Frankfurt (agrar-PR) -
Bemühungen zum Schutz des Aals bleiben ohne Fangstopp wirkungslos Rund 65.000 junge Aale wird
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner heute in der Havel
aussetzen, mit dem Ziel, den Bestand der Tiere in den Flüssen zu
stärken. Der WWF kritisiert den deutschen Managementplan für Aal als
nicht wirksam. „Diese Aktion nützt höchstens dem Angler - nicht dem
Aal“ kommentiert Heike Vesper, WWF-Fischereiexpertin die Maßnahme. „Der
Aal vermehrt sich nicht in unseren Flüssen. Wer hier wertvolle Glasaale
aussetzt, muss dafür sorgen, dass die Fische unbeschadet zum Laichen
ins Meer abwandern können.“ Der Europäische Flussaal steht vor dem
Aussterben. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hatte im
Herbst einen maximalen Schutz für den Aal empfohlen. Die
Jungtierpopulation ist seit den achtziger Jahren um 90 Prozent
geschrumpft.
Aale lassen sich nicht züchten. Die Glasaale für
Besatzmaßnahmen werden zuvor dem Wildbestand entnommen, und in Flüssen
wieder ausgesetzt. Wissenschaftler beurteilen den Erfolg reiner
Besatzmaßnahmen wie im deutschen Managementplan kritisch, da ungewiss
ist, ob die Tiere je ihre 5000 km entfernten Laichgründe erreichen und
zum Erhalt der Art beitragen können. “Ohne Fischereiverbot und
passierbare Wasserverbauungen bleibt das Aussetzen von Aalen in
deutschen Flüssen wirkungslos für den Schutz der stark gefährdeten Art. “
sagte WWF Expertin Vesper weiter.
Ziel des Anfang April in Kraft getretenen deutschen
Managementplan für den Aal ist es, die Zahl der ins Meer abwandernden
Aale auf 40 Prozent der ursprünglichen Aalpopulation zu steigern. Um
dieses Schutzziel zu erreichen, sind nach Einschätzung des WWF ein
Fangstopp, Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums und der
Durchlässigkeit der Wanderrouten der Aale dringend erforderlich. Alle
diese Maßnahmen sind im Aal-Managementplan nicht oder unzureichend
berücksichtigt.
Aufgrund seines komplexen und von langen Wanderungen
geprägten Lebenszyklus ist der Aal mehrfachbedroht: Neben der Fischerei
tragen die Schadstoffbelastung vieler Gewässer, sowie Lebensraumverlust
durch schwindende Feuchtgebiete zur Gefährdung bei. Flussbebauungen wie
Dämme, Wehre und Turbinen können für erwachsene Aale zu tödlichen
Hindernissen auf der langen Wanderung durch Europa werden. Aal-Larven
schlüpfen in der Sargassosee und durchqueren in einer 5.000 Kilometer
langen Wanderung den Atlantik. Als 7 cm lange Glasaale erreichen sie
nach ca. drei Jahren Europa, wandern die Flussmündungen hinauf, wo sie
im Süßwasser ca. 10-20 Jahre bis zur Geschlechtsreife heranwachsen. Um
sich ein einziges Mal im Leben zu reproduzieren, kehren die erwachsenen
Aale durch Flüsse und den Atlantik in die Sargassosee zurück, wo sie
nach dem Ablaichen sterben.