05.01.2024 | 12:14:00 | ID: 38545 | Ressort: Landwirtschaft | Weinbau

Moselwinzer sind Artenschützer!

Mainz (agrar-PR) - Anlässlich der Diskussion um die Hubschrauberspritzung in Weinbergsteillagen an der Mosel und den Schutz des Moselapollofalters äußert sich Weinbauministerin Daniela Schmitt wie folgt:
Unsere Winzerinnen und Winzer sind Artenschützer! Gerade in den Steillagen an der Mosel wäre eine solche Artenvielfalt ohne die Weinwirtschaft gar nicht möglich. Die Winzerinnen und Winzer schaffen durch die Offenhaltung der Landschaft erst die Lebensräume für den Moselapollofalter“, betonte die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt.

„Die Weinwirtschaft für den Rückgang der Populationen verantwortlich zu machen, ist daher nicht nachvollziehbar. Ganz im Gegenteil: Das Projekt „Lebendige Moselweinberge“ beispielsweise, bei dem Winzerinnen und Winzer in Steilstlagen Rebflächen neu erschließen, Trockenmauern oder Terrassen unterhalten und neu anlegen sowie die Begleitbegrünung managen ist von der UN als Projekt zur Stärkung der biologischen Vielfalt ausgezeichnet worden. Bei dem Projekt arbeiten Winzer und Naturschützer daran, die Biodiversität sowie den Steillagenweinbau an der Mosel zu erhalten“, erläuterte Schmitt.

„In Rheinland-Pfalz sind wir mit dem kooperativen Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz, zum Beispiel im Rahmen des „Schulterschluss Artenvielfalt“, auf einem sehr guten Weg“, so Schmitt. „Daher ärgert es mich umso mehr, dass dieses überholte Bild Naturschutz versus Landwirtschaft wieder aus der verstaubten Mottenkiste geholt wird.“

Die Ministerin warnte: „Sollten die angekündigten Anwendungseinschränkungen des Umweltbundesamtes (UBA) wirksam werden, ist kein Weinbau in den entsprechenden Gebieten mehr möglich. Als Folge gehen die wertvollen Habitate für den Moselapollo verloren. Betriebe wären in ihrer Existenz bedroht. Die abnehmende Kulisse des Steillagenweinbaus würde auch den Tourismus gefährden. Dieses Szenario gilt es unbedingt zu verhindern. Ich appelliere eindringlich an das Bundeslandwirtschaftsministerium sowie das ihm unterstehende Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Lösung für den Erhalt des Kulturgutes Steillagenweinbau hier an der Mosel sowie andernorts zu finden.“ Aktuell umfasst die betroffene Kulisse an der Mosel 73,5 ha Rebflächen, wovon 2023 circa 55 ha mit Hubschrauber behandelt wurden.

Eine zügige Entscheidung des BVL sei dringend nötig, da die Winzerinnen und Winzer Planungssicherheit benötigen, so die Ministerin. Ab Mai stehen die ersten Pflanzenschutzmaßnahmen in den Weinbergen an und diese brauchen mehrere Wochen Vorlauf. Denn Hubschraubereinsätze müssen auch bei den entsprechenden Unternehmen rechtzeitig gebucht werden und zudem wirtschaftlich sein. Bei zu kleinen Flächen lohnt sich auch für die Firmen der Hubschraubereinsatz nicht mehr und die Winzerinnen und Winzer stehen vor neuen Problemen, nämlich überhaupt Dienstleister dafür zu finden. Damit wären im schlimmsten Fall weitere Flächen im Steillagenweinbau an der Mosel betroffen, gab die Ministerin zu bedenken.

Das rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerium steht bereits seit 2023 in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden auf Landes- wie Bundesebene. Die Entscheidung des BVL zur Zulassung der für den Rebschutz mit Hubschrauber und Drohne erforderlichen Fungizide für die Saison 2024 an der Mosel steht noch aus und wird dringend erwartet.

