicht darum, den Markt zu schlagen, sondern ruinöse
Preisausschläge abzupuffern. Präsident Schwarz motivierte die Zuhörer:
„Jagen Sie der Goldmedaille nach, damit sie Silber bekommen!"
Gemeinsam mit Prof. Enno Bahrs sprach er sich gegen
das derzeitig geltende Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) mit dem
Güllebonus aus. „Die Art der Förderung ist nicht nur
volkswirtschaftliche problematisch, weil Landwirte einfach ausradiert
werden, sondern international kontraproduktiv, da die internationale
Wettbewerbsfähigkeit behindert wird", erklärte Dr. Bahrs und spielte
damit auf die Preisexplosionen am Pachtmarkt an.
Dr. Gerd Wesselmann, Agrarexperte der Westdeutschen
Genossenschafts-Zentralbank, sprach über Zukunft und Führung auf den
landwirtschaftlichen Betrieben. Ein erfolgreicher Landwirt müsse
zunächst seine Situation analysieren und dann strategisch Planen.
Eigenständige Führungsstrategien entstehen aus seiner Sicht nur, wenn
kontinuierlich in die Weiterbildung und Beratung investiert wird.
Wesselmann plädierte für intensive Netzwerkbildung.
Den Abschluss der Vormittagsveranstaltung gestaltete Kabarettist
Christoph Brüske mit seinen humoristischen „Irrungen und Wirrungen der
Globalisierung."