30.03.2009 | 12:01:00 | ID: 212 | Ressort: Umwelt | Tier

Minister Peter Hauk MdL: "Rückkehr von Wölfen nach Baden-Württemberg möglich"

Stuttgart (agrar-PR) - 1. Wolfssymposium in Stuttgart stößt auf großes Interesse
„Die Wolfspopulation in den italienisch-französischen Alpen und dem Apennin ist keine 300 Kilometer von Baden-Württemberg entfernt. Da abwandernde junge Wölfe auf der Suche nach einem eigenen Revier oft viele hundert Kilometer zurücklegen, müssen wir uns auf die Rückkehr dieses großen Beutegreifers einstellen“, sagte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Montag (30. März) bei der Eröffnung der Fachtagung 'Von Wölfen und Menschen: Wie gehen wir mit zurückkehrenden Beutegreifern um?' in Stuttgart.

Baden-Württemberg sei derzeit mit Nachdruck dabei, sich auf eine Zuwanderung des Wolfes, der vor etwa 150 Jahren ausgerottet wurde, vorzubereiten. Dazu werde als Einstieg in ein landesweites Wolfsmanagement aktuell ein Handlungsleitfaden erstellt, der unter anderem die behördlichen Zuständigkeiten, die Kommunikationswege, die Öffentlichkeitsarbeit und das Monitoring für den Fall regelt, dass einzelne Wölfe in Baden-Württemberg einwandern.

"Die Rückkehr der Wölfe wird vielfältige Emotionen und Skepsis auslösen. Dies gilt insbesondere für die unmittelbar Betroffenen, wie Land- und Forstwirte, Schäfer und Jäger. Im Augenblick müssen wir die Akzeptanz für diese faszinierenden Tiere fördern, dies ist die mit Abstand wichtigste Managementaufgabe", betonte der Minister. Hierzu gehöre eine fachlich fundierte Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich müsse eine Regelung zur Vorbeugung und zum Ausgleich von Schäden an Nutztieren gefunden werden. Wölfe seien Fleischfresser und Übergriffe auf Schaf-, Ziegen- und Viehherden in Wolfsgebieten seien daher nie ganz auszuschließen. "Der Handlungsleitfaden soll auch für diese wichtigen Fragestellungen praxisgerechte Lösungen aufzeigen", kündigte Minister Hauk an und äußert die Erwartung, dass von der heutigen Veranstaltung entsprechende Impulse und Hilfestellungen ausgehen werden.

Aufgrund der strengen Bestimmungen des europäischen und deutschen Artenschutzrechts, das dem Wolf den Status einer streng geschützten Tierart zuerkennt, konnten Wölfe seit dem Jahr 1996 auch in Deutschland wieder Fuß fassen. In Sachsen an der Grenze zu Polen sind bereits fünf Wolfsrudel heimisch. In den Jahren 2000 bis 2008 wurden dort über 80 Wolfswelpen geboren. Aber auch aus anderen östlichen Bundesländern gibt es immer wieder Hinweise auf Wölfe. Dass dieser Beutegreifer auch in den 'alten' Bundesländern Fuß zu fassen versucht, zeigen die in den Jahren 2007 und 2008 fotografierten Wölfe in Niedersachsen sowie ein im Jahr 2006 in der Nähe des Starnberger Sees südlich von München überfahrener Wolf, der laut genetischer Untersuchung aus der italienisch-südfranzösischen Wolfspopulation der Westalpen und des Apennin stammt.

"Der Wolf wird auch heute noch von vielen Menschen als unberechenbar und gefährlich eingestuft. Wissenschaftliche Studien und Erfahrungen aus Ländern mit etablierten Wolfsvorkommen zeigen jedoch, dass die dem Wolf nachgesagte Gefährlichkeit gegenüber Menschen weit übertrieben ist", erklärte der Minister. Angriffe auf Menschen seien extrem selten und konnten nur unter außergewöhnlichen Umständen beobachtet werden, zum Beispiel, wenn Wölfe an Tollwut erkrankt waren.

Das Symposium 'Von Wölfen und Menschen: Wie gehen wir mit zurückkehrenden Beutegreifern um?' wird gemeinsam von der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, dem Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg, und dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum veranstaltet. Bei der Tagung sollen die Lage der sich in Europa ausbreitenden Wolfspopulationen erörtert und wichtige Fragen im Umgang mit diesem großen Beutegreifer behandelt werden. Unter den rund 180 Teilnehmern befinden sich Wildbiologen, Naturschutzpraktiker und Vertreter der Land- und Forstwirtschaft sowie der Jagd aus dem In- und Ausland. Die Veranstaltung soll im Sinne eines vorsorgenden Wildtiermanagements auch Anregungen und Hilfestellungen für die Erarbeitung eines Handlungsleitfadens für das Auftauchen einzelner Wölfe in Baden-Württemberg vermitteln.

Steckbrief Wolf

Mitteleuropäische Wölfe wiegen bei einer Schulterhöhe von 50 bis 100 Zentimeter durchschnittlich 28 bis 38 Kilogramm. Der Körperbau weist den Wolf (Canis lupus) als ausdauerndes Lauftier aus. Im Unterschied zu im Gewicht vergleichbaren Schäferhunden sind die grau bis bräunlichen Wölfe deutlich hochbeiniger. Die Ohren sind relativ klein und dreieckig, der gerade und buschige Schwanz wird meist herabhängend getragen. Oft haben Wölfe eine schwarze Schwanzspitze und einen dunklen Sattelfleck. Wölfe sind soziale Tiere und leben in Rudeln mit starken Bindungen. Im Alter von zehn bis 22 Monaten verlassen die Jungwölfe das elterliche Rudel und suchen nach einem Geschlechtspartner und einem eigenen Territorium. Dabei wandern die jungen Rüden sehr weite Strecken, oft mehrere hundert Kilometer. Der Wolf frisst Aas, Kleinsäuger, aber auch große Huftiere wie Reh-, Rotwild und Wildschweine. Durch das Leben in Rudeln können Wölfe Tiere erbeuten, die ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichtes aufweisen. Feldstudien zeigen, dass ihre Beute zu 60 Prozent aus jungen, schwachen oder alten Tiere besteht. Sie erbeuten auch ungeschützte Nutztiere wie Schafe und Ziegen. Der Wolf gehört zur Ordnung der Carnivora (Fleischfresser) und dort in die Familien der Canidae (Hund) mit der Gattung Canis (echte Hunde). Der Haushund beziehungsweise der Schäferhund stammt vom Wolf ab.

Die ökologischen Bedingungen für Wölfe haben sich in den letzten 100 Jahren verbessert: Der gestiegene Waldanteil und eine ausreichende Zahl an Rehen, Wildschweinen und Rotwild bieten ihm auch in Baden-Württemberg wieder eine Chance.
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