Schmitt erinnerte zudem an die Pionierarbeit aus Rheinland-Pfalz zum Einsatz von Drohnentechnik im Weinbau als Ergänzung oder Alternative zum Hubschraubereinsatz. Auch diese Entwicklung dürfe aufgrund ausstehender Entscheidungen auf Bundesebene nicht gefährdet werden.

Zum Hintergrund:

Die Arbeitsgemeinschaft rheinisch-westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingskundler) hatte im vergangenen Jahr auf den Rückgang bestimmter Populationen des Mosel-Apollofalters hingewiesen und mit dem Einsatz von Fungiziden aus der Luft in Verbindung gebracht. Das UBA hatte daraufhin strengere Auflagen angekündigt.

Ein nachgewiesener kausaler Zusammenhang zwischen der Anwendung von Fungiziden und dem Rückgang des Moselapollo liegt bisher nicht vor. Die Hauptursache für den Rückgang des Moselapollo ist der Lebensraumverlust, durch zunehmendes Aufgeben der Rebflächen in den Steillagen (Offenhaltung geht verloren, es folgt Verbuschung) (vgl. D. Müller, 2023[1])). Zusätzlich verändern sich die Witterungsbedingungen in den verbliebenen Habitaten des Moselapollo. Sehr hohe Temperaturen verbunden mit anhaltender Trockenheit führen dazu, dass geeignete Blühpflanzen als Nahrungsquelle für die adulten Falter eine verkürzte Vegetationsphase haben oder durch Hitze und Trockenheit ganz verloren gehen.

Seit Jahrzehnten werden in den Weinbausteillagen Pflanzenschutzmittel eingesetzt, insbesondere Fungizide, also Mittel gegen Pilzkrankheiten. Das gilt für den konventionellen wie für den ökologischen Weinbau. Für den wirtschaftlichen Einsatz aus der Luft, der insbesondere in den Steilst- und Terrassenlagen alternativlos ist, steht nur eine reduzierte Auswahl an Mitteln gegenüber bodengestützten Verfahren zur Verfügung. Basierend auf den geforderten Erhebungen zur Artenvielfalt und Biodiversität in den Weinbausteillagen ist über viele Jahre ein sehr guter Erhaltungszustand der meisten Arten festzustellen.

Bisher war keine Beeinträchtigung durch die eingesetzten Fungizide erkennbar. Das geht aus den Erhebungen des Forschungsprojektes zur Biodiversität in Weinbausteillagen hervor, welches 2011-2022 durch das DLR Mosel, das JKI und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung durchgeführt und durch das BMEL gefördert wurde[2].

1D. Müller (2023): Tagfalter in Rheinland-Pfalz – Der Apollofalter, S.8; https://www.bund-rlp.de/fileadmin/rlp/Tiere_und_Pflanzen/Schmetterling/Schmetterlinge_W_Duering/Artenportraets_20/Apollofalter_DMueller_2023-01-08.pdf

 2Forschungsprojekt “Biodiversität in Weinbausteillagen – Wechselwirkungen zwischen Steillagenbewirtschaftung und Biodiversität unter Berücksichtigung der Ressourcensicherung” (2011-2022, gefördert durch BMEL), (Abschlussbericht noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben)

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[1]
D. Müller (2023): Tagfalter in Rheinland-Pfalz – Der Apollofalter, S.8; https://www.bund-rlp.de/fileadmin/rlp/Tiere_und_Pflanzen/Schmetterling/Schmetterlinge_W_Duering/Artenportraets_20/Apollofalter_DMueller_2023-01-08.pdf

[2] Forschungsprojekt “Biodiversität in Weinbausteillagen – Wechselwirkungen zwischen Steillagenbewirtschaftung und Biodiversität unter Berücksichtigung der Ressourcensicherung” (2011-2022, gefördert durch BMEL), (Abschlussbericht noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben)

2 Forschungsprojekt “Biodiversität in Weinbausteillagen – Wechselwirkungen zwischen Steillagenbewirtschaftung und Biodiversität unter Berücksichtigung der Ressourcensicherung” (2011-2022, gefördert durch BMEL), (Abschlussbericht noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben)

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