Schwerin (agrar-PR) - "Nach rund 180 Jahren wurden im Jahr 2000 wieder wildlebende Wölfe in
Deutschland (Freistaat Sachsen) geboren. Seitdem entwickeln sich in
einigen Bundesländern langsam aber stetig dauerhafte Wolfsvorkommen.
Seit dem Jahr 2006 gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder
Hinweise auf Wolfsansiedlungen. So konnten im vergangenen Jahr in vier
Gebieten (Lübtheener Heide, Prignitz, Kyritz-Ruppiner Heide und
Ueckermünder Heide) Wölfe bestätigt werden. Alle vier Vorkommen, die
jeweils aus einem oder zwei Tieren bestanden, sind grenzübergreifend mit
anderen Bundesländern (Brandenburg und Niedersachsen) oder Polen. Die
Gesamtflächen der Kernlebensräume erstrecken sich jeweils auf 300
Quadratkilometer und befinden sich zu unterschiedlich großen Teilen in
Mecklenburg-Vorpommern. Im Gegensatz zu den Ländern, in denen der Wolf
nie ganz verschwunden war, sind es die Menschen in unserem Land nicht
mehr gewohnt, mit dem Wolf und den sich daraus ergebenden Konflikten zu
leben. Um ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf
zu gewährleisten, habe ich einen Wolfsmanagementplan erarbeiten lassen",
sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr.
Till Backhaus anlässlich der Vorstellung des Planes vor der
Landespressekonferenz heute in Schwerin.
Der Minister machte
deutlich, dass der Wolf eine geschützte Art ist und das Land gesetzlich
verpflichtet, den Fortbestand zu gewährleisten. Der Wolf unterliegt
weder dem Bundes- noch dem Landesjagdrecht. Er ist eine FFH-Art und
genießt nach EU-Recht den höchsten Artenschutzstatus.
Die
Erarbeitung des Wolfsmanagementplanes sei durch eine Facharbeitsgruppe
aus etwa 20 Vertretern von Vereinen und Verbänden sowie aus Wissenschaft
und Behörden intensiv begleitet worden. In dieser "Arbeitsgemeinschaft
Wolf", die eine ständige Arbeitsgemeinschaft bleiben soll, sind sowohl
die "Schützerseite" als auch die "Nutzerseite" vertreten. So arbeiten
hier unter anderem der Landesjagdverband, der Schafzuchtverband, die
Landesforstanstalt und die zuständige Naturschutzverwaltung zusammen.
Der
Minister informierte darüber, dass die ersten Schadensfälle in
Mecklenburg-Vorpommern, die eindeutig dem Wolf zuzuordnen sind, im Jahr
2007 registriert wurden. Bis Ende 2009 gab es insgesamt 11
Schadensfälle, bei denen 61 Nutztiere getötet und 23 verletzt wurden.
Die vom Land beglichene Schadenssumme belief sich auf rund 14.050 Euro.
"Zu
den wesentlichen Grundsätzen des Planes zum Wolfsmanagement gehört die
Minimierung von Schäden an Nutztieren. Diese soll erfolgen durch:
1. Prävention
2. Kompensation der Schäden durch
finanzielle staatliche Hilfen.
Dazu habe ich
durch das Landwirtschafts- und Umweltministerium eine
Präventionsrichtlinie sowie eine Schadensminderungsrichtlinie erarbeiten
lassen. Ziel ist es, bei der Vorbeugung wirtschaftlicher Schäden als
auch im Schadensfall möglichst effizient und zeitnah den Betroffenen
helfen zu können", teilte Minister Backhaus mit.
Durch die
Zuwanderung der Wölfe sei es notwendig, dass Landwirte ihre Tiere vor
eventuellen Wolfsübergriffen schützen, zum Beispiel durch die
Anschaffung von Schutzzäunen oder Herdenschutzhunden. Diese finanziellen
Mehraufwendungen sollen durch das Land gefördert werden, wenn die
Maßnahmen über den Mindestschutz hinausgehen und sich am gegenwärtigen
"Stand der Technik" orientieren.
Der Minister machte deutlich,
dass es keinen Rechtsanspruch auf Schadenskompensation gibt. Dennoch
seien Mittel im Haushaltsplan eingestellt worden. Auch die Konformität
mit dem EU-Recht sei geprüft worden. Anfang des Jahres habe die
EU-Kommission dem Freistaat Sachsen die Genehmigung erteilt, Landwirten
für durch Raubtiere verursachte Schäden einen Ausgleich in Höhe von bis
zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten zu zahlen. Auch die Richtlinie
aus Mecklenburg-Vorpommern sei in Brüssel zur Genehmigung eingereicht
worden.
Minister Backhaus: "Erste Maßnahmen aus dem
Wolfsmanagementplan haben wir bereits umgesetzt. In
Mecklenburg-Vorpommern gibt es jetzt geschulte Wolfsbetreuer! Sie wurden
durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) im
Februar 2010 ausgebildet. Insgesamt 43 Vertreter von Kreisjagdverbänden
des Landes, aus Landes- und Bundesforst, Großschutzgebieten und
Naturschutzverbänden informierten sich über das Erkennen und
Dokumentieren von Wolfshinweisen. Schwerpunkte lagen auf dem Erkennen
von Spuren (nicht nur vom Wolf) sowie von Losung und Beutetierrissen.
Zudem wurde in Vorträgen Hintergrundwissen rund um den Wolf vermittelt."
Die
aktive Einbindung der Jäger in das zukünftige Wolfsmonitoring – mehr
als zwei Drittel der Teilnehmer sind jagdlich tätig – sei eine gute
Voraussetzung für umfangreiche Erkenntnisse. Erfahrungsgemäß würden
Wolfssichtungen und andere Hinweise vor allem von Jägern gemeldet.
"Ich
freue mich über das große Interesse und die Bereitschaft vieler, sich
mit dem Wolf zu beschäftigen. Aufklärungsarbeit ist enorm wichtig, um
bei einer möglichen dauerhaften Wiederansiedlung des Wolfes umsichtig
und verantwortungsvoll im Interesse dieser geschützten Tierart und der
Menschen handeln zu können. Auf der Grundlage der gemeinsamen Erklärung
des NABU, des Landesschafzuchtverbandes, des Landesjagdverbandes und des
BUND, die alle die Rückkehr des Wolfes begrüßen, können wir uns bei dem
Wolfsmanagement auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens stützen.
Diesen Konsens zu bewahren und weiter zu entwickeln wird die
anspruchsvolle Aufgabe für die Zukunft sein - im Interesse des Canis
lupus und der Menschen", sagte Minister Backhaus abschließend.