Berlin (agrar-PR) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat davor gewarnt, sich voreilig auf eine bestimmte Option zur
Zukunft des Atommüllendlagers Asse in Niedersachsen festzulegen. Die
bisherigen Erkenntnisse über das eingelagerte radioaktive Inventar in
dem ehemaligen Bergwerk und über den Zustand des Salzstocks ließen die
Entscheidung für eine der drei untersuchten Schließungsvarianten nicht
zu. Der Vergleich der verschiedenen Optionen zeige vor allem, dass alle
diskutierten Varianten große Probleme mit sich brächten. Um mögliche
Risiken für die Anwohner in der Region um Wolfenbüttel und für die
Umwelt zu minimieren, seien weitere Untersuchungen erforderlich.
Die vermutlich billigste Schließungsvariante, das
Einbetonieren des Atommülls mit anschließendem Fluten des Bergwerks,
müsse vor allem wegen fehlender Langzeitsicherheit in Frage gestellt
werden. Ein Umlagern der Atommüllfässer in neu anzulegende tiefere
Stollen im Salzstock gewährleiste nach dem bisherigen Wissensstand
ebenfalls keine Langzeitsicherheit. Außerdem wisse man zuwenig über die
Verhältnisse in den tieferen Schichten der Asse. Das Herausholen des
radioaktiven Abfalls wiederum bedeute enorme Gesundheitsrisiken für die
an diesen Arbeiten Beteiligten und für die Bevölkerung im näheren und
weiteren Umfeld. Unklar sei auch, wo der Atommüll dann eingelagert
werden könne.
Thorben Becker, Atomexperte des BUND: "Noch immer
ist nicht geklärt, was genau die Atomindustrie eigentlich in der Asse
eingelagert hat. Ein Fluten des Bergwerks, das Herausholen des
Atommülls oder auch das Umverpacken und Umlagern unten im Salzstock
bergen jeweils verschiedene Gefahren für Mensch und Umwelt. Deshalb
brauchen wir mehr Klarheit, welche Methode des Umgangs mit dieser
strahlenden Altlast der Atomindustrie die geringsten Risiken mit sich
bringt. Vorschnelle Entscheidungen können uns teuer zu stehen kommen."
Es werde zunehmend deutlich, dass es keine
überzeugende Lösung zur Schließung der Asse gebe. Dies sei auch als
Warnung vor einer Fortsetzung der Atommüllproduktion in Deutschland zu
sehen. Der drohende Einsturz des Salzbergwerks Asse weise auch darauf
hin, dass es ein Fehler sei, sich ohne ausreichende fachliche
Begründung auf den Standort Gorleben für ein Atomendlager festzulegen.
Schon in wenigen Jahrzehnten könne es im dortigen Salzbergwerk zu
ähnlichen Problemen wie in der Asse kommen. "Die beste Lösung ist und
bleibt das Ende der Atommüllproduktion und das Abschalten der
Atomkraftwerke", sagte Becker.
Der BUND forderte das Bundesamt für Strahlenschutz
(BfS) auf, die untersuchten Schließungsvarianten einer weiteren
sorgfältigen Prüfung zu unterziehen und die Zwischenergebnisse
öffentlich zu diskutieren. Die Bundesregierung müsse bei dem für
kommende Woche geplanten Treffen mit Vertretern der großen
Stromkonzerne auf deren Beteiligung an den Kosten einer Asse-Schließung
dringen.