28.06.2013 | 13:38:00 | ID: 15372 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Juni 2013

Zürich (agrar-PR) - Wie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz feststellt, brachte der Monat Juni 2013 nur in der Südschweiz moderate Temperaturüberschüsse. Auch die Sonnenscheindauer war im Tessin überdurchschnittlich im Vergleich zur Normperiode 1981-2010.
Beim Niederschlag wurden besonders im Wallis, im Engadin und auf der Alpensüdseite große Defizite gegenüber der Norm festgestellt. Im Norden fielen regional sehr unterschiedliche Regensummen, wobei Defizite im Mittelland die Regel waren.


Starkregen zu Monatsbeginn - schwere Überschwemmungen in Zentraleuropa

Auf die extremen Niederschläge, welches ein langsam über Europa ostwärts ziehendes Tief zwischen dem 31. Mai und 2. Juni in den zentralen und östlichen Landesteilen verursachte, haben wir schon im Klimabulletin für den Monat Mai geschrieben. Hier seien nochmals die wesentlichsten Dinge zusammengefasst.

Die intensiven Landregen gingen im Mittelland und Jura bis am Abend des 1. Juni zu Ende. Ganz im Osten und entlang dem zentralen und östlichen Alpennordhang hielten sie hingegen bis am Morgen des 2. Juni in teils unverminderter Intensität an, insbesondere zwischen Walensee und Bodensee. Hier wurden teils 2-Tages-Regensummen über 200 mm gemeldet.

Der höchste Messwert wurde von der Schwägalp mit 245.2 mm übermittelt. Das ist deutlich mehr als die bisherige größte 2-Tages-Regensumme von 193.9 mm vom August-Unwetter 2005 in der bislang 40-jährigen Messreihe. In der Region zwischen Walensee und Bodensee war das Unwetter vom 31. Mai bis 2. Juni 2013 heftiger als das große August-Unwetter 2005, doch traten diese gefährlichen Entwicklungen diesmal glücklicherweise räumlich begrenzt auf.

Tatsächlich trafen die schwersten Regenfälle dieses Mal vor allem die östlichen Alpen, Süddeutschland und Tschechien. Extreme Hochwasserstände erreichten die Donau und die Elbe, deren Flutwelle auf ihrem Weg zur Nordsee in Deutschland über viele Tage hinweg schwere Überschwemmungen verursachte. Die Donau erreichte in Passau einen Rekordpegel von 12,89 m, das sind 69 cm höher als beim bisherigen höchsten bekannten Stand im Jahr 1954.


Endlich Sonnenschein und wärmer auch auf der Alpennordseite

Nach dem Ende der Regenfälle auf der Alpennordseite zeigte sich der 3. Juni noch immer alles andere als sommerlich. Es lag eine graue Hochnebeldecke über dem Mittelland, und die maximal 13 bis 18 Grad fühlten sich mit der steifen Bise, die im Westen mit 50 bis 68 km/h und auf den Jurakammlagen am Genfersee mit bis über 90 km/h blies, noch frischer an. Wenigstens schien im Westen, Wallis und Süden die Sonne. Im Tessin wurde es mit 22 bis 25 Grad einigermaßen sommerlich.

Vom 4. bis 8. Juni brachte dann ein Hochdruckgebiet erstmals seit Mitte April auch auf der Alpennordseite für 5 Tage sonniges Wetter. Der frühe Morgen des 4. Juni startete dabei im Mittelland der Deutschschweiz mit Temperaturen von nur gerade 3 bis 5 Grad, und auch die Maxima erreichten auf der Alpennordseite nur 18 bis 21 Grad. In den folgenden Tagen meldete sich dann aber doch der Sommer. Am 6. Juni wurden in Sion schon 28.4 Grad gemessen, am 7. Juni wurde die 25-Grad-Marke auch im Norden verbreitet geknackt und die Station Sion meldete mit 30.4 Grad als erste einen Hitzetag, und am 8. Juni wurden auch im zentralen und östlichen Mittelland verbreitet Tageshöchstwerte von 25 bis 28 Grad gemessen.

