Frankfurt (agrar-PR) -
Dürre in Ost-Afrika: Mara-Fluss wird zum Rinnsaal / Große Tierwanderung in Gefahr. Der WWF warnt vor einem „Austrocknen“ des
Nord-Ostens der Serengeti in Tansania und des kenianischen
Schutzgebietes Massai Mara. Die Lebensader der Region, der Mara-Fluss
habe besorgniserregend niedrige Pegelstände, obwohl die Trockenzeit
gerade erst begonnen habe. In den vergangenen Monaten hat es kaum
geregnet, was Missernten und schlechte Weiden zur Folge hat.
Die
Regierungen von Kenia und Tansania haben bereits mit Hilfslieferungen
für die betroffenen Menschen vor Ort reagiert. „Vom Mara-Fluss trinkt
die gesamte Serengeti während der Trockenzeit. Wenn diese Quelle
verloren geht, steht die Tierwanderungen von 1,3 Millionen Huftieren
wie Gnus und Antilopen und das gesamte Ökosystem vor dem Kollaps“,
warnt Martin Geiger, Wasser-Experte beim WWF. Seit 1970 ist der Abfluss
im Mara bereits um durchschnittlich 60 Prozent zurückgegangen, vor
allem durch massive Abholzungen im Quellgebiet, Bewässerung von Weizen-
und Bohnenfeldern und einem enorm steigenden Wasserbedarf für Vieh und
Menschen in Kenia. Hinzu kommen klimatische Veränderungen in Folge
des
Klimawandels.
Getrieben von der Trockenheit und der Umwandlung
ihrer traditionellen Weiden in Weizenfelder, sind die Masai gezwungen
ihre Viehherden, trotz eines Verbotes der Behörden, in das
Naturschutzgebiet zu treiben. Dies hat dramatische Folgen für die
Wildtierbestände, führt aber auch zu gefährlichen Situationen und
Konflikten. Die aktuelle Wasser-Krise ist nach Einschätzung des WWF nur
ein vorläufiger Höhepunkt. Sollten die Pegelstände des Mara in den
kommenden Jahren weiter sinken, könnte es zu einem Massensterben der
Wildtiere kommen. Die riesigen Herden sind darauf angewiesen, dass sie
im Einzugsgebiet des Mara im September noch genügend Nahrung und Wasser
finden, um sich in die nächste Regenzeit zu retten.
„Wir brauchen
dringend ein grenzüberschreitendes Wassermanagement und eine
nachhaltige Nutzung des Mara-Flusses“, fordert Martin Geiger. Die
WWF-Programmbüros in Kenia und Tansania arbeiten seit mehreren Jahren
verstärkt in der Region. Ziel ist es, die Verschlechterung der
Wasserqualität und die Verringerung der Wassermenge zu stoppen. Nur
wenn in solchen Trockenzeiten die Wasserentnahme aus dem Fluss für die
Landwirtschaft drastisch beschränkt oder ganz eingestellt wird, bleibt
noch Wasser für Tier und Mensch übrig.
In einer Studie hatte der WWF im April 2009 auf die
rückläufigen Bestandszahlen hingewiesen. Seit 1989 seien demnach
Rückgänge von 95 Prozent bei Giraffen, 80 Prozent bei Warzenschweinen
und 76 Prozent bei Kuhantilopen zu verzeichnen. Ähnlich schlecht stehe
es um die Gnus, Zebras und Gazellen. Mit Verschwinden dieser
Pflanzenfresser wird sich mittelfristig auch die Bestände der großen
Beutegreifer, wie Löwen und Geparden auswirken. Auch die
Savannen-Landschaft, die nur durch grasende Tierherden bestehen kann,
würde sich komplett wandeln.