Hannover (agrar-PR) - Erst ein Winter mit Schnee und kräftigen Minusgraden ist nach der
Meinung vieler Mitbürger ein richtiger Winter. Doch wo viele Menschen
jetzt auf die Freigabe von Seen und Teichen zum Schlittschuhlaufen
warten, bringt der Winter andernorts auch einige Härten mit sich. Die
Tiere und Pflanzen in Niedersachsen kommen nach einer Umfrage des
Landvolks Niedersachsen bisher mit der langanhaltenden Kälteperiode
noch gut zurecht. „Die starken Fröste traten vielerorts ja erst auf,
als die Böden schon mit einer schützenden Schneedecke bedeckt waren“,
betont Paul Steingröver vom Fachbereich Pflanzenschutz der
Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer in Bremervörde. Sein Kollege
Wolfgang Rudolph von der Bezirksstelle Northeim bestätigt dies. Die
Saaten seien durchaus angepasst an derartige Temperaturen, das Getreide
sei gut bestockt und meistens nicht zu üppig entwickelt in den Winter
gestartet. Nur Kulturen, deren Saattermin aufgrund der Vorkultur zu
spät gewesen sei, seien eventuell „Wackelkandidaten“. Beim Auftreten
von Kahlfrösten ohne Schneeschutz könnten größere Schäden eintreten,
diese ließen sich jedoch erst mit Beginn der Wachstumsperiode
beurteilen. Entgegen der üblichen Hoffnung auch von Hobbygärtnern
beurteilen die Experten die Auswirkungen des Frosts auf den
Schädlingsdruck eher skeptisch. Die Kälte durchbricht zwar den
natürlichen Vermehrungskreislauf einiger Schädlingspopulationen, aber
Käfern und Schnecken können selbst die derzeit herrschenden
Temperaturen kaum etwas anhaben.
Die gilt auch für die landwirtschaftlichen Nutztiere. „Den Tieren
selbst, seien es Rinder, Schafe, Ziegen oder landwirtschaftlich
gehaltene Wildtiere, machen die derzeitigen Temperaturen nichts aus“,
erklärt Dr. Dietrich Landmann, Leiter der Lehr- und Versuchanstalt für
Tierhaltung in Echem. Probleme ergeben sich in den modernen
Haltungssystemen mit offenen Kaltluftställen für Milchkühe und Rinder.
Die Tiere fühlen sich dort sehr wohl, doch vielerorts frieren die
Wasserrohre und Tränken ein. Das bedeutet für die Hofbetreiber, dass
sie die Versorgung ihrer Tiere mit Wasser selbst in die Hand nehmen
müssen. Da jede Milchkuh am Tag rund 100 Liter Wasser benötigt, leisten
die Landwirte für das Wohl ihrer Tiere derzeit einen erheblichen
Mehraufwand. Häufig funktionieren auch die Entmistungsanlagen oder
Faltschieber in den Ställen aufgrund der gefrorenen
„Hinterlassenschaften“ nicht mehr, so dass die Landwirte auch dort Hand
anlegen müssen, damit die Tiere wieder sicherer laufen können. Und auch
die Futterwerbung ist in vielen Betrieben aufwändiger geworden, da die
Abdeckfolie der Silagen immer wieder anfriert und von Hand gelöst
werden muss. Dagegen steuern die Landwirte, die eher wärmeliebende
Tiere wie Schweine oder Geflügel halten, der winterlichen Kälte mit
einem Aufdrehen der Stallheizungen entgegen. Dies geht zwar ins Geld,
doch nur wenn die Tiere sich wohlfühlen, geht es auch den Landwirten
gut.