11.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4147 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Klimatische Bedingungen und Weinlese 2009

Wädenswil (agrar-PR) - Die Weinlese begann dieses Jahr im September und schloss generell unter ausgezeichneten Bedingungen in der ersten Hälfte von Oktober ab. Die Oenologen haben somit qualitativ hochstehenden Rohstoff in den Händen. Die Bilanz der Weinlese für die Versuchsbetriebe der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW in den verschiedenen Rebbaugebieten der Schweiz ist sehr erfreulich, da die Rebe die klimatischen Bedingungen während der Reife besonders gut verwertete.

Die Wärme und die Trockenheit des Jahrganges 2009 waren der Rebe allgemein sehr förderlich. Abgesehen von jenen Gegenden, die am 23. Juli von Hagel heimgesucht wurden und die im Mittelland zu Schäden von historischem Ausmass führten, waren die Reifebedingungen für die Rebe aussergewöhnlich gut und verhinderten die Entwicklung der Fäule. Diese entscheidenden Elemente wurden von den Wetterbedingungen bestimmt, die Ende August und im September herrschten.

Graufäule

Die von ACW durchgeführten Studien zu Botrytis cinerea haben aufgezeigt, dass dieser Pilz in den Beeren latent durch Ansteckung im Blütestadium vorkommen kann. Während der Reife altern die Beeren vorzeitig, was für die Entwicklung des Erregers günstige Voraussetzungen schafft. Dieses Phänomen wird durch die Niederschläge und die hohen Temperaturen noch gefördert. Mit einer reichen Enzympalette versehen ändert der Pilz dann die Zusammensetzung der Beeren auf Kosten der Qualität. Im 2009 waren alle klimatischen Bedingungen zur Verhinderung der Graufäule und für einen beispielhaften Gesundheitszustand der Beeren gegeben.

Wetterbedingungen im 2009

Die Monate April und Mai 2009 waren mit im Vergleich zur Norm weit höheren Monatsdurchschnitten (+ 3.8 °C im April und + 4.2 °C im Mai in Pully) besonders warm. Ab März wurden höhere Monatswerte gemessen: die Mittelwerte von April bis September lagen in Pully um 2.9°C und in Changins um 2.2°C über der Norm der Jahre1961-1990. August war besonders warm, erreichte die Spitzenwerte des 2/2

Jahres 2003 jedoch nicht, und September wurde zur absoluten Offenbarung für die Traubenreife.

Allgemein wurden viel weniger Niederschläge verzeichnet, insbesondere im Genferseegebiet und im Mittelland. Vom 1. Januar bis Ende September fielen in Changins 440 mm Regen (Durchschnitt über 30 Jahre: 689 mm). Ausser im Tessin (+14.5%) und in der Deutschschweiz betrug die Abnahme gegenüber dem 30-jährigen Durchschnitt insgesamt 35%.

Verhalten der Reben

Vom 14. April an trieben die Reben aus (Grünspitzenstadium), d. h. 14 Tage früher als 2008. Am 8. Mai waren Trauben sichtbar und die Blüte setzte um den 10. Juni an, d. h. 15 Tage vor dem 50-jährigen Durchschnitt (1958-2008). Am 3. August, d. h. zehn Tage vor 2008, war der Chasselas mitten in der Beerenreife. In Changins betrug die Zeitspanne vom Austrieb bis zur Weinlese im Allgemeinen 167 Tage, was genau dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre entspricht. Somit ist 2009 mit den Jahrgängen 2004, 1991 und 1967 vergleichbar. Die Zeitspanne von der Blüte bis zur Weinlese betrug im Jahre 2009 112 Tage (Durchschnitt über 50 Jahre: 105 Tage +/- 8 Tage).

Von Ende Juli an stieg der Zuckergehalt schnell an. Am 10. August erreichte er in Changins 56°Oe beim Pinot noir, praktisch wie in Pully und im Wallis, und Ende Monat betrug er mehr als 90°Oe. Beim Chasselas und bei den anderen roten Rebsorten konnten die gleichen Trends mit besonders schnellen Säureverlusten verzeichnet werden. Zum Zeitpunkt der Weinlese waren die Gesamtsäuregehalte um 3 - 4 g/l tiefer als im 2008, allerdings höher als im 2003.

Die ersten Weinproben ergaben strukturierte, bei den Rotweinen sehr tiefgefärbte Weine, deren Ausgeglichenheit sich je nach Weinbereitung offenbaren wird.
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