23.12.2013 | 13:12:00 | ID: 16726 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Jahr 2013

Zürich (agrar-PR) - Die Schweizer Jahresmitteltemperatur 2013 lag nahe dem Normwert 1981-2010. Die Jahresniederschläge blieben leicht unter der Norm. Charakteristisch für das Jahr 2013 waren die bis Ende April anhaltenden winterlichen Verhältnisse und die Rekord-Sonnenarmut von Januar bis Mai.
Ein extrem sonniger Sommer brachte den Ausgleich zum trüben Jahresbeginn. Bereits Mitte Oktober meldete sich der Winter zurück mit für die Jahreszeit ungewöhnlich großen Neuschneemengen in den Ostalpen. Da anschießend große Neuschneefälle ausblieben, lag zum Winterbeginn in den Bergen verbreitet eine unterdurchschnittliche Schneedecke. Das nördliche Flachland erlebte dank Nebelarmut einen ungewöhnlich sonnigen Winterbeginn.

Frühlingshafter Jahresbeginn auf der Alpensüdseite

In der ersten Januarhälfte 2013 setzte sich das seit Mitte Dezember 2012 herrschende milde Winterwetter fort. Mit Nordföhn wurde der Winter auf der Alpensüdseite gar zum Frühling. Am 5. Januar stieg die Temperatur in Lugano auf 22.3 und in Locarno-Monti 22.6 Grad.

Für Lugano war dies der dritthöchste, für Locarno-Monti der zweithöchste Januarwert seit Messbeginn. Die zweite Januarhälfte lieferte zur Jahreszeit passende kühle Temperaturen sowie hin und hin und wieder etwas Schneefall. Erneut frühlingshaft mild war schließlich der Monatswechsel mit viel Sonne und Temperaturen bis 13 Grad im Norden und bis 17 Grad im Süden.

Rückkehr des Winters im Februar

Mit der Zufuhr von mildfeuchter Luft brachte die erste Februarwoche zunächst reichlich Neuschnee in den Bergen. Begleitet wurden die Niederschläge von starken Westwinden mit Böenspitzen bis 100 km/h im Mittelland und 130 km/h in Gipfellagen. Kältere Luftmassen mit weiteren Schneefällen legten anschließend auch eine Schneedecke ins Mittelland.

Vom 10. auf den 12. Februar wuchs diese in Genf auf 21 cm an, was zur vorübergehenden Schließung des Flughafens Genève-Cointrin führte. Selbst im Tessin fiel etwas Schnee, so dass sich die ganze Schweiz am Morgen des 12. Februar im weißen Winterkleid zeigte. Ungewöhnlich viel Neuschnee gab es gegen Monatsende im Südtessin, als auf den 25. Februar in kurzer Zeit bis zu einem halben Meter zusammen kam. In der Nordschweiz wehte derweil eine eisige Bise mit Temperaturen ganztags unter dem Gefrierpunkt.

Sehr kalter Winter im Hochgebirge

Während der meteorologische Winter 2012/2013 (Dezember bis Februar) im nördlichen Flachland Temperaturen im Bereich der Norm 1981-2010, im Süden etwas über der Norm brachte, lagen die Wintertemperaturen im Hochgebirge massiv darunter. Auf dem Jungfraujoch (3580 m ü.M.) wurde mit einer Durchschnittstemperatur von minus 15.6 Grad der kälteste Winter seit über 40 Jahren registriert. Ähnlich kalt waren hier letztmals die Winter 1968/69 und 1969/70.

Anhaltend winterlich

Nach einigen milderen Tagen anfangs März, unterstützt im Norden durch kräftigen Föhn, wurde es gegen Märzmitte wieder winterlich. Aus Nordosten zufließende arktische Kaltluft löste wiederholt Schneeschauer bis ins Flachland aus, und die Minimum-Temperaturen sanken in den Hochtälern auf rund minus 20 Grad, auf dem Jungfraujoch auf knapp minus 29 Grad.

Mit einer Winddrehung auf Südwest kurz nach Monatsmitte fielen im Tessin im Flachland wieder bis zu 20 cm, oberhalb 800 m regional bis zu einem halben Meter Neuschnee. Anschließend blieb die Witterung bis in die ersten Apriltage hinein spätwinterlich mit etwas Märzschnee bis in die Niederungen im Norden sowie überall für die Jahreszeit zu kühlen und ausgeprägt sonnenarmen Verhältnissen.

Nach kurzem Frühsommer wieder Wintereinbruch

Mit südwestlichen Winden gelangte Mitte April frühsommerlich warme Luft in die Schweiz und die Temperaturen stiegen bei sonnigem Wetter vielerorts über 23 Grad, lokal auch über 25 Grad und im Wallis sogar über 28 Grad. Bereits am 20. April lagen die Werte jedoch wieder verbreitet deutlich unter 10 Grad.

