31.10.2013 | 13:40:00 | ID: 16345 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Oktober 2013

Zürich (agrar-PR) - Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz registrierte an seinen Messstationen verbreitet 1 bis 2 Grad wärmere Temperaturen im Vergleich zur Normwertperiode 1981-2010.
In den Südföhntälern betrug der Wärmeüberschuss mehr als 2 Grad, auf der Alpensüdseite und im Engadin war er meist kleiner als 1 Grad. Vor allem im Süden und im Westen war der Oktober sonnenarm und nass, derweil es im Goms ein Niederschlagsdefizit gab. Im Tessin wurde teils weniger als die Hälfte der normalen Sonnenscheindauer registriert.

Trüber Beginn

Der Monat Oktober begann in den Niederungen äußerst sonnenarm, besonders auch im Tessin. In den ersten 10 Tagen wurden beidseits der Alpen an den meisten Messorten des Mittellandes und im Mittel- und Südtessin insgesamt weniger als 10 Stunden Sonne gemessen, von Wynau bei Langenthal bis Aarau und im Sottoceneri waren es sogar weniger als 5 Stunden. Die tiefsten Werte wurden in Gösgen mit 104 Minuten und in Stabio mit 90 Minuten registriert. Der Grund war, dass zähe hochnebelartige Bewölkung oft ganztags die Sonne abdeckte.

In den Bergen schien vor allem am 2. und 3. Oktober die Sonne. Am 4. Oktober drang aus Westen eine Störung zu den Alpen vor. Der Südföhn ließ in Graubünden aber die Sonne noch scheinen, derweil im Mittelland und Jura schon vormittags erste Regenfälle niedergingen. In der Nacht und am 5. Oktober fiel verbreitet Regen.

Die Schneefallgrenze lag anfangs über 3.000 Meter und sank dann auf 2500 Meter. Vom 7. bis 9. Oktober lag über der Alpennordseite Hochnebel. In den Gipfellagen der Alpennordseite und teilweise in den inneren Alpen schien hingegen wieder die Sonne. Die Alpensüdseite stand ihrerseits unter dem Einfluss eines Tiefs über Italien, so dass es bewölkt blieb mit gelegentlichen Regenfällen. Erst am 9. Oktober kam es am Alpensüdhang mit aufkommenden Nordwestwinden zu größeren Aufhellungen.

Erster Wintereinbruch in den Bergen

Mit diesen Nordwestwinden gelangte nun feucht-kalte Polarluft zu den Alpen. Das Vordringen der Kaltluft löste auf der Alpensüdseite Gewitter, starke Regenfälle und Windböen von 60 bis über 90 km/h (Lugano 93.2 km/h) aus. Bis am Morgen des 11. Oktober fielen hier örtlich 60 bis 80 mm Regen. Auch in den östlichen Landesteilen fielen ergiebige Niederschläge.

Die Temperaturen sanken im Norden und in den Alpen rasch um etwa 10 Grad. Prompt schneite es im Glarnerland sowie im Rheintal und in Graubünden bis auf den Talgrund hinunter. Die Station Chur maß am 11. Oktober morgens 3 cm Neuschnee. Oberhalb 1.000 Meter fielen 20 bis 50 cm Schnee. Sils-Maria und Samedan notierten mit 44 bzw. 40 cm die größte in den ersten zwanzig Oktobertagen je an diesen Stationen gemessene Neuschneehöhe. In Sils-Maria sind Neuschneedaten seit 1864 verfügbar.

Nach gebietsweisen Aufhellungen brachte eine neue Störung in der Nacht zum 12. Oktober den westlichen Alpen bis 25 mm und im Nordtessin sogar über 30 bis 50 mm Niederschlag, der oberhalb von 700 bis 800 Metern in Form von Schnee fiel, im Tessin am Morgen lokal sogar bis 600 Meter. Die größten Neuschneemengen wurden in den Walliser Südtälern, im Simplongebiet sowie im Maggiatal gemessen (Bosco-Gurin 40 cm, Simplon-Dorf 32 cm, Grächen 23 cm).

Tagsüber gab es im Westen und am Alpennordhang wieder größere Aufhellungen, aber in der darauf folgenden Nacht zum 13. Oktober im Westen und Süden bis über 20 mm Niederschlag. In der Deutschschweiz blieben die Mengen geringer. Die Schneefallgrenze lag immer noch bei 1.000 bis 1.200 Meter.

Spätsommerliche Temperaturen in den Südföhntälern

In der Folge drehten die Höhenwinde auf Südwest und die Temperaturen stiegen deutlich an. In der Nacht zum 16. brachte eine Störung auf der Alpennordseite und in den Alpen kräftige Niederschläge und böige Westwinde. Die Schneefallgrenze lag nun aber um oder über 2.000 Meter, in den Niederungen bewegten sich die Maxima immerhin um 15 Grad. Auf der Alpensüdseite sorgte am 16. Oktober etwas Nordwind für sonniges Wetter mit Höchstwerten von 20 bis 22 Grad.

