Berlin (agrar-PR) -
Eine der größten Herausforderungen der kommenden
Jahre sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
darin, den Schwund der biologischen Vielfalt zu stoppen. Das Ziel, bis
2010 den Verlust der Biodiversität aufzuhalten, werde leider verfehlt.
Unzähligen Tier- und Pflanzenarten drohe nach wie vor die Ausrottung.
"Gefährdet ist auch die Hälfte ihrer Lebensräume, einem Großteil davon
droht sogar die vollständige Zerstörung", sagte der BUND-Vorsitzende
Hubert Weiger.
"2010 ist ein entscheidendes Jahr für den Erhalt
der Biodiversität. Dann findet im Herbst in Japan die nächste
Weltnaturschutzkonferenz statt. Deutschland hat seit 2008 deren Vorsitz
und muss dafür sorgen, dass sich die Weltgemeinschaft bei dieser
Konferenz ehrgeizige Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt setzt",
sagte Weiger. Der BUND will im kommenden Jahr in dem von der UN
ausgerufenen "Internationalen Jahr der Biodiversität" seine Aktivitäten
im Natur- und Artenschutz ausweiten und die Bundesregierung zur
Übernahme von mehr Verantwortung für den Schutz bedrohter Tiere,
Pflanzen und Lebensräume drängen.
Weiger: "Das von den europäischen Regierungen
erklärte Ziel, bis 2010 den Artenschwund zu stoppen, wird auch von
Deutschland verfehlt. Viele Vorhaben zum Schutz bedrohter Tiere und
Pflanzen fallen immer wieder kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen
zum Opfer. Über 300 Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität hatte die
schwarz-rote und hat jetzt auch die schwarz-gelbe Bundesregierung auf
ihrer Liste, umgesetzt wurden bisher nur einige wenige. Das wollen wir
ändern."
Von den etwa 16.000 auf ihre Gefährdung
untersuchten Tierarten in Deutschland seien über ein Drittel, von rund
14.000 Pflanzen- und Pilzarten über ein Viertel bedroht. Mehr als zwei
Drittel ihrer Lebensräume wie Moore, Auen, Wiesen und Buchenwälder
seien durch Zersiedelung und intensive Forst- und Landwirtschaft
gefährdet. Bedroht seien auch viele seltene Obst- und Gemüsearten sowie
Nutztierrassen. Im europäischen Vergleich schneide Deutschland damit
beim Schutz der Biodiversität insgesamt schlecht ab.
Der Artenschwund habe jedoch nicht nur hierzulande
dramatische Ausmaße erreicht. So seien europaweit rund 40 Prozent der
Süßwasserfische gefährdet und fast 90 Prozent der Speisefischbestände
überfischt. Weltweit drohe einem Viertel der Säugetiere ihre
Ausrottung. Meeresrochen, Haie und Amphibien seien zu einem Drittel und
Schildkröten zu 90 Prozent vom Aussterben bedroht. Hinzu komme, dass
bisher lediglich 40.000 von geschätzten 15 Millionen Tierarten
überhaupt auf eine mögliche Gefährdung hin untersucht worden seien. Zu
den bekanntesten inzwischen ausgestorbenen Tierarten zählten der
Pyrenäen-Steinbock, der Kaspische Tiger, der Java-Tiger und der
Chinesische Flussdelphin.
Weiger: "Die Bundesregierung muss 2010 ein
Nationales Programm zum Schutz der Biologischen Vielfalt beschließen,
mit dem Deutschland zum Vorreiter beim Naturschutz wird. Bestandteile
eines solchen Programms müssen Maßnahmen zum Erhalt von Mooren,
Flussauen, Wiesenflächen, alten Buchenbeständen und Alleen sein.
Außerdem müssen mindestens fünf Prozent der Wälder ungenutzt bleiben
und als Naturwälder besonders geschützt werden". Bisher seien lediglich
0,5 Prozent der Wälder ohne forstliche Nutzung. Deutschland könne mehr
Natur- und Artenschutz von anderen Ländern nur glaubhaft einfordern,
wenn es selbst mit gutem Beispiel vorangehe.
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Biologische Vielfalt