Ergiebige Niederschläge brachten im Norden etwas Neuschnee bis ins Flachland, in höheren Lagen 15 bis 20 cm, in den Alpen 40 bis 75 cm, lokal sogar bis 90 cm. Im Tessin gab es mit eingelagerten Gewittern Niederschlagsmengen bis 160 mm.

Extreme Niederschläge

Starkniederschläge überzogen das Tessin vom 26. bis zum 30. April. Die gößten Mengen fielen im Maggiagebiet mit 300 bis 400 mm. Innerhalb von fünf Tagen kam hier also weit mehr als die normale April-Niederschlagssumme zusammen.

Am Abend des 2. Mai wütete über Schaffhausen ein Gewitter mit Rekordniederschlägen, welche hier nur alle 50 bis 100 Jahre zu erwarten sind. Innerhalb von zehn Minuten ergossen sich 32.8 mm in die Stadt am Rheinfall, mit massiven Überschwemmungsfolgen. Der Schaffhauser Rekordregen rückt auf Platz zwei vor in der Schweizer Liste der heftigsten kurzzeitigen Regenfälle. Schweizer Rekordhalter ist Locarno-Monti im Tessin mit einer Zehnminuten-Summe von 33.6 mm (29. August 2003).

Eine vom 14. bis zum 21. Mai anhaltende Südstaulage brachte der Alpensüdseite erneut ausgiebige Regenfälle. Vom Simplongebiet bis ins Bergell fielen innerhalb von acht Tagen meist 150 bis 270 mm. Die größten Mengen erhielt abermals das Maggiagebiet, lokal bis 370 mm. Die Wassermassen ließen den Lago Maggiore über die Ufer treten und Erdrutsche machten Straßen und Bahngeleise unpassierbar.

Auf Ende Mai strömte feuchte Mittelmeerluft über die österreichischen Alpen hinweg zur Alpennordseite. Vom 31. Mai bis am Vormittag des 2. Juni gab es am zentralen und östlichen Alpennordhang 80 bis 150 mm, in einem Gebietsstreifen von den Schwyzer Alpen bis zum vorderen Appenzell sogar 150 bis über 200 mm Niederschlag. In einem größeren Gebiet rund um den Säntis erreichten die 2-Tages Niederschlagssummen neue Rekordwerte. So wurde an der Messstation Teufen (Messbeginn 1901) mit 191 mm der bisherige Maximalwert von 177 mm (30.5.1940) massiv übertroffen.

Rekord-Sonnenarmut

Die beharrliche Sonnenarmut ab Jahresbeginn führte in der Region von Basel über Zürich nach St. Gallen zur sonnenärmsten Januar-Mai-Periode in den Messreihen mit geprüften Daten seit 1959, in der langen Zürcher Messreihe gar seit Messbeginn 1884. Der Sonnenarmuts-Rekord gilt hier auch für den Frühling (März bis Mai). In den meisten übrigen Gebieten war es die sonnenärmste Januar-Mai-Periode bzw. der sonnenärmste Frühling seit den 1980er Jahren.

Kurze Hitzewelle im Juni

Anfang Juni stellte sich erstmals seit Mitte April eine mehrtägige Phase mit sonnigem Wetter ein. Danach ging es bis gegen Mitte Juni unbeständig weiter. Sommerlich heiß wurde es vom 16. bis 19. Juni. Die Höchstwerte stiegen in den Niederungen auf 31 bis 36 Grad, und einzelne Messstandorte registrierten dabei neue Rekordwerte für den Monat Juni.

Eine heftige Gewitterfront mit Hagel und hohen Windspitzen in der Westschweiz setzte am 20. Juni dem sommerlichen Treiben vorerst ein Ende. In Biel hinterließen die kräftigen Gewitterböen auf dem Gelände des eidgenössischen Turnfestes ein chaotisches Trümmerfeld und viele zum Teil schwerverletzte Personen. Dies nachdem bereits eine Woche zuvor heftige Fallwinde aus dem Jura das Festgelände in Mitleidenschaft gezogen hatten.

Extrem sonniger Hochsommer

Als willkommener Ausgleich zur bisher ungewöhnlich trüben Witterung wurde die Schweiz im Juli und August mit fast durchwegs sonnigem Hochsommerwetter verwöhnt. Im Flachland der Alpennordseite rückt damit der Sommer 2013 zum zweit oder dritt sonnigsten vor, bezogen auf die Periode mit geprüften Daten seit 1959. Deutlich sonniger war der Sommer 2003. Blickt man in der langen Zürcher Sonnenmessreihe weiter zurück, zeigt erst der Sommer 1911 mehr Sonnenstunden als die beiden Sommer 2013 und 2003.

