09.12.2013 | 08:10:00 | ID: 16605 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Kosmetik & Heilmittel: Bedarf an Wildkräutern boomt – und schützt Naturlandschaften

Stuttgart-Hohenheim (agrar-PR) - Fachleute begrüßen wachsende Beliebtheit von Naturprodukten auf Kräuterbasis bei Fachtagung des Netzwerks Kräuter BW an Universität Hohenheim.
Derzeit melden Produktionsfirmen bis zu zweistellige Umsatzzuwächse bei Naturprodukten auf Kräuterbasis.

Ein Trend, der auch aus Sicht des Naturschutzes zu begrüßen sei, so ein Ergebnis der laufenden 3. Fachtagung des Netzwerks Kräuter an der Universität Hohenheim. Vor allem Baden-Württemberg habe sich zu einem ausgewiesenen Produktionsstandort entwickelt. Hier habe sich die Arbeit des Wildkräutersammlers als eigenständiges Berufsbild etabliert.

Laien ohne fundierte Ausbildung rät das Netzwerk allerdings dringend vom Wildkräutersammeln ab, weil sonst der Schaden den Nutzen schnell übertreffen könnte.

Eisenhut bei Erkältung, Arnika gegen stumpfe Verletzungen, Weißdorn gegen Herzleiden, Sonnentau bei Husten: Wildkräuter heilen, verwöhnen, schmecken – und wachsen vor allem auf artenreichen, ökologisch wertvollen Flächen.

„Derzeit erfahren Produkte mit Wildkräutern wie Kosmetika und Heilmittel eine zunehmende Beliebtheit. Das unterstützt auch den Erhalt der hoch sensiblen Flächen, auf denen Wildkräuter wachsen, da diese so einen zusätzlichen gesellschaftlichen Wert erhalten“, erklärt Dr. Sabine Zikeli, Koordinatorin für ökologischen Landbau und Verbraucherschutz der Universität Hohenheim am Rande der heutigen Fachtagung des Netzwerks Kräuter BW.

Die Tagung, ausgerichtet vom Netzwerk Kräuter BW und der Universität Hohenheim, versteht sich als Treffpunkt für Kräuterspezialisten aus ganz Baden-Württemberg. Dabei werden aktuelle rechtliche Änderungen, Forschungsergebnisse und persönliche Erfahrungsberichte vorgetragen und zusammen gebracht.

Hohe Umsatzzuwächse / Baden-Württemberg und Bayern als wichtige Produktionsstandorte

Gerade Baden-Württemberg sei sowohl Heimat vieler wichtiger Wildkräuter als auch ein ausgewiesener Standort für Unternehmen, die Naturprodukte produzieren. Mit WELEDA (Schwäbisch Gmünd), Staufen Pharma (Göppingen), WALA (Bad Boll) oder der DHU (Deutsche Homöopathie-Union) und Fa. Schwabe in Karlsruhe haben sich einige der bedeutendsten Firmen in diesem Wirtschaftszweig im Ländle angesiedelt.

Dass sich der Wirtschaftszweig derzeit gut entwickle, bestätigt zum Beispiel auch Konferenzteilnehmer Michel Straub, Artenschutzbeauftragter und Leiter des Heilpflanzenanbaus der Firma WELEDA. Laut ihm liegen die aktuellen Umsatzzuwächse im zweistelligen Bereich

Bedarf schafft Wildkräutersammler als Berufsbild

„Deren Bedarf ist groß genug, dass es schon immer hauptberufliche Wildkräutersammler gibt“, in manchen Regionen unserer Erde lebten ganze Volksgruppen von Wildsammlung, berichtet Dr. Zikeli. Deren Tätigkeit ist durchaus anspruchsvoll: „Wildkräutersammler brauchen eine detaillierte Sachkenntnis. In manchen Gebieten – wie im Naturschutzgebiet – ist das Sammeln generell tabu. Manche Pflanzen – wie Enzian als Heilpflanze für Magenbeschwerden – sind so stark gefährdet, dass sie auf der roten Liste stehen und deshalb in Anbau genommen werden.“

Teilweise müssten Wildkräuter wie Sonnentau aus anderen Ländern wie Skandinavien importiert werden, in denen sie nicht gefährdet sind. „An der Universität Hohenheim vergeben wir deshalb auch immer wieder Abschlussarbeiten, die untersuchen, wie sich bestimmte Wildpflanzen in Garten- oder Feldkulturen auch anbauen lassen“, sagt Dr. Zikeli. Weil sich diese Kräuter in ihren Bedürfnissen jedoch stark von Kulturpflanzen unterschieden, sei dies ein sehr schwieriger Prozess: „Die professionelle Wildsammlung wird deshalb noch lange von Bedeutung sein.“

Problematisch: Privatsammler

Ungeschulte Laiensammler hingehen sieht die Expertin der Universität Hohenheim eher problematisch. „Laiensammlung kann sehr schnell zur Gefahr für den Naturschutz und für die eigene Gesundheit werden.“

Zum einen gebe es sehr vielseitige Vorschriften, die in allen Bundesländern variieren. Auch das notwendige Wissen über die Kräuter selbst sei nicht zu unterschätzen.

„Viele Kräuter sehen ähnlich aus, unterscheiden sich optisch quasi nur in den Details“, erklärt Dr. Zikeli. „Das kann aber sehr gefährlich werden. Beispielsweise sehen Bärlauch und Herbstzeitlose fast identisch aus. Aber während Bärlauch ein schmackhaftes Gewürzkraut ist, kann es durch die Herbstzeitlose zu schweren Vergiftungen kommen.“

Experten raten zum Kurs bei Kräuterpädagogen

Denjenigen, die trotzdem selbst sammeln möchten, empfiehlt Sabine Zikeli ein Seminar bei einem Kräuterpädagogen. Diese ausgebildeten Kräuterexperten schulen die Teilnehmer nicht nur in Kräuter-Fragen und Gefahren beim Sammeln, sondern machen sie auch auf mögliche juristische Konsequenzen aufmerksam.


Dr. agr. Sabine Zikeli, Universität Hohenheim, Fakultät Agrarwissenschaften, Koordination für ökologischen Landbau und Verbraucherschutz
Tel.: 0711/459-23248, E-Mail: zikeli@uni-hohenheim.de

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