Berlin (agrar-PR) - Aus Protest gegen die Festlegung auf längere
AKW-Laufzeiten im Koalitionsvertrag haben heute Atomkraftgegner vor
Beginn der Koalitionsverhandlungen einen Offenen Brief an die
Verhandler präsentiert, der mittlerweile von über 100.000 Menschen
unterstützt wird.
Die Aktivisten spannten eine Wäscheleine vor den
Verhandlungsort, die NRW-Landesvertretung in Berlin, auf der sie 100
große Briefumschläge mit je tausend Unterschriften anbrachten. Auf
einem Transparent war zu lesen "Am Atomausstieg nicht rütteln, schon
100.00 kündigen Protest an".
Der Offene Brief mit der Überschrift "Am
Atomausstieg nicht rütteln" wird getragen vom Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND), der IPPNW, der Initiative
.ausgestrahlt, dem Kampagnen-Netzwerk Campact und der Naturfreunde
Jugend und richtet sich an Angela Merkel, Guido Westerwelle und Horst
Seehofer. Die Unterzeichner fordern darin, die sieben ältesten und
besonders unsicheren Atomkraftwerke und den Pannenreaktor Krümmel
sofort vom Netz zu nehmen und die Laufzeiten der anderen Atomkraftwerke
im Koalitionsvertrag zu begrenzen. Jedes Aufweichen des Atomausstiegs
schwäche die Investitionssicherheit der Zukunftsbranche der
Erneuerbaren Energien. Außerdem kündigten die Unterzeichner an, sich an
massiven Protesten zu beteiligen, falls die neue Regierung den
Atomausstieg kippe.
"Die Atomkraftgegner lassen nicht locker. Dass in
kurzer Zeit über 100.000 Menschen unseren Offenen Brief unterstützen,
ist ein großer Erfolg. Frau Merkel und Herr Westerwelle müssen wissen,
dass sie breite Proteste hervorrufen werden, wenn sie tatsächlich die
Laufzeiten der gefährlichen und überflüssigen Atomkraftwerke
verlängern", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Es sei eine
Lüge, wenn Union und FDP behaupten, mit Laufzeitverlängerungen eine
Brücke zu den Erneuerbaren bauen zu wollen. Der Ausbau der Erneuerbaren
Energien brauche keine Brücke, er sei im Gegenteil darauf angewiesen,
dass die Atomkraftwerke endlich im Stromnetz Platz frei machten.
"Jetzt wird so getan, als seien Atomkraftwerke
saubere Gelddruckmaschinen und als könne man mit
Laufzeitverlängerungen frisches Geld für Erneuerbare Energien
ausgeben. Ich möchte daran erinnern, dass Atomkraftwerke schmutzigen
Strom produzieren, aber kein Geld – sie kosten Geld", so die
Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Angelika
Claußen. "Die Milliardengewinne der Atomindustrie resultieren einzig
und allein aus der politischen Zubilligung weit überhöhter Strompreise.
Es würde mich nicht wundern, wenn nach der Landtagswahl in
Nordrhein-Westfalen nicht nur die Laufzeiten verlängert, sondern auch
die Strompreise erneut drastisch angehoben werden würden", sagte
Claußen.
"Die Entscheidung der designierten schwarz-gelben
Regierung, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern, ist ein
Schlag vor allem ins Gesicht junger Menschen. Der Atommüll verstrahlt
unsere Zukunft, ohne dass ein sicheres Endlager in Sicht ist. Doch
nicht nur der Müll ist ein Problem: Die Atomenergie zementiert unser
klima- und menschenfeindliches fossil-atomares Energiesystem und
behindert den Ausbau der Erneuerbaren. Das wird uns alle noch sehr,
sehr viel kosten", sagte Kai Niebert, Bundesleiter der
Naturfreundejugend Deutschlands.