Wiesbaden (agrar-PR) -
Überwältigendes Interesse an der 7. Landesnaturschutztagung Landwirtschaft und Naturschutz – das Spannungsfeld bewegt viele Menschen in Hessen. Die 7. Hessische Landesnaturschutztagung ist seit Wochen bis auf den letzten Platz ausgebucht, die Nachrückerliste ist lang. Neben den über 500 Teilnehmenden in der Kongresshalle Gießen werden mehrere Hundert Interessierte die Veranstaltung auch im Live-Stream verfolgen.
Das Interesse ist nachvollziehbar: Der Mensch prägt seit Jahrhunderten durch landwirtschaftliche Nutzung die hessischen Kulturlandschaften. So sind die Streuobstgebiete der Wetterau oder die Heckenlandschaften des Lahn-Dill-Kreises entstanden, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten bis heute einen Lebensraum bieten und für viele Menschen mit dem Begriff „Heimat“ verbunden sind.
Landwirtschaft sorgt durch Ackerbau, Mahd und Beweidung für eine weitgehend offene Kulturlandschaft mit Strukturen wie Feldrainen, Hecken, mageren Wiesen und Weiden. Sie schafft damit auch Lebensräume für offenlandbewohnende Arten wie Rebhuhn, Feldlerche, Feldhamster und Feldhase. Doch den tierischen Bewohnern geht es zunehmend schlechter – die großflächige Bewirtschaftung in immer kürzeren Bearbeitungsintervallen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gefährden die Artenvielfalt. Gleichzeitig verschwinden auf ertragsarmen Standorten wichtige Lebensräume bei Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung.
Naturschutz funktioniert in der Kulturlandschaft nur gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten. Daher lautet die übergeordnete Frage auf der 7. Landesnaturschutztagung: Wie kann eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Zukunft gelingen? Darüber diskutieren heute in der Kongresshalle in Gießen verschiedene Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz. Beiträge aus Wissenschaft, Politik und der Praxis zeigen vergangene und aktuelle Entwicklungen sowie künftige gemeinsame Wege auf.
Staatssekretär Oliver Conz eröffnet die Landesnaturschutztagung und betont die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft: „Wem die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft wichtig ist, wem Arten wie Feldhamster und Feldlerche am Herzen liegen, der muss mit der Landwirtschaft ins Gespräch gehen. Wir haben gemeinsam viel auf den Weg gebracht. Der Runde Tisch Landwirtschaft und Naturschutz, die Feldflurprojekte, die bundesweite Spitzenstellung im Ökolandbau und die gezielte Ausweitung von Agrarumweltmaßnahmen in Hessen zeigt, dass es gemeinsame Lösungen gibt, von denen alle profitieren. So kehren auf den Projektflächen der Feldflurprojekte seltene Arten wie Rebhuhn und Grauammer zurück“, erklärte der Umwelt- und Landwirtschaftsstaatssekretär.
Auch der Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Prof. Dr. Thomas Schmid betont in seiner Begrüßung: „Landwirtschaftliche Flächen machen 42 Prozent des Landes Hessen aus und haben damit maßgeblichen Einfluss auf die Artenvielfalt, die Gewässer, den Boden und auch die Wahrnehmung unserer Landschaft. Landwirtschaft und Naturschutz schließen einander nicht aus – im Gegenteil: Sie müssen gemeinsam gedacht werden. Das Bewusstsein dafür zu schärfen und gemeinsame Wege auszuloten, ist das Ziel der diesjährigen Landesnaturschutztagung.“
In Bezug auf das breit gefächerte Programm bekräftigt Schmid: „Erst in der Gesamtschau der verschiedenen Perspektiven und im Austausch miteinander lassen sich Antworten auf die Fragen im Themenkomplex Landwirtschaft und Naturschutz entwickeln. So kann ein gemeinsamer Weg beschritten werden, um beides zu erreichen: Die Ziele der Landwirtschaft ebenso wie der Schutz der Natur.“ Ergänzend fasst er zusammen, was das zentrale Anliegen dieses Austausches ist: „Um das einzigartige Mosaik an Lebensräumen und die darin vorkommenden Arten zu schützen, ist es unabdingbar, dass Landwirtschaft und Naturschutz künftig noch stärker Hand in Hand gehen und sowohl Chancen als auch Herausforderungen gemeinsam meistern – für effektiven Artenschutz und für eine nachhaltige Landwirtschaft.“
Das detaillierte Programm der diesjährigen Landesnaturschutztagung finden Sie hier:
https://www.hlnug.de/?id=19012
Weiterführende Informationen:
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/naturschutz-und-landwirtschaft