Am Tagesende erreichte dann eine Störung aus Nordwesten den Alpenraum. Im Vorfeld gab es entlang den Voralpen lokal Gewitter mit Hagel. Die beiden folgenden Tage waren wieder geprägt von starker Bewölkung und kühlen Temperaturen. Insbesondere auf der Alpensüdseite war der 9. Juni regnerisch. Im Westen traten nachmittags wieder örtlich heftige Gewitter auf. Teile des Ortes Moudon wurde von der Mérine überflutet. Hier wurden in 24 Stunden 78.5 mm Niederschlag gemessen, rund 70 m mehr als in der vom Gewitter nicht getroffenen Umgebung. Auch Moutier im Berner Jura registrierte 76.1 mm. Entlang dem Neuenburger und Solothurner Südjura fielen bis gegen 3 Uhr in der Früh des 10. Juni teilweise 40 bis 55 mm Regen. Danach verlagerten sich die Regenfälle vor allem zur östlichen Schweiz, derweil es im Süden im Tagesverlauf aufhellte.

Das unbeständige Wetter hielt bis zur Monatsmitte an. Während am 11. Juni im Osten noch etwas Regen fiel und sich die Sonne kaum zeigte, so dass die Temperaturen nur 18 Grad erreichten, herrschten im Tessin hochsommerliche Verhältnisse mit Sonnenschein und 26 bis 29 Grad. Dann setzte sich die Sonne auch im Norden durch, und der 13. Juni präsentierte sich dann im ganzen Land sonnig und mit 26 bis 29 Gad sehr warm. Die Station Genève-Cointrin registrierte mit 30.1 Grad ihren ersten Hitzetag des Jahres, und in Visp wurden sogar 31.6 Grad gemessen.

Am gleichen Abend brauste ein neuer Schwall kühler Luftmassen mit starken Windböen über die Alpennordseite hinweg. Insbesondere betroffen war der Jurasüdfuß, wo der Joran mit heftigen Fallböen von den Jurakammlagen ins Flachland herunterstürzte. Cressier registrierte eine Böenspitze von 118.8 km/h.

Tags darauf hatte sich der Sommer auf die Alpensüdseite zurückgezogen, wo weiterhin Maximaltemperaturen um 27 Grad gemessen wurden. Auch Visp meldete 27.4 Grad, während es in Sion mit 24.6 Grad nicht mehr zu einem Sommertag reichte. Am Genfersee wurden rund 20 Grad gemessen, in der Deutschschweiz machte sich die Sonne wieder rar und es blieb bei kühlen 17 bis 19 Grad.


Intensive Hitzewelle

Bereits zwei Tage später, am 16. Juni, installierte sich ein Tief über dem Golf von Biskaya, welches auf seiner Vorderseite heiße Luft aus Südspanien und Nordafrika in Richtung Mitteleuropa und den Alpenraum führte. Die Temperaturen stiegen auch in der Schweiz markant an und erreichten bereits an diesem Tag rund 28 Grad, im Wallis über 31 Grad.

Weil die südlichen Winde vor allem gegen Osten hin auch noch eine Südföhnströmung zur Folge hatten, stiegen die Temperaturen in der Deutschschweiz und im Zentralwallis bereits am nächsten Tag auf Werte von 32 bis 34.5 Grad. Geringfügig kühler blieb es im Westen und Süden, wo vielerorts die 30-Grad-Hitzemarke knapp verpasst wurde. Vor allem am Alpensüdhang gab es vermehrt Bewölkung, und auch in der Westschweiz traten gegen Abend vermehrt Wolken und lokale Gewitter auf.

Am 18. Juni wurden in der ganzen Schweiz Hitzewerte über 30 Grad gemessen. Den höchsten Wert registrierte die Station Sion-Aérodrome mit 36.2 Grad. Das ist an diesem Ort die höchste Temperatur, die seit Messbeginn 1958 in einem Juni-Monat gemessen wurde. Der bisherige Höchstwert war 35.1 Grad am 25. Juni 1965. Aber auch die Messstationen Chur (35.9 Grad), Bad Ragaz (35.8 Grad), Meiringen (33.7 Grad) und Elm (31.2 Grad) registrierten neue Höchstwerte für den Monat Juni.

Abends bildete sich ein heftiges Gewitter über dem Toggenburg, welches mit den zu diesem Zeitpunkt südöstlichen Winden ungewohnterweise in nordwestlicher Richtung über das Zürcher Oberland zum Rafzerfeld zog und besonders im Zürcher Oberland große Hagelschäden anrichtete. Auch die Region östlich von St. Gallen bis zum Bodensee wurde von einem heftigen Gewitter getroffen.

