Wädenswil (agrar-PR) - Die Weinlese begann dieses Jahr im September und
schloss generell unter ausgezeichneten Bedingungen in der ersten Hälfte
von Oktober ab. Die Oenologen haben somit qualitativ hochstehenden
Rohstoff in den Händen. Die Bilanz der Weinlese für die
Versuchsbetriebe der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
in den verschiedenen Rebbaugebieten der Schweiz ist sehr erfreulich, da
die Rebe die klimatischen Bedingungen während der Reife besonders gut
verwertete.
Die Wärme und die Trockenheit
des Jahrganges 2009 waren der Rebe allgemein sehr förderlich. Abgesehen
von jenen Gegenden, die am 23. Juli von Hagel heimgesucht wurden und
die im Mittelland zu Schäden von historischem Ausmass führten, waren
die Reifebedingungen für die Rebe aussergewöhnlich gut und verhinderten
die Entwicklung der Fäule. Diese entscheidenden Elemente wurden von den
Wetterbedingungen bestimmt, die Ende August und im September herrschten.
Graufäule
Die von ACW durchgeführten Studien zu Botrytis cinerea haben
aufgezeigt, dass dieser Pilz in den Beeren latent durch Ansteckung im
Blütestadium vorkommen kann. Während der Reife altern die Beeren
vorzeitig, was für die Entwicklung des Erregers günstige
Voraussetzungen schafft. Dieses Phänomen wird durch die Niederschläge
und die hohen Temperaturen noch gefördert. Mit einer reichen
Enzympalette versehen ändert der Pilz dann die Zusammensetzung der
Beeren auf Kosten der Qualität. Im 2009 waren alle klimatischen
Bedingungen zur Verhinderung der Graufäule und für einen beispielhaften
Gesundheitszustand der Beeren gegeben.
Wetterbedingungen im 2009
Die Monate April und Mai 2009 waren mit im Vergleich zur Norm weit
höheren Monatsdurchschnitten (+ 3.8 °C im April und + 4.2 °C im Mai in
Pully) besonders warm. Ab März wurden höhere Monatswerte gemessen: die
Mittelwerte von April bis September lagen in Pully um 2.9°C und in
Changins um 2.2°C über der Norm der Jahre1961-1990. August war
besonders warm, erreichte die Spitzenwerte des 2/2
Jahres 2003 jedoch nicht, und September wurde zur absoluten Offenbarung für die Traubenreife.
Allgemein wurden viel weniger Niederschläge verzeichnet,
insbesondere im Genferseegebiet und im Mittelland. Vom 1. Januar bis
Ende September fielen in Changins 440 mm Regen (Durchschnitt über 30
Jahre: 689 mm). Ausser im Tessin (+14.5%) und in der Deutschschweiz
betrug die Abnahme gegenüber dem 30-jährigen Durchschnitt insgesamt 35%.
Verhalten der Reben
Vom 14. April an trieben die Reben aus (Grünspitzenstadium), d. h.
14 Tage früher als 2008. Am 8. Mai waren Trauben sichtbar und die Blüte
setzte um den 10. Juni an, d. h. 15 Tage vor dem 50-jährigen
Durchschnitt (1958-2008). Am 3. August, d. h. zehn Tage vor 2008, war
der Chasselas mitten in der Beerenreife. In Changins betrug die
Zeitspanne vom Austrieb bis zur Weinlese im Allgemeinen 167 Tage, was
genau dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre entspricht. Somit ist 2009
mit den Jahrgängen 2004, 1991 und 1967 vergleichbar. Die Zeitspanne von
der Blüte bis zur Weinlese betrug im Jahre 2009 112 Tage (Durchschnitt
über 50 Jahre: 105 Tage +/- 8 Tage).
Von Ende Juli an stieg der Zuckergehalt schnell an. Am 10. August
erreichte er in Changins 56°Oe beim Pinot noir, praktisch wie in Pully
und im Wallis, und Ende Monat betrug er mehr als 90°Oe. Beim Chasselas
und bei den anderen roten Rebsorten konnten die gleichen Trends mit
besonders schnellen Säureverlusten verzeichnet werden. Zum Zeitpunkt
der Weinlese waren die Gesamtsäuregehalte um 3 - 4 g/l tiefer als im
2008, allerdings höher als im 2003.
Die ersten Weinproben ergaben strukturierte, bei den Rotweinen sehr
tiefgefärbte Weine, deren Ausgeglichenheit sich je nach Weinbereitung
offenbaren wird.
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