Markanter Herbsteinzug

In den ersten Septembertagen stiegen die Temperaturen beidseits der Alpen nochmals auf hochsommerliche Werte zwischen 26 und 30 Grad, im Norden lokal auch etwas höher. Die Messstation Genève-Cointrin registrierte mit 30.1 Grad den ersten September-Hitzetag seit 1987.

Auf Mitte September wurde die Schweiz von kühler Polarluft erfasst. Die Schneefallgrenze sank bis auf 1.100 m hinunter und ein stürmischer Westwind, begleitet von kräftigem Regen, hinterließ eine erste Schicht von Herbstlaub am Boden. In der zweiten Septemberhälfte breiteten sich im nördlichen Flachland die ersten Herbstnebel aus, während in den Alpen bei milden Verhältnissen prächtige Fernsicht herrschte.

Heftiger Wintereinbruch

Kurz vor Oktobermitte ließ ein zweiter kräftiger Polarluftvorstoß die Schneefallgrenze beidseits der Alpen bis auf 600 m hinunter sinken, und selbst in Tieflagen stiegen die Temperaturen nicht mehr über 10 bis 12 Grad. In den Ostalpen fiel oberhalb von 1.000 m bis zu einem halben Meter Neuschnee. Regional war es die größte Neuschneemenge in der ersten Oktoberhälfte seit Messbeginn. Nach diesem Winter-Intermezzo folgte eine anhaltend milde zweite Monatshälfte, was schließlich zum viertwärmsten Oktober seit Messbeginn 1864 führte.

Klassischer Spätherbst

Das erste Novemberdrittel brachte nasses und stürmisches Westwindwetter, und die Temperaturen blieben sehr mild. Vom 6. auf den 7. November erlebte Neuenburg mit einem Nachtminimum von 12.2 Grad die mildeste Novembernacht seit 20 Jahren.

Ab dem 11. November waren ruhige Hochdrucklagen bis weit in den Dezember hinein das bestimmende Wetterelement, zunächst klassisch mit sonnigen Verhältnissen in den Bergen und Nebel über dem Flachland, ab Dezemberbeginn dank extrem trockener Kaltluft aber auch im Flachland vielerorts nebelfrei und damit ungewöhnlich sonnig.

Unterbrochen wurde das ruhige Herbstwetter durch eine mehrtägige Niederschlagsphase um den 20. November, welche der Alpennordseite den ersten Neuschnee bis ins Flachland brachte. Hier gab es nochmals etwas Neuschnee auf das Novemberende hin. Während des Sturmtiefs „Xaver“ vom 5. und 6. Dezember, welches vor allem über dem nördlichen Europa wütete, erreichten die Windgeschwindigkeiten in Gipfellagen über 130 km/h, im Flachland der Alpennordseite lagen die höchsten Werte etwas über 70 km/h.

Extrem sonniger Dezember im nördlichen Flachland

Anhaltender Hochdruckeinfluss und eine über dem Mittelland regional ungewöhnliche Nebelarmut während der ersten Dezemberhälfte brachte in einem Gebiet von Basel über Bern und Zürich bis nach St. Gallen extrem sonnige Verhältnisse. Bereits kurz nach Monatsmitte stieg in diesem Gebiet die Sonnenscheindauer in Richtung Dezember-Rekordwerte.

Jahresbilanz

Über die ganze Schweiz gemittelt lag die Jahrestemperatur 2013 mit einer Abweichung von nur -0.1 Grad ziemlich genau am Normwert 1981‒2010. Nördlich der Alpen und entlang des Alpennordhangs lag das Jahr 2013 meist 0.2 bis 0.5 Grad unter der Norm. Im Wallis, in Graubünden sowie im Tessin schwankten die Jahrestemperaturen um die Norm mit Abweichungen zwischen -0.1 und +0.3 Grad.

Die Jahresmengen des Niederschlags erreichten verbreitet 90 bis 110 Prozent der Norm 1981-2010. Am Alpennordhang waren es 80 bis 100 Prozent und im Engadin lokal auch unter 80 Prozent der Norm.

Bei der Sonnenscheindauer ergaben sich keine regionalen Unterschiede. Die Werte lagen landesweit meist zwischen 90 und 100 Prozent der Norm 1981-2010. Nach dem extrem trüben Jahresbeginn vermochte vor allem der sehr sonnige Sommer die Sonnenscheindauer wieder auf ein annähernd normales Niveau anzuheben. (MeteoSchweiz)
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