Tags darauf, am 19. Juni, kündigte sich ein Wetterwechsel an. Das Tief mit seinen feuchten und kühlen Luftmassen näherte sich aus Westen dem Alpenraum. Die Höchsttemperaturen erreichten zwar nochmals verbreitet über 30 Grad, aber weil auf der Alpensüdseite schon vormittags zahlreiche Gewitter, zum Teil mit Hagel, auftraten, und weil deren Wolkenreste auch über die Alpen nach Norden verfrachtet wurden und die Sonne vorübergehend verdeckten, blieben die Höchstwerte des Vortages unerreicht. Im Sopraceneri, wo sich die Sonne wenig zeigte, wurden sogar nur noch 26 Grad gemessen.


Gewittersturm fordert 84 Verletzte am eidgenössischen Turnfest in Biel


Am 20. Juni erreichte feuchtere Gewitterluft von Frankreich auch die Alpennordseite. Mit Unterstützung des Südföhns gab es im Rheintal zwar nochmals bis 32.8 Grad (Bad Ragaz). Auch am Bodensee, in den Südföhntälern der Innerschweiz und im Tessin reichte es noch für hochsommerliche 28 Grad. In Meiringen blies der Föhn mit bis zu 114 km/h, in Elm sogar mit 124 km/h und auf dem Gütsch mit 156 km/h. Im Allgemeinen aber sorgten dichtere Bewölkung und erste Schauer am Morgen dafür, dass die Tageshöchstwerte nur noch 23 bis 26 Grad erreichten.

Nach 14 Uhr bildete sich über Savoyen ein heftiges Gewitter, welches zwischen 15.30 Uhr und 18 Uhr von Genf dem Jura entlang bis in den Raum Biel weiterzog, ehe es sich unter Abschwächung in nordnordöstlicher Richtung über den Jura Richtung Rhein bewegte, wo es zwischen Basel und Rheinfelden die Schweiz verließ. Auf seinem Weg von Genf bis Biel verursachte das Gewitter aber nebst heftigen Windböen starke Hagelschläge, welche die Rebkulturen schwer in Mitleidenschaft zogen. Örtlich wurde Totalschaden festgestellt.

An der Station Genève-Cointrin gab es Windspitzen bis 118 km/h. Mit voller Wucht trafen die Böen kurz nach 18 Uhr auch das Festgelände des eidgenössischen Turnfestes, das in Biel stattfand und im offenen Strandbereich besonders dem Wetter ausgesetzt war. Die Gewitterböe zerstörte hier nicht nur das ganze Zeltlager, sondern brachte auch das große Festzelt zum Einsturz. Ein, zwei Minuten genügten - zurück blieben 84 zum Teil Schwerverletzte und ein chaotisches Trümmerfeld.

Genau eine Woche zuvor, am 13. Juni, hatte schon der heftige Joran die Zeltstadt der Turner zerstört, wobei es glücklicherweise keine Verletzten gegeben hatte. Beide Male musste der mit über 10.000 Besuchern gefüllte Festplatz evakuiert werden.


Unfreundlich kühles Monatsende in der Deutschschweiz, Sommer im Süden

Die eindringende kühle Luft verursachte am 20. Juni auch sonst in vielen Gebieten der Schweiz starke Windböen von 70 bis 90 km/h. Im Mittelland und Jura sanken die Temperaturen mit den starken Winden rasch um 7 bis 11 Grad ab. In Neuchâtel etwa war es um 17.50 Uhr noch 22.1 Grad warm. Zehn Minuten später wurden 12.2 Grad gemessen. In Wädenswil war es um 19.30 Uhr mit 27.5 Grad noch hochsommerlich. Eine Stunde später wurden noch 16.3 Grad registriert. Langsamer erfolgte der Temperaturrückgang in den Alpen und im Süden.

In der Folge blieb das Wetter auf der Alpennordseite bis zum Berichtszeitpunkt wolkenreich, nass und kühl. Ab dem 23. Juni erreichten die Tageshöchsttemperaturen hier meist nicht mehr 20 Grad. Die Sonne zeigte sich vor allem am Alpennordhang wenig, täglich gab es Regengüsse, in Lagen oberhalb von 1700 bis 2500 m fiel Schnee. In der Westschweiz und besonders im Wallis reichte es zu etwas mehr Sonne und häufig auch zu etwas höheren Temperaturen. Sommerwetter aber gab es nur in den Niederungen im Tessin, welche von den kühlen Luftmassen durch die Alpen geschützt waren. Die Tageshöchsttemperaturen stiegen hier zumeist über 25 Grad an. Allerdings traten auch hier lokale Schauer und Gewitter auf.


