Hamburg (agrar-PR) -
WWF wertet Entscheidung Portugals als Meilenstein für Schutz der Hohen See Der Meeresgrund des Nordostatlantiks erhält mehr
Schutz. Der WWF lobt die Entscheidung der portugiesischen Regierung,
vier Meeresschutzgebiete auf dem erweiterten Kontinentalschelf der
Azoren und Portugals einzurichten, als Meilenstein für die Erhaltung der
Ozeane. Die vier Gebiete - der südliche Teil des Mittelatlantischen
Rückens, Altair Seeberg, Antialtair Seeberg und Josephine Bank -
umfassen insgesamt eine Fläche von 120.000 Quadratkilometern. Sie gelten
als Hort biologischer Vielfalt und beheimaten zahlreiche marine Arten
und Lebensgemeinschaften darunter Kaltwasserkorallenriffe,
Tiefseefische, Schwamm- und Korallengärten, sowie Haie und Rochen. Mit
der Ausweisung als Schutzgebiet unterbindet Portugal zusätzlich zur
Fischerei mit Bodenschleppnetzen auch die Förderung von mineralischen
Bodenschätzen, die im Meeresboden lagern.
„Dies ist ein Durchbruch für die Errichtung eines
Netzwerks von Meeresschutzgebieten auf Hoher See, sagt Stephan Lutter,
WWF-Experte für Meeresschutz. „Derzeit werden die politischen und
wirtschaftlichen Grenzen einzelner Staaten in unseren Ozeanen
ausgedehnt. An diesen erweiterten Nutzungsanspruch in internationalen
Gewässern ist gleichzeitig auch eine Verantwortung für den Schutz der
Ozeane geknüpft. Portugal geht hier mit gutem Beispiel voran.“ Alle
Anrainerstaaten, die 2009 erweiterte Ansprüche auf einen
Kontinentalsockel über die 200-Seemeilen-Zone hinaus angemeldet haben,
sollten ihre wachsende Verpflichtung zum Schutz der Meeresumwelt ernst
nehmen.
Neuland betreten wird bei der rechtlichen Verwaltung
der Gebiete: Schutz und Nutzung der Ressourcen im Meeresboden der
Schutzgebiete liegt in der Verantwortung der Küstenstaaten. Der Schutz
der Meereslebwesen in den entsprechenden Gewässern der Hohen See dagegen
ist Sache internationaler Organisationen und wird durch regionale
Umwelt- und Fischereiabkommen sowie die internationale
Schifffahrtsorganisation der UNO geregelt. Diese neuartige Auslegung des
weltweiten Seerechts eröffnet neue Möglichkeiten für das erste
Meeresschutzgebiet in der Hohen See – die sogenannte Charlie-Gibbs-Zone
des Mittelatlantischen Rückens. Diese unterseeische Bergkette, erstreckt
sich auf 313.000 Quadratkilometern zwischen Island und den Azoren und
war 2008 unter Schutz gestellt worden. Allerdings beansprucht Island
Teile des Meeresbodens als sein Hoheitsgebiet. „Diese kombinierten
Schutzmechanismen lassen sich auch im Managementkonflikt des
Charlie-Gibbs-Schutzgebietes anwenden. Der Großteil von bedrohten
Meerestieren, Unterwasserlebensräumen und schwindenden Fischbeständen
findet sich in internationalen Gewässern. Und es gibt keine
Entschuldigung, diese nicht zu schützen“ sagte Stephan Lutter,
Meeresschutzexperte des WWF.
Der WWF ist zuversichtlich, dass beim nächsten
Ministertreffen des OSPAR-Abkommens zum Schutz des Nordostatlantiks im
September 2010 die Bekanntgabe des weltweit ersten Netzwerks von sechs
Meeresschutzgebieten auf der Hohen See erfolgen kann.