Berlin (agrar-PR) -
WWF fordert Lotsenpflicht in besonders sensiblen Meeresregionen und ein weltweites Verbot von Schweröl als Schiffstreibstoff Durch die Havarie des chinesischen Kohlefrachters
Sheng Neng 1 wird das Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens von
einer Ölpest bedroht. Für den WWF zeigt der Unfall einmal mehr die
mangelnden Sicherheitsstandards auf See. „Die Schiffssicherheit muss
angesichts des zunehmenden Verkehrs auch in sensiblen Meeresgebieten
dringend erhöht werden“, betont Stephan Lutter vom WWF Deutschland. Er
fordert eine Lotsenpflicht für Gebiete wie das Great Barrier Reef.
Dadurch lasse sich die Unfallgefahr verringern. Überdies müsse das
besonders giftige Schweröl als Schiffstreibstoff verboten werden.
„Keiner würde auf die Idee kommen, mit schlammigen Schuhen über edle
Teppiche zu laufen, aber auf See kennt man wenig Skrupel“ so Stephan
Lutter. Schweröl darf an Land als Treibstoff nicht eingesetzt werden,
sondern muss als Sondermüll aufwändig entsorgt werden.
Das Great Barrier Reef ist mit mehr als 14.000 Tier
und Pflanzenarten eine Schatzkammer der Natur. Dieses Naturparadies
durch Leichtsinn und mangelnde Sicherheitsvorschriften zu gefährden, sei
Russisches Roulette. Der WWF erinnerte in diesem Zusammenhang an den
wirtschaftlichen Wert intakter Korallenriffe. Sie schützen die Küsten
vor Sturmfluten und gelten als Kinderstube ungezählter Fischarten.
Addiert man zu diesen Leistungen der Riffe die Einnahmen aus dem
Tauchtourismus, so gehen Ökonomen von einer jährlichen wirtschaftlichen
Leistung in Höhe von 170 Milliarden Dollar aus. Das Great Barrier Reef
wird jährlich von acht Millionen Touristen besucht.
Das Riff im Osten Australiens ist von der
Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) bereits als so genannte
PSSA (Particular Sensitive Sea Area), also ein besonders sensibles
Meeresgebiet eingestuft. Weltweit genießen nur rund ein Dutzend
Meeresgebiete, darunter das Wattenmeer und Teile der Ostsee diesen
Schutzstatus. Trotzdem wurden wichtige Maßnahmen zum Schutz bislang
nicht umgesetzt. 1998 sind beispielsweise bei der Havarie des
Holzfrachters Pallas vor Amrum nur 60 Tonnen Schweröl ausgetreten,
dadurch jedoch mindestens 16.000 Seevögel getötet und weitere
Zehntausende verölt worden. „Nicht nur Öltanker, sondern auch einfache
Frachter können durch ihr Schweröl im Tank zu einer ökologischen
Zeitbombe werden“, so Lutter.