Frankfurt (agrar-PR) -
Gute Note für Deutschland / Integratives Nutzungskonzept für die Ostsee gefordert Die Anrainerstaaten der Ostsee haben bisher nicht
die nötigen Instrumente, um Schutz und Nutzung der Ostsee
verantwortlich zu managen, warnt der WWF heute bei der Veröffentlichung
des jährlichen Ostsee-Ländervergleiches in Stockholm. Deutschland
erhielt noch die besten Noten für seine Maßnahmen zum Schutz und
Management seiner Ostseeräume.
Der Ostseevergleich 2009 untersucht, wie die
Staaten die internationalen Abkommen zum Ostseeschutz umsetzen, ob sie
ihrem Ziel gerecht werden, den Meeresraum ganzheitlich und dem
Ökosystem angemessen zu entwickeln und zu managen. „Die derzeitigen
Maßnahmen gleichen einem Flickenteppich,
sagte Jochen Lamp,
Ostsee-Experte des WWF. Die Planungsansätze und der jeweilige
Umsetzungsstand seien von Land zu Land sehr unterschiedlich. Dies
verhindere einen wirksamen Schutz für das gesamte Seegebiet. „Die
Ostsee ist ein zusammenhängendes Ökosystem, nicht nur eine Sammlung
nationaler Meeresräume. Wir brauchen einen integrativen Ansatz bei der
Konzeption von Nutzungszonen für Industrie, Fischerei, Windkraft und
Schifffahrt und der Erhaltung der Artenvielfalt unser Meere“ so Lamp
weiter.
Die Ostsee gehöre trotz der Erfolge bei der Reduzierung von
Umweltverschmutzung und dem langsamen Wiederaufbau einiger
Fischbestände in den letzten Jahren noch zu den stark gefährdeten
Meeren weltweit.
Keines der neun Anrainerländer erhielt die Bestnote
A in der Einschätzung durch den WWF. Deutschland wurde als einziger
Staat in die Kategorie B eingestuft, da Deutschland zumindest einen
Raumnutzungsplan für Teile der deutschen Hoheitsgewässer und die
Ausschließliche Wirtschaftszone entwickelt hat, in dem
Schifffahrtsrouten, Verlegung von Kabeln und Pipelines und Bau von
Windkraftanlagen reguliert werden sollen. „Man kann keine Bestnoten
erwarten, wenn Fischerei und Naturschutz als wichtige Faktoren in
diesem viel bewirtschafteten Ökosystem nicht voll integriert sind. Die
ökologischen Anforderungen sollten der bestimmende Faktor sein “,
fordert Jochen Lamp, WWF Ostsee-Experte. Weiterhin sei bei Planung und
Umsetzung eine enge Zusammenarbeit über politische Grenzen hinweg
erforderlich, wie sie in der EU-Strategie für die Ostsee avisiert wird.
Jetzt sei der politische Wille gefragt, ganzheitliche Maßnahmen auch
konkret umzusetzen.
Dänemark, Polen, Finnland und Schweden beginnen
erst, Nutzungsregeln für das Management ihrer Seegebiete zu erstellen
und wurden mit C bewertet. Schlusslichter des Reports sind Estland,
Lettland, Litauen und Russland.
Hintergrund
Der Ländervergleich
„Ostseescorecard“ wird im dritten Jahr in Folge vom WWF und
Partnerorganisationen erstellt. 2007 wurden die Ratifizierung und
Implementierung von bestehenden internationalen Konventionen
untersucht. 2008 stand die konkrete Umsetzung von vereinbarten
Schutzmaßnahmen der einzelnen Länder im Fokus. Schwerpunkt 2009 ist die
Untersuchung, ob ein integratives Konzept zu Nutzung und Management des
gemeinsamen Meersraumes vorliegt. „Integrated Sea Use Management“ ist
ein Ökosystem-basierter Ansatz zur Meeresnutzung, der auf lokalem,
nationalem und internationalem Level versucht, Umweltschutzpolitik,
Fischereipolitik und wirtschaftspolitische Perspektiven zu verbinden.