Berlin (agrar-PR) - Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) ist der heute von der Bundesregierung veröffentlichte
Waldzustandsbericht die "Fortschreibung einer Krankenakte, die jährlich
besorgniserregende Diagnosen liefert, aber keine geeignete Therapie
empfiehlt". "Jahr für Jahr veröffentlichen wechselnde Agrarminister
nahezu gleichbleibend schlechte Daten zum Zustand der Bäume, dann
verschwinden die Akten im Schreibtisch und ein ganzes Jahr geschieht so
gut wie nichts", fügte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger hinzu.
Besonders bedenklich sei, dass es gerade für die in deutschen Wäldern
so wichtigen Buchen- und Eichenbestände keinerlei Entwarnung gebe. Von
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner forderte Weiger, die Ursachen für
die Waldschäden deutlich zu benennen und bei deren Bekämpfung keine
falschen Rücksichten auf die Autobranche oder die Agrarindustrie zu
nehmen.
Die zu hohen Schadstoffemissionen dieser beiden
Wirtschaftszweige seien nach wie vor hauptverantwortlich für den
Stress, dem die Wälder ausgesetzt seien. Stickstoffeinträge aus Verkehr
und Landwirtschaft führten zur Versauerung der Böden und schädigten die
Baumwurzeln. Der Klimawandel habe außerdem dazu geführt, dass es in der
ersten Dekade dieses Jahrhunderts bereits sechs der zehn wärmsten Jahre
seit 1890 gegeben habe. Damit könne kein Wald auf Dauer fertig werden.
Dass sich die Zahl geschädigter Buchen innerhalb eines Jahres von 30
auf 50 Prozent erhöht habe, sei möglicherweise ebenfalls eine Folge des
Klimawandels. Er beschleunige in Hitzesommern das Wachstum von
Fruchtständen und schwäche die Widerstandskraft der Buchen.
Der BUND forderte von Agrarministerin Ilse Aigner
ein Maßnahmenpaket zur naturverträglichen Waldbewirtschaftung. Mit dem
von ihr vorgeschlagenen Waldklimafonds müssten der Laubholzanteil
massiv erhöht und die biologische Vielfalt der Wälder gestärkt werden.
Mehr Vielfalt schütze auch vor der massiven Vermehrung von Insekten wie
dem Borkenkäfer.
"Oberstes Ziel muss eine ökologisch nachhaltige
Forstwirtschaft sein, die stabile artenreiche Waldökosysteme vor das
Gewinnstreben stellt", sagte Weiger. Um dies zu erreichen, müsse im
Bundeswaldgesetz die gute fachliche Praxis der Bewirtschaftung
festgeschrieben werden. Kahlschläge und Entwässerungen seien zu
verbieten und es müsse ausreichend Tot- und Altholz im Wald belassen
werden.