Schwerin (agrar-PR) - Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr.
Till Backhaus hat sich auf der heutigen Landtagssitzung in Schwerin
dafür ausgesprochen, die Leistungen der Waldbesitzer zum Schutz des
Klimas mit Mitteln aus dem CO2-Zertifikatehandel
finanziell zu unterstützen. "Komplexe Klimamodelle prognostizieren auch
für Mecklenburg-Vorpommern eine spürbare Klimaveränderung. So werden in
den nächsten Jahrzehnten tendenziell ansteigende Temperaturen und
abnehmende Sommerniederschläge erwartet. Außerdem muss mit einer
Zunahme extremer Witterungsereignisse (Orkane, Dürre, Überschwemmungen)
gerechnet werden. Das Klima wird sich vielfältig auf unsere Wälder
auswirken, denn neben dem Boden ist das Klima der wichtigste natürliche
Standortfaktor. Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftsbereichen
verfügt die Forstwirtschaft über einen wesentlich geringeren
Handlungsspielraum, um auf negative Wirkungen des Klimawandels zu
reagieren", sagte Minister Backhaus.
In seiner Rede vor den
Abgeordneten machte er deutlich, dass es forstpolitisches Ziel sei, die
Funktionsfähigkeit der Wälder in ganzer Breite nachhaltig zu sichern.
Dazu müssten die Waldbestände nicht nur an die aktuellen
Standortgegebenheiten gut angepasst sein, sondern müssen wegen des sich
ändernden Klimas auch über eine möglichst große Anpassungsfähigkeit
verfügen. In diesem Sinne habe das Landwirtschafts- und
Umweltministerium ein "Maßnahmenkonzept zur Anpassung der Wälder
Mecklenburg-Vorpommerns an den Klimawandel" erarbeitet. Das Konzept
enthalte erstmals die aus Sicht des Landes wichtig-sten Aktivitäten zur
Waldanpassung an den Klimawandel.
Das Ziel lautet: Entwicklung
klimaplastischer Wälder, die auch künftig ökonomische, ökologische und
soziale Funktionen nachhaltig gewährleisten. Dazu gehören Maßnahmen wie:
* Erarbeitung klimarelevanter Standortinformationen und darauf aufbauend Identifizierung von Wald-Risikogebieten.
* Durchführung von Untersuchungen zur Stresstoleranz und
Anpassungsfähigkeit heimischer Baumarten sowie Prüfung der Anbaueignung
fremdländischer Baumarten.
* Forcierte Weiterführung des Umbaus nicht standortgerechter Nadelbaumbestände.
* Anpassung und Optimierung der Überwachungs-, Prognose- und Bekämpfungsmaßnahmen für Schaderreger im Wald.
* Qualifizierung der Waldbesitzer für die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen.
Diese
Beispiele verdeutlichen, dass von Waldbesitzern und Forstverwaltungen
wegen des Klimawandels in nächster Zukunft große Anstrengungen bzw.
finanzielle Mittel zur Risikovorsorge aufzubringen sind. Aus eigener
Kraft können sie diese jedoch nicht leisten. Deshalb bin ich der
Auffassung, dass ergänzend zu der bestehenden forstlichen Förderung
eine finanzielle Unterstützung mit Mitteln aus dem CO2-Zertifikatehandel erfolgen muss."
An
Beispielen verdeutlichte Backhaus die Leistungen der Wälder zum
Klimaschutz. So werden in deutschen Wäldern bereits heute über 1,2
Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert, davon rund 50 Millionen
Tonnen in Mecklenburg-Vorpommern. Die jährliche Kohlenstoffanreicherung
der Wälder Deutschlands beträgt dank nachhaltiger Waldnutzung 17
Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. "Das sind Leistungen zum Schutz
des Klimas, die dem Waldbesitzer bisher nicht vergütet werden", machte
der Minister deutlich.
"Wird die Kohlenstoff bindende Funktion
der Wälder gezielt weiterentwickelt", so der Minister, "könnten
zusätzlich jährlich 3,8 Mio. Tonnen Kohlendioxid in Deutschland
gebunden werden. Darin enthalten sind Neuaufforstungen, Erhöhung der
Holzvorräte und stoffliche sowie energetische Substitutionsleistungen.
Allein dieses zusätzliche Minderungspotential beträgt bei einem
unterstellten Zertifikatpreis von 12 Euro pro Tonne Kohlendioxid
jährlich 45 Millionen Euro. Bezogen auf die Waldfläche errechnet sich
für Mecklenburg-Vorpommern ein Betrag von über 2 Millionen Euro im
Jahr. Mit diesem Geld könnten viele der dargelegten Maßnahmen
finanziert werden."
Auch die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner habe betont, dass sie sich für einen entsprechenden
Waldklimafonds einsetzt. Bisher sei sie jedoch an der Umsetzung
gescheitert.
"Umso wichtiger ist es, dass der Landtag in dieser
Angelegenheit ein klares Signal sendet. Bei der Verteilung der Mittel,
die aus den Versteigerungserlösen des Handels mit
Treibhausgasemissionszertifikaten stammen, ist die Forstwirtschaft
angemessen zu beteiligen, da sie unverschuldet und in besonderem Maße
unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden hat. Insofern handelt
es sich nicht um Almosen, sondern um Geld, das aufgrund der Leistungen
des Waldes zum Schutz des Klimas den Waldbesitzern zusteht und das die
Forstwirtschaft für die Schaffung klimaangepasster Wälder benötigt.
Diese Forderung steht im Einklang mit Artikel 10 der
Emissionshandels-Richtlinie der EU. Bei der Verwendung der Einnahmen
aus der Versteigerung der Zertifikate aus dem Emissionshandel wird
ausdrücklich die "Kohlenstoffspeicherung durch die Forstwirtschaft"
benannt. Die Bundesrepublik Deutschland hat damit die rechtliche
Grundlage, die es nun umzusetzen gilt. Das Land hat in den vergangenen
Jahren viele konkrete Vorarbeiten geleistet. So hat beispielsweise die
Waldaktie internationale Resonanz und Nachahmung gefunden. Es wird
Zeit, dass auch die europäische Gemeinschaft und die Bundesrepublik
Deutschland dem Wald und der Forstwirtschaft in dieser schwierigen Lage
helfen", sagte Minister Backhaus abschließend.