Frankfurt (agrar-PR) -
Arktisches Meereis schmilzt im Rekord-Tempo. / WWF: Es ist kein guter Sommer für Eisbären. Der “Nationale Schnee und Eis Daten Report”
(NSIDC-Report) zum Zustand des arktischen Meereis weist einen neuen
Rekord-Tiefststand aus. Demnach war die Eisfläche so klein wie in
keinem Juni seit Beginn der Satelliten-Aufzeichnungen 1979. Dem Report
zufolge ging das Meereis im vergangenen Monat um durchschnittlich
88.000 Quadratkilometer pro Tag zurück. Der Durch-schnittswert liegt im
Juni normalerweise bei etwa 53.000 Quadratkilometer täglich. Die
Umweltschutzorganisation WWF sorgt sich aufgrund dieser Entwicklung
über die verbliebenen Eisbär-Vorkommen im Nordpolarmeer. “Es ist kein
guter Sommer für die Eisbären mm Nordpolarmeer. Ihr Lebensraum schmilzt
ihnen offensichtlich immer schneller unter den Pfoten weg”, sagt Volker
Homes, Leiter WWF Artenschutz.
Der WWF beobachtet derzeit Eisbären in der Arktis,
in Norwegen, der Hudson Bay und der südlichen Beaufort See. Vor allem
im kanadischen Churchchill, in der westlichen Hudson Bay, sei die
Situation der Eisbären dramatisch. Die Tagestemperaturen betragen dort
derzeit um die 17 Grad Celsius (der normale Durchschnittswert liegt bei
12 Grad Celsius). Der WWF beobachtet derzeit drei Eisbären, die sich im
Norden von Churchill an die verbliebenen, spärlichen Reste des
Meereises klammern. “Solch hohe Temperaturen werden den Bären zum
Verhängnis”, erklärt Homes. Noch könnten die drei Bären auf
Seehundjagd gehen, doch andere Artgenossen dieser Sub-Population seien
hingegen bereits an Land gegangen. Die Tiere versuchten nun, soviel
Energiereserven wie möglich zu sparen, was angesichts derart hoher
Temperaturen nicht einfach sei. “Es ist ein Teufelskreis. Die Tiere
magern unter diese Bedingungen immer weiter ab und werden geschwächt.
Zugleich müssen sie im November länger ausharren, bis das Meereis
zurückkommt und sie wieder auf Robbenjagd gehen können”, sagt Volker
Homes.
Nach WWF-Einschätzung müssen einige Eisbären durch die
veränderten klimatischen Bedingungen eine Fastenperiode von bis zu 160
Tagen überstehen. “Auf eine derart lange Hungerzeit sind die Tiere
physiologisch nicht ausgerichtet”, sagt Volker Homes. In diesem Jahr
hätten einige Bären durch die frühe Eisschmelze bereits 18 Tage länger
fasten müssen. Jetzt hofft der WWF, dass das Meereis im kommenden
Winter frühzeitig zurückkehrt. “Sollte es ähnlich spät zufrieren wie im
letzten Jahr, könnten das viele Bären womöglich nicht Überleben”, so
Homes.