Vegetation: späte bis sehr späte Entwicklung der Vegetation

Die kühlen Temperaturen im Vormonat Mai verzögerten die Vegetationsentwicklung, so dass sich die Pflanzen im Juni mehrheitlich spät bis sehr spät entwickelten.

Während die Margeriten im Mittelland im Mai zu einem normalen bis späten Zeitpunkt blühten, ging im Juni ihre Blüte in Höhenlagen oberhalb von 900 m weiter. Dabei wurde eine Verspätung von 6 bis 24 Tage auf das Mittel 1981-2010 beobachtet, was als normal bis sehr spät eingeordnet werden kann. Nur die Jurahöhen, Davos und St. Moritz meldeten eine normale Blütezeit mit 2 bis 10 Tagen Vorsprung auf das Mittel. Der Schwarze Holunder blühte ungefähr ab dem 10. Juni im Mittelland ebenfalls spät bis sehr spät mit einer Abweichung von 3 bis 14 Tagen auf das Mittel.

Die ersten Meldungen zu blühenden Sommerlinden ab dem 15. Juni weisen auf einen normalen Blühzeitpunkt hin. Viele Meldungen sind jedoch noch ausstehend, so dass bei diesen ebenfalls mit einem Rückstand auf die mittlere Vegetationsentwicklung gerechnet werden muss. In St. Moritz trieben die Lärchen ihre Nadeln am 3. Juni mit 13 Tagen Verspätung auf das Mittel aus. Auch die Blüte der Kirsch- und Apfelbäume in Lagen oberhalb von 1000 m war 10 bis 24 Tage verspätet.

Ab dem 3. Juni nutzten die Bauern die ersten sonnigen Tagen für die Heuernte. Diese konnte in den tieferen Lagen erst mit einer Verspätung von 10 bis 26 Tage eingebracht werden. In den höher gelegenen Gebieten betrug die Verspätung nur noch 3 bis 9 Tage. Oberhalb von 1000 m im Jura und in den Alpen konnte ab dem 11. Juni sogar zu einem normalen Zeitpunkt das Heu geerntet werden.

Nachdem im Mai die Gräserpollensaison nur zögerlich begann, führte das häufig sonnige Wetter vom 2. bis 22. Juni meist zu starkem bis sehr starkem Gräserpollenflug in der ganzen Schweiz bis in Höhenlagen von 1.000 m. In den Alpen begann die Blüte der Grünerlen. Ihre Pollen können mit dem Wind teilweise bis ins Mitteland oder ins Südtessin getragen werden. Während dem 16. bis 20. Juni wurden im gesamten Mittelland mäßige bis starke Grünerlenpollenbelastungen gemessen, ein Ereignis, welches das letzte Mal im Jahr 2009 auftrat.


Monatsbilanz

Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz registrierte im Juni 2013 in den Niederungen der Alpensüdseite um etwa 1 Grad wärmere Temperaturen als im Mittel der Normperiode 1981-2010. Ansonsten wurden etwa normale Juni-Monatsmitteltemperaturen festgestellt, im Westen und in Gipfellagen teils auch geringfügige Defizite. Die sonnigen Perioden vom 4. bis 8. Juni., vom 12. und 13. Juni sowie vom 16. bis 19. Juni reichten im sonst häufig bewölkten Juni 2013 für eine mindestens normale Besonnung. Auf der Alpensüdseite, wo die trüben Tage fast gänzlich fehlten, ergab sich bis zum Berichtszeitpunkt bereits ein Sonnenscheinüberschuss gegenüber der Norm 1981-2010.

Auch die Niederschläge waren im Süden, im Engadin, im Wallis, in der Region Genf, von Payerne bis Fribourg und von Kloten bis Schaffhausen mit teilweise weniger als 40 Prozent der Norm deutlich geringer als im Mittel der Periode 1981-2010. Bis zum Berichtszeitpunkt wurden in Fribourg nur 29 Prozent der Norm-Regensumme gemessen, auf dem Chaumont oberhalb Neuchâtel hingegen bereits 141 Prozent.

Dies zeigt, dass wegen der Gewittertätigkeit im Norden lokal sehr unterschiedliche Regenmengen fielen. Die Station Sion-Aérodrome registrierte mit nur 6.6 mm bis am 27. Juni sogar nur 12 Prozent der normalen Juni-Regensumme. Vom oberen Bodensee bis zum Walensee wurden hingegen teils über 150 Prozent der Normalsummen gemessen. Am zentralen und östlichen Alpennordhang fielen verbreitet etwa normale Regensummen. (MeteoSchweiz)
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