Ein Hoch, das sich von Frankreich nach Osteuropa verlagerte, brachte dann vom 17. bis 19. Oktober der ganzen Schweiz überwiegend sonniges und tagsüber mildes Wetter brachte. Die Nullgradgrenze stieg über 3.000 Meter an, und auch in den Niederungen wurden Temperaturen von 17 bis 20 Grad erreicht, in Chur dank einsetzendem Südföhn bis 23 Grad. Im Mittelland gab es am 19. Oktober aber verbreitet Nebel oder Hochnebel, der sich lokal erst kurz nach Mittag auflöste.

Vom 20. bis 22. Oktober herrschte eine ausgesprochene Südföhnlage. Am 22. wurden in den Tälern am Alpennordhang Föhnböen von 65 bis über 100 km/h gemessen. Im Rheintal stieß der Föhn bis zum Bodensee vor und verursachte an der Station Altenrhein Windspitzen bis 105.1 km/h. Auch in Meiringen wurden 103 km/h gemessen. Am stärksten blies der Südföhn aber wieder einmal im Urnerland. Die Station Altdorf registrierte maximal 121.3 km/h.

In den Gipfelregionen der Alpen wurden an den Stationen Gornergrat, Piz Martegnas und Titlis höchste Windspitzen von 132 bis 134 km/h gemessen. Zudem stiegen die Temperaturen in den Föhntälern auf 22 bis 25 Grad, in Vaduz sogar auf 26.3 Grad. Diese Werte liegen aber deutlich unter den Rekorden für die zweite Hälfte Oktober aus dem Vorjahr. Am 19. Oktober 2012 gab es in Vaduz 29.0 Grad, in Altdorf 28.6 Grad.

Der Südföhn trat in all seinen wettermäßigen Variationen auf. Am 20. brachte ein Störungsausläufer der Alpennordseite vorübergehend Regen, an der Station Pully bei Lausanne fast 20 mm, nach Osten hin oft nur wenige Tropfen. Am zentralen und vor allem am östlichen Alpennordhang sowie in Nordostbünden gab es aber ein sog. Föhnfenster mit längeren sonnigen Abschnitten. Auf der Alpensüdseite regnete es auch nur vergleichsweise wenig in der zweiten Tageshälfte.

Tags darauf sorgte der Südföhn am ganzen Alpennordhang und in Nordbünden für weitgehend sonniges Wetter. In Richtung Jura fiel am Vormittag noch Regen, nachmittags gewann die Sonne auch hier die Oberhand. Auf der Alpensüdseite war es meist bedeckt, aber bis am Abend im Allgemeinen trocken.

Ergiebige Stauregen auf der Alpensüdseite

Am 22. Oktober hingegen setzten mit dem Südföhn am Alpensüdhang ergiebige Stauregen ein. Die Wolken schwappten bis über den Alpenkamm nach Norden und brachten selbst jenseits der Wasserscheide im südlichen Wallis und in weiten Teilen Graubündens etwas Niederschlag. Nun bewirkte die Föhnströmung vor allem im Jura und im angrenzenden Mittelland ziemlich sonniges Wetter. Am 23. Oktober brach der Föhn zusammen und es kam auch im Norden zu länger anhaltenden Regenfällen.

Am Alpensüdhang hielten die ergiebigen Regenfälle weiter an. Von Tagesbeginn am 22. Oktober bis am Morgen des 24. Oktober fielen hier meist 70 bis 170 mm Regen, im Mendrisiotto und im Val Poschiavo teils nur 50 bis 70 mm. Mit der anhaltend südwestlichen Strömung blieb auch die Schneefallgrenze während des Störungsdurchgangs mit 2.600 bis 3.200 Meter für die zweite Oktoberhälfte auf hohem Niveau.

Teils Rekordtemperaturen für das letzte Oktoberdrittel im Mittelland

Ein Hoch südöstlich des Alpenraums und ein Tief über dem Atlantik hielten die südwestliche Strömung mit Zufuhr warmer Luftmassen auch nach dem Durchzug der kräftigen Störung aufrecht. Damit blieb das Wetter für Oktoberverhältnisse deutlich zu warm und auf der Alpensüdseite meist wolkenreich. Vor allem am Alpennordhang und in den inneren Alpen hingegen dominierte die Sonne. Die Nullgradgrenze stieg zeitweise bis über 3.500 Meter an.

In den tiefen Lagen der Alpennordseite wurden am 26. Oktober wieder Maxima von 16 bis 21 Grad an. Im Jura trieben südwestliche Fallwinde die Höchsttemperaturen in Delémont auf 24.4 Grad. Und auch in den Südföhntälern wurden am 25. und 26. Oktober Höchstwerte wieder über 20 bis maximal 24.1 Grad (Vaduz) registriert. Am 27. brachte eine Störung vor allem im Jura und Mittelland kräftige Regenschauer und Windböen.

