Magdeburg (agrar-PR) - Die
Landesregierung hat heute die Strategie des Landes zur Anpassung an den
Klimawandel zusammen mit dem dazugehörigen Aktionsplan beschlossen.
Die
Vorschläge aus der Anhörung von Mitte September 2009 bis Mitte November
2009
sowie die vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im
Dezember 2009
vorgelegte Vulnerabilitätsstudie sind eingearbeitet worden.
Umweltminister Dr.
Hermann Onko Aeikens sagte: „Wir werden uns auf Veränderungen des Klimas
einstellen müssen. Ob es die Landwirtschaft ist oder der Tourismus, in
vielen
Bereichen muss die Klimaveränderung berücksichtigt werden. Die jetzt
beschlossene
Anpassungsstrategie ist das Fundament dafür.“
Die
Klimaprojektionen des PIK und des Landesamtes für Umweltschutz zeigten,
dass
trotz einer erfolgreichen Klimaschutzpolitik weitere Klimaveränderungen
eintreten, die das Leben jedes einzelnen Menschen und auch viele
wirtschaftliche Tätigkeiten beeinflussen.
Die
Landesregierung hat vor drei Jahren mit der Arbeitsgruppe „Anpassung an
den
Klimawandel in Sachsen-Anhalt“ ein Gremium geschaffen, das sich mit
diesen
Fragestellungen befasst und nun die Anpassungsstrategie für
Sachsen-Anhalt und
einen dazugehörigen Aktionsplan vorgelegt hat. Beide Dokumente hat das
Kabinett
heute bestätigt und gleichzeitig die Arbeitsgruppe gebeten, die
Umsetzung der
Strategie zu begleiten und dazu regelmäßige Berichte herauszugeben.
Sowohl
die Anpassungsstrategie wie auch der Aktionsplan sind Dokumente, die
regelmäßig
mit den neuesten Erkenntnissen und auch den schon erreichten
Anpassungsfortschritten aktualisiert werden sollen. Die nächste
Überarbeitung
soll in drei Jahren erfolgen.
Auf
der Internetseite
www.klimawandel.sachsen-anhalt.de
kann sich
die Öffentlichkeit informieren. Sie steht offen, um Anregungen und
Kommentare
zur Anpassungsstrategie und zum dazugehörigen Aktionsplan auch weiterhin
online
abzugeben.
Die
Anpassungsstrategie stellt in den ersten Kapiteln die Zusammenhänge des
Klimawandels dar und stellt die bereits vorhandenen Dokumente auf
EU-Ebene und
auf Bundesebene vor. Sie untersucht die Auswirkungen des Klimawandels in
16
Sektoren: Gesundheit, Wasser, Boden, Landwirtschaft, Weinbau,
Forstwirtschaft,
Fischerei, Naturschutz, Makro- und Mikroökonomie, Tourismus,
Energiewirtschaft,
Landes- und Regionalplanung, Bauwesen/Gebäudetechnik, Verkehr,
Katastrophenschutz
und Ernährungsvorsorge. Darüber hinaus werden die Wechselwirkungen und
mögliche
Konkurrenzen von Anpassungsmaßnahmen aus verschiedenen Sektoren
beleuchtet.
Der
Aktionsplan beinhaltet Anpassungsmaßnahmen, die vom Land selbst in
Angriff
genommen werden. Dazu gehören unter anderem die Anpassung des
Hochwasserschutzes an die veränderte Gefährdungslage, die Entwicklung
von
Frühwarnsystemen gegen Hitzewellen, Anreize für Forschungsaktivitäten in
vielen
Bereichen und die Integration des Wissens um das Klima im Bereich der
Bildung. Die Erarbeitung der Kommunikationsstrategie hat begonnen und
als
erster Baustein wird eine Forschungsarbeit der
Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg in diesem Jahr fertig gestellt werden.
Aeikens
plädierte dafür, die Veränderung des Klimas nicht nur als Bedrohung,
sondern
auch als Chance für positive Veränderungen zu sehen. „Landnutzer“ wie
beispielsweise die Land- und Forstwirte, hätten bereits mit
Anpassungsmaßnahmen
begonnen. So setzen moderne Methoden der Bodenbearbeitung weniger
Kohlenstoff
aus dem Boden frei und halten das Wasser länger im Boden. Sorten mit
einer
höheren Trockentoleranz verkraften auch niedrigere Niederschläge.
Aeikens:
„Wir müssen rechtzeitig beginnen, nach Wegen zur Anpassung zu suchen.
Das
wollen wir unaufgeregt und seriös tun.“
Ein
schon jetzt augenfälliges Beispiel ist der Tourismus in den
Mittelgebirgen.
Fallen die Niederschläge im Winter häufiger als Regen, wandert die
Schneefallgrenze in höhere Regionen. Aeikens: „In den
Wintersportgebieten muss
über die Entwicklung des Tourismus nachgedacht werden. Harzer
Verkehrsverband
und die Harz AG entwickeln mit Unterstützung des Landes
Alternativangebote für
die Wintersaison. Es sind Anpassungsstrategien zu entwickeln.“
Sachsen-Anhalt
ist
das erste Bundesland, das die Anpassungsstrategie und den Aktionsplan
in
einer öffentlichen Anhörung mit den Betroffenen diskutiert.
Generell
rechnen Wissenschaftler mit einer Zunahme der Niederschläge im Winter
und einer
Abnahme im Sommer. Im Harz werden die Niederschläge generell zunehmen.
Im
Vergleich zum deutschen Durchschnitt weist Sachsen-Anhalt bereits heute
deutlich geringere jährliche Niederschläge auf. Auch wird die
Durchschnittstemperatur voraussichtlich ansteigen. Aeikens sieht hierin
neue Herausforderungen für viele Bereiche: „Land- und Forstwirtschaft,
der
Weinbau, Hochwasser- und Naturschutz müssen sich auf neue Bedingungen
einstellen.“