Hannover (agrar-PR) - Wasserwirtschaft Im Auftrag des
Niedersächsischen Umweltministeriums wurde im Oldenburger Münsterland
die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) praxisnah
getestet. „Lager Hase" ist eines von vier Pilotgebieten in
Niedersachsen. An dem Monitoring und der Erkundung beteiligten sich,
unterstützt von den Landvolk Kreisverbänden Cloppenburg und Vechta,
viele Landwirte.
Für Hubertus Berges (40), Vorsitzender des Landvolk
Kreisverbandes Cloppenburg, war die Teilnahme an dem EU-Projekt von
Anfang an eine Chance: „Wir wollten die Diskussion auf eine sachliche
Grundlage stellen und aktiv am Gewässerschutz mitwirken." Das Gebiet
„Lager Hase" umfasst 1.419 Quadratkilometer, von denen 80 Prozent als
Acker und sieben Prozent als Grünland genutzt werden. In Niedersachsen
wurde es aufgrund seiner austragungsfähigen Böden in Verbindung mit
einer intensiven Tierhaltung ausgewählt. Besonders die
Stickstoffeinträge sollten reduziert werden, um das Ziel der WRRL -
„einen guten
ökologischen Zustand" - zu erreichen.
Wissenschaftler des Braunschweiger
von-Thünen-Instituts (vTI) bezeichnen das Gebiet als „hot spot".
Untersuchungen zufolge besteht dort der Bedarf, die Stickstoffdüngung
um bis zu 75 Kilogramm pro Hektar und Jahr zu reduzieren. Nach Ansicht
des vTI müssen deshalb zusätzliche politische Anstrengungen unternommen
werden, um dieses Ziel der WRRL zu erreichen. Ein Vorschlag ist die
Reduzierung der Viehbestände. Das ist für Berges der falsche Ansatz:
Schätzungen kritisiert
„Ich gehe davon aus, dass jeder Landwirt die
Düngeverordnung beachtet. Von einer hohen Viehdichte auf eine stärkere
Belastung zu schließen, ist nicht in Ordnung." Er verweist auf den
funktionierenden Export von überschüssigem Wirtschaftsdünger in
andere Regionen.
Der Kreislandvolkvorsitzende kritisierte gemeinsam
mit den teilnehmenden Bauern während der Projektphase, dass die
Annahmen für die Schätzungen nicht geeignet sind, den Zustand korrekt
zu erfassen. „Rechenmodelle, die beim Düngeraufwand von der Bundesebene
auf die Landkreise heruntergebrochen werden, halte ich für fragwürdig."
In der Diskussion waren auch die flachverfilterten Messstellen unter
der Grundwasseroberkante. Die Landwirte erreichten, dass auch in
tieferen Grundwasserbereichen gemessen wurde, um einen repräsentativen
Querschnitt zu errechnen.
Von Anfang an ermunterten die Kreisverbände die
Landwirte dazu, an dem Projekt teilzunehmen. Der Zuspruch war groß: 22
Bauern saßen in dem Arbeitskreis gemeinsam mit Vertretern des
Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz, der Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer, dem Landkreis
und dem Unterhaltungsverband.
„Ohne das Engagement der Landwirte hätten wir nicht
diese Erkenntnisse gewonnen", ist sich Ludger Holzenkamp, zuständiger
Wasserschutzberater bei der Landwirtschaftskammer in Cloppenburg,
sicher. Besonders erstaunte ihn der offensive Umgang mit der
Problematik. „Die Landwirte standen einer zusätzlichen
Dränwasseruntersuchung aufgeschlossen gegenüber, um daraus Ergebnisse
für ihr künftiges Handeln zu gewinnen." Außerdem wurden bereits während
der Projektphase Agrarumweltmaßnahmen angewandt. Dazu gehört der
Zwischenfruchtanbau, um möglichst viel Stickstoff
zu binden.
Die Erfahrungen der Landwirte im „Lager Hase"
interessierten auch auf europäischer Ebene. Hubertus Berges referierte
über die Vorgehensweise vor dem Umweltausschuss des europäischen
Bauernverbandes in Brüssel. Zudem war eine Abordnung zu Gast in der
englischen Region Dorchester, um sich dort über die Erkenntnisse aus
dem EU-Projekt auszutauschen.
2009 endet das Projekt
Das Projekt „Lager Hase" endet 2009. Welche
Forderungen leitet Berges aus den Erfahrungen für die Zukunft ab?
„Erstens muss der Antrag für Agrarumweltmaßnahmen so übersichtlich
sein, dass jeder Bauer ihn bei einer Tasse Kaffee lesen kann. Der
bürokratische Aufwand gehört reduziert. Zweitens wird die Maßnahme nur
akzeptiert, wenn sie flexibel ist. Eine Festlegung auf fünf Jahre ist
bei den wechselnden Pachtverhältnissen und Tauschflächen
kontraproduktiv." Die fünfjährige Bindung ist aus Sicht des Landvolks
Niedersachsen ein Hindernis. Landvolk und Landesregierung bemühen sich
intensiv um eine Änderung
des EU-Rechts.