Berlin (agrar-PR) - Die Staaten der Europäischen Union können ihr
bisher bis 2020 zugesagtes Ziel einer 20prozentigen Minderung der
Treibhausgase deutlich erweitern. Die CO2-Emissionen in der
EU ließen sich um bis zu 40 Prozent verringern, wenn beispielsweise die
erneuerbaren Energien stärker ausgebaut und die vorhandenen
Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz entschlossener
genutzt würden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Stockholm
Environment Institutes mit dem Titel "Europe’s Share of the Climate
Challenge", die im Auftrag von Friends of the Earth Europe (FoEE), der
europäischen Dachorganisation des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) erstellt wurde. Die Studie, eine Woche vor Beginn
der Klimaverhandlungen in Kopenhagen heute veröffentlicht, zeigt auch,
wie die 27 EU-Staaten bis 2050 im Vergleich zu 1990 rund 90 Prozent
ihrer CO2-Emissionen reduzieren könnten.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die Europäische
Union kann und muss einen angemessenen Anteil an der weltweit
notwendigen Emissionsminderung übernehmen. Eine 40prozentige Reduktion
der Treibhausgase ist bezahlbar und machbar, riskante oder fragwürdige
Technologien wie die Atomenergie oder angeblich emissionsfreie
Kohlekraftwerke sind dabei überflüssig und kontraproduktiv. Die EU kann
in Kopenhagen mehr anbieten als bisher und ihre Klimaziele deutlich
erweitern. Deutschland als größter Mitgliedsstaat hat die Aufgabe, die
anderen Länder der EU dafür zu gewinnen. Ambitionierter Klimaschutz
steigert die Lebensqualität und trägt zugleich dazu bei, die
Entwicklung ärmerer Länder zu ermöglichen."
Die Studie "Europe's Share of the Climate
Challenge" basiert auf einem Szenario, in dem die Energieeffizienz
radikal gesteigert, erneuerbare Energien ambitioniert ausgebaut und der
Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschleunigt wird. Hinzu kommen
wesentliche Änderungen im Lebensstil, hier vor allem im
Mobilitätsverhalten der Menschen. Dazu gehört, dass 2050 weit weniger
als die Hälfte der Entfernungen mit dem Pkw zurückgelegt werden.
Derzeit nutzen die Europäer im Durchschnitt bei dreiviertel ihrer
Fahrten das Auto.
Weiger: "Die Studie zeigt auch, dass ehrgeizige
europäische Klimaziele mit einer Unterstützung der Entwicklungsländer
beim Kampf gegen den Klimawandel einher gehen können. Vor dem
Hintergrund ihrer historischen Verantwortung für den Klimawandel und
ihrer wirtschaftlichen Kapazitäten müssen die Industrieländer einen
gerechten Anteil zur Unterstützung der armen Länder übernehmen."
Laut Studie entstehen in der EU zwischen 2010 und
2020 durch ehrgeizige Zielsetzungen Kosten von etwa zwei Prozent von
den in diesem Zeitraum über 100 Billionen Euro des
Bruttoinlandsprodukts. Das bedeutet pro Person und Tag gerechnet rund
zwei Euro Klimaschutzkosten. Einen angemessenen Anteil der EU an den
Kosten für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel in den ärmeren
Ländern der Welt veranschlagt die Studie bis 2020 noch einmal mit 150
bis 450 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind ein bis drei Prozent des
europäischen Bruttoinlandsproduktes bzw. weniger als drei Euro pro
Person und Tag.
Charles Heaps vom Stockholm Environment Institute
und Hauptautor der Studie: "Unsere Analyse zeigt, dass drastische
Emissionsreduktionen in Europa bis 2050 zu vernünftigen Kosten machbar
sind und dies sogar bei eher konservativen Annahmen was den
technologischen Fortschritt betrifft. Umfang und Tempo des notwendigen
Wandels mögen gewaltig erscheinen und werden tatsächlich alle Kräfte
der europäischen Wirtschaft in Anspruch nehmen. Aber die möglichen
Kosten des Nicht-Handelns sind so riesig, dass nichts zu tun eine
weitaus gefährlichere und unverantwortlichere Option wäre."
Mehr Informationen
Die
Studie "Europe's Share of the Climate Challenge" von FoEE (Volltext in englischer Sprache)
Eine
Kurzfassung der Studie (ebenfalls auf Englisch) (PDF)
Ein
Medienbriefing (ebenfalls auf Englisch) (PDF)
Zum
Klimagipfel in Kopenhagen
Zur
Online-Petition zum Klimagipfel