30.03.2010 | 00:00:00 | ID: 5241 | Ressort: Umwelt | Tier

Minister Backhaus stellt ersten Wolfsmanagementplan des Landes vor

Schwerin (agrar-PR) - "Nach rund 180 Jahren wurden im Jahr 2000 wieder wildlebende Wölfe in Deutschland (Freistaat Sachsen) geboren. Seitdem entwickeln sich in einigen Bundesländern langsam aber stetig dauerhafte Wolfsvorkommen. Seit dem Jahr 2006 gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder Hinweise auf Wolfsansiedlungen. So konnten im vergangenen Jahr in vier Gebieten (Lübtheener Heide, Prignitz, Kyritz-Ruppiner Heide und Ueckermünder Heide) Wölfe bestätigt werden. Alle vier Vorkommen, die jeweils aus einem oder zwei Tieren bestanden, sind grenzübergreifend mit anderen Bundesländern (Brandenburg und Niedersachsen) oder Polen. Die Gesamtflächen der Kernlebensräume erstrecken sich jeweils auf 300 Quadratkilometer und befinden sich zu unterschiedlich großen Teilen in Mecklenburg-Vorpommern. Im Gegensatz zu den Ländern, in denen der Wolf nie ganz verschwunden war, sind es die Menschen in unserem Land nicht mehr gewohnt, mit dem Wolf und den sich daraus ergebenden Konflikten zu leben. Um ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf zu gewährleisten, habe ich einen Wolfsmanagementplan erarbeiten lassen", sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus anlässlich der Vorstellung des Planes vor der Landespressekonferenz heute in Schwerin.

Der Minister machte deutlich, dass der Wolf eine geschützte Art ist und das Land gesetzlich verpflichtet, den Fortbestand zu gewährleisten. Der Wolf unterliegt weder dem Bundes- noch dem Landesjagdrecht. Er ist eine FFH-Art und genießt nach EU-Recht den höchsten Artenschutzstatus.

Die Erarbeitung des Wolfsmanagementplanes sei durch eine Facharbeitsgruppe aus etwa 20 Vertretern von Vereinen und Verbänden sowie aus Wissenschaft und Behörden intensiv begleitet worden. In dieser "Arbeitsgemeinschaft Wolf", die eine ständige Arbeitsgemeinschaft bleiben soll, sind sowohl die "Schützerseite" als auch die "Nutzerseite" vertreten. So arbeiten hier unter anderem der Landesjagdverband, der Schafzuchtverband, die Landesforstanstalt und die zuständige Naturschutzverwaltung zusammen.

Der Minister informierte darüber, dass die ersten Schadensfälle in Mecklenburg-Vorpommern, die eindeutig dem Wolf zuzuordnen sind, im Jahr 2007 registriert wurden. Bis Ende 2009 gab es insgesamt 11 Schadensfälle, bei denen 61 Nutztiere getötet und 23 verletzt wurden. Die vom Land beglichene Schadenssumme belief sich auf rund 14.050 Euro.

"Zu den wesentlichen Grundsätzen des Planes zum Wolfsmanagement gehört die Minimierung von Schäden an Nutztieren. Diese soll erfolgen durch:

1. Prävention

2. Kompensation der Schäden durch finanzielle staatliche Hilfen.

Dazu habe ich durch das Landwirtschafts- und Umweltministerium eine Präventionsrichtlinie sowie eine Schadensminderungsrichtlinie erarbeiten lassen. Ziel ist es, bei der Vorbeugung wirtschaftlicher Schäden als auch im Schadensfall möglichst effizient und zeitnah den Betroffenen helfen zu können", teilte Minister Backhaus mit.

Durch die Zuwanderung der Wölfe sei es notwendig, dass Landwirte ihre Tiere vor eventuellen Wolfsübergriffen schützen, zum Beispiel durch die Anschaffung von Schutzzäunen oder Herdenschutzhunden. Diese finanziellen Mehraufwendungen sollen durch das Land gefördert werden, wenn die Maßnahmen über den Mindestschutz hinausgehen und sich am gegenwärtigen "Stand der Technik" orientieren.

Der Minister machte deutlich, dass es keinen Rechtsanspruch auf Schadenskompensation gibt. Dennoch seien Mittel im Haushaltsplan eingestellt worden. Auch die Konformität mit dem EU-Recht sei geprüft worden. Anfang des Jahres habe die EU-Kommission dem Freistaat Sachsen die Genehmigung erteilt, Landwirten für durch Raubtiere verursachte Schäden einen Ausgleich in Höhe von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten zu zahlen. Auch die Richtlinie aus Mecklenburg-Vorpommern sei in Brüssel zur Genehmigung eingereicht worden.

Minister Backhaus: "Erste Maßnahmen aus dem Wolfsmanagementplan haben wir bereits umgesetzt. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es jetzt geschulte Wolfsbetreuer! Sie wurden durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) im Februar 2010 ausgebildet. Insgesamt 43 Vertreter von Kreisjagdverbänden des Landes, aus Landes- und Bundesforst, Großschutzgebieten und Naturschutzverbänden informierten sich über das Erkennen und Dokumentieren von Wolfshinweisen. Schwerpunkte lagen auf dem Erkennen von Spuren (nicht nur vom Wolf) sowie von Losung und Beutetierrissen. Zudem wurde in Vorträgen Hintergrundwissen rund um den Wolf vermittelt."

Die aktive Einbindung der Jäger in das zukünftige Wolfsmonitoring – mehr als zwei Drittel der Teilnehmer sind jagdlich tätig – sei eine gute Voraussetzung für umfangreiche Erkenntnisse. Erfahrungsgemäß würden Wolfssichtungen und andere Hinweise vor allem von Jägern gemeldet.

"Ich freue mich über das große Interesse und die Bereitschaft vieler, sich mit dem Wolf zu beschäftigen. Aufklärungsarbeit ist enorm wichtig, um bei einer möglichen dauerhaften Wiederansiedlung des Wolfes umsichtig und verantwortungsvoll im Interesse dieser geschützten Tierart und der Menschen handeln zu können. Auf der Grundlage der gemeinsamen Erklärung des NABU, des Landesschafzuchtverbandes, des Landesjagdverbandes und des BUND, die alle die Rückkehr des Wolfes begrüßen, können wir uns bei dem Wolfsmanagement auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens stützen. Diesen Konsens zu bewahren und weiter zu entwickeln wird die anspruchsvolle Aufgabe für die Zukunft sein - im Interesse des Canis lupus und der Menschen", sagte Minister Backhaus abschließend.
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