Bonn (agrar-PR) - Eine unter
den Betriebsleitern in der Milch- und Fleischwirtschaft verbreitete
Unsicherheit im Hinblick auf das Auslaufen der Milchquote 2015 stellte
Ökonomierat Norbert Schindler MdB beim diesjährigen Vieh- und
Fleischtag in Bitburg fest. In seinem Grußwort bezeichnete der
Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die Fragen, ob,
wann und zu welchem Preis es noch sinnvoll sei, Milchquoten zu kaufen
als Auslöser dieser Unsicherheit. Vor dem Hintergrund teils erheblicher
Investitionsvorhaben sei daher die Herbeiführung von Planungssicherheit
oberstes Gebot. Die Betriebe müssten wissen, ob sie 2015 in einen
freien oder von Politik und Molkereien geregelten Markt entlassen
werden.
Doch nicht nur auf den Quotenausstieg, auch auf
den Auszahlungspreis bezogen brauche der Landwirt genügende Sicherheit.
Auch wenn auch in den vergangenen Monaten der Milchauszahlungspreis
eine verbesserte Tendenz gezeigt habe, die dringend notwendige
preisliche Wende sei aber ausgeblieben. Die Molkereien in
Rheinland-Pfalz seien zwar gut aufgestellt. Es dürfe trotzdem
hinterfragt werden, ob dies reiche, um auf Augenhöhe mit den
Handelsketten und dem LEH zu verhandeln. Die Molkereien insgesamt
müssten sich noch verstärkter als Angebotseinheit verstehen und sich
unter diesem Gesichtspunkt auf ein stärkeres Miteinander hin bewegen.
Präsident Schindler: "Den Strukturwandel gab es
immer, er setzt sich jetzt nur verstärkt fort." Die durchschnittliche
Referenzmenge pro Betrieb liege in Rheinland-Pfalz bei ca. 325.000 kg
Milch mit einer Spannbreite von 280.000 kg im Süden bis zu 350.000 kg
in der Eifel. 20 Prozent aller Betriebe haben eine Referenzmenge über
500.000 kg.
Sie liefern fast 50 Prozent der gesamten Milch. Ein
Zuwachs finde fast nur noch in dieser Größenordnung statt. Fazit für
den Kammerpräsidenten: "Es gibt eine Zukunftschance für die
Milcherzeuger." Die gut strukturierten Familienbetriebe könnten auch in
Zukunft mit Betrieben z.B. in den neuen Bundesländern vor allem deshalb
konkurrieren, weil höhere Einsatzbereitschaft und auch Motivation voll
durchschlagen. Jeder Betriebsleiter, der in größeren Einheiten denkt,
müsse sich diesbezüglich mit der möglichen Erfordernis von
Fremdarbeitskräften auseinandersetzen. Der zukünftige Milcherzeuger
werde zuerst als Manager tätig sein mit einem strategischen
Planungskonzept, gut organisiert unter hoffentlich guten politischen
Rahmenbedingungen, ohne viel Bürokratie mit einem guten
Auszahlungspreis.
In Bezug auf die Schweineproduktion bestehe im
Grundsatz eine ähnliche Problematik wie bei den Rindern. Der
wesentliche Unterschied sei der, dass im Bereich Schweine der freie
Markt schon lange bestehe. Der Strukturwandel greife hier schon lange
und er gehe weiter, die Bestände würden deutlich größer. Der
Schweineproduzent lebe mit den Preisschwankungen - leider häufiger mehr
schlecht als recht. Er habe sich aber darauf einrichten müssen. Einige
Faktoren könnten seine Situation verbessern helfen. Wesentlich sei,
dass sich die Schweinebauern, egal ob Sauenhalter, Ferkelerzeuger oder
Mäster, als solidarische Einheit
verstehen. Sie seien letztlich
voneinander abhängig. Wie im Bereich Rinder, stelle "Bürokratie im
Stall" ein anhaltendes Problem dar. Trotz aller Forderungen nehme die
Arbeit am Schreibtisch eher zu als ab.
Die Landwirtschaftskammer, so Präsident Schindler,
biete allen Betrieben der Fleisch- und Milchwirtschaft über ihre
Fachberater auch weiterhin eine kompetente Hilfe an.