Im Mittelland westlich von Zürich wurden verbreitet 20 bis 30 mm Niederschlag gemessen. Nachmittags stiegen die Temperaturen trotz fehlender Sonne wieder auf 17 bis 20 Grad an. Auch im Süden regnete es tagsüber zeitweise. Am zentralen und östlichen Alpennordhang und in Graubünden blieb es vielerorts trocken. Der Südwestwind erreichte in den Gipfelregionen und im Hochjura bis über 100 km/h, im Mittelland wurden Böen von 50 bis 80 km/h gemessen, in Delemont sogar bis 91.8 km/h.

Ein schwerer Herbststurm zog vom 27. bis 29. Oktober über die Britischen Inseln, Frankreich, Deutschland und die Baltischen Staaten hinweg und forderte mehrere Menschenleben. Über der Schweiz am Südrand des Sturms verstärkte sich dadurch der Zustrom warmer Luftmassen. Bei weitgehend strahlendem Sonnenschein trieben die Südwestwinde am 28. Oktober die Maximaltemperaturen in den Niederungen auf ungewöhnlich hohe Werte von meist 22 bis 23 Grad. In Vaduz wurden 24.7 und in Basel sogar 24.8 Grad gemessen.

Für die Orte im Mittelland handelte es sich teilweise um die höchsten Temperaturen für das letzte Monatsdrittel Oktober seit Messbeginn. Für die Zeitspanne vom 21. bis 31. Oktober betrug die bisherige Rekordtemperatur beispielsweise in Neuchâtel 20.9 und für Bern 21.1 Grad, gemessen an beiden Orten am 25. Oktober 1923. Am 28. Oktober 2013 wurden diese Werte mit 21.1 resp. 22.0 Grad übertroffen. Auf dem Zürichberg wurde das bisherige Maximum von 22.1 Grad vom 31. Oktober 1892 egalisiert, und in Basel waren die 24.8 Grad der zweithöchste Wert für das letzte Oktoberdrittel. Nur am 21. Oktober 1923 war mit 26.9 Grad eine noch höhere Temperatur gemessen worden, damals noch am alten Standort beim Bernoullianum.

Bunte Herbstwälder in der ganzen Schweiz

Im Laufe des Monats nahm die Herbstfärbung der Wälder laufend zu. Waren es in der ersten Oktoberhälfte mehrheitlich Rosskastanien, Sommerlinden, Vogelbeeren und Birken, begannen sich die Buchen verstärkt ab Mitte Oktober zu verfärben. Verglichen mit der Normperiode 1981-2010 fand die Verfärbung der Rosskastanie zu einem normalen Zeitpunkt statt.

Die Blattverfärbung der Buchen hingegen wies eine leichte Verspätung von rund einer Woche auf und auch die Vogelbeeren verfärbten sich mehrheitlich später als normal. Die Nadelverfärbung der Lärche wurde aus St. Moritz am 17.10. und aus Davos am 18.10. gemeldet. Diese Termine liegen ziemlich genau im Mittel der Normperiode. In der zweiten Oktoberhälfte wurde an mehreren Orten der Blattfall von Vogelbeeren und Rosskastanien beobachte, ebenfalls zu einem normalen Zeitpunkt.

Monatsbilanz

Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz maß im Oktober an den Messstationen auf der Alpennordseite verbreitet 1.5 bis 2 Grad wärmere Temperaturen im Vergleich zur Normwertperiode 1981-2010. In den Südföhngebieten war die positive Temperaturabweichung örtlich auch größer, besonders im Urner Reusstal und im Zentralwallis. Hingegen betrug der Wärmeüberschuss in den Gipfelregionen und auf den Jurakämmen sowie in weiten Teilen Graubündens nur etwa 1 Grad, im Tessin teils sogar weniger als 0.5 Grad.

In weiten Landesteilen war der Oktober ein nasser Monat. Im Raum Lausanne und vielerorts in Graubünden wurde doppelt so viel Niederschlag gemessen als normal. Auch das Mittelland westlich vom Napf und das Tessin erhielten verbreitet über 150 Prozent des Normwertes 1981-2010. Geringer war der Niederschlagsüberschuss im Mittelland östlich vom Napf, im Jura, im Raum Genf und im Sottoceneri. Das Mendrisiotto erhielt wie das Wallis oberhalb von Siders und wie ein Gebietsstreifen vom Haslital über das Urnerland und die Schwyzer Alpen bis zum Säntis sogar etwas weniger Niederschlag als normal. Grächen maß nur zwei Drittel des Normwertes.

Der Oktober war nicht nur nass, sondern auch sonnenarm. Immerhin über 80 Prozent bis lokal über 90 Prozent der Oktober-Norm 1981-2010 erreichte die Sonnenscheindauer im Mittelland östlich der Reuss und am Alpennordhang östlich der Aare sowie von Visp bis Zermatt. Auch am Juranordfuß, in Nord- und Mittelbünden sowie im Engadin und im Zentralwallis war das Sonnenscheindefizit mit Werten von 75 bis 85 Prozent der Norm nicht all zu groß. Hingegen gab es im Jura und im westlichen Mittelland nur etwa zwei Drittel der normalen Besonnung, und auf der Alpensüdseite war das Wetter ungewöhnlich trüb mit verbreitet weniger als der Hälfte der normalen Oktober-Sonnenscheindauer. (MeteoSchweiz)
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