Hannover (agrar-PR) - Weltweit ist der Rindfleischhunger 2009 bereits zum dritten Mal in
Folge gesunken und wird nach Schätzung von Fachleuten auch in diesem
Jahr weiter zurückgehen. Dennoch kann sich Europa aus eigener Kraft
immer weniger mit Rindfleisch versorgen: Der Importbedarf der EU steigt.
Mit einem Verbrauch von 8,317 Mio. t stand die Gemeinschaft im
vergangenen Jahr an zweiter Stelle nach den USA. Obwohl dort nur 300
Mio. Verbraucher statt 500 Mio. wie in der EU zu versorgen sind, toppen
die Amerikaner den europäischen Rindfleischkonsum mit 12,268 Mio. t
deutlich. Etwas weniger Rindfleisch als in der EU wurde in Brasilien mit
7,374 Mio. t verzehrt. China stand mit 5,746 Mio. t an vierter Stelle,
gefolgt von Argentinien mit 2,749 Mio. t und Russland mit 2,172 Mio. t.
Immerhin brachte es auch Indien auf beachtliche 2,020 Mio. t. Auf diese
Länder entfallen allein gut 40 Mio. t des weltweiten
Rindfleischverbrauchs von 56,365 Mio. t.
In gleichem Maße wie der Verbrauch ist auch die Erzeugung von
Rindfleisch gesunken und hat sich dem Bedarf angepasst. Für das laufende
Jahr soll die Produktion allerdings stärker zurückgehen als der
Verbrauch, vor allem in Argentinien. Dort soll mit 2,800 Mio. t die
Vorjahreserzeugung von 3,400 Mio. t deutlich unterschritten werden.
Fachleute vermuten die Ursache in den Exportrestriktionen Argentiniens,
um die Preise im eigenen Land niedrig zu halten. Die Bauern haben darauf
mit einer Abstockung ihrer Bestände reagiert. Größter
Rindfleischerzeuger sind die USA, mit 11,789 Mio. t reicht die
Produktion jedoch nicht ganz für die Bedarfsdeckung. An zweiter Stelle
steht Brasilien mit 9,300 Mio. t, zugleich ist Brasilien weltweit der
größte Exporteur. An dritter Stelle der Erzeuger steht die EU mit 7,920
Mio. t, gefolgt von China, das mit 5,550 Mio. t exakt den Eigenbedarf
trifft. Erheblichen Importbedarf hat Russland, wo dem Verbrauch eine
Eigenerzeugung von nur 1,260 Mio. t gegenüber steht, das bedeutet eine
Lücke von 900.000 t. Dagegen muss Australien mit 1,350 Mio. t den
größten Teil seiner Erzeugung von 1,735 Mio. t exportieren.
Während die EU bei weiter rückläufiger Erzeugung immer mehr zum
Nettoimporteur von Rindfleisch wird, besteht in Deutschland nach wie vor
eine Überversorgung mit anhaltendem Druck auf die Preise. Bei den
Bundesbürgern steht Schweinefleisch mit Abstand vorn auf dem Speiseplan.
Rindfleisch fällt hier vor allem als Nebenprodukt der Milchviehhaltung
an, spezialisierte Mastbetriebe mit speziellen Fleischrinderrassen sind
in der Minderheit. Umso wichtiger bleibt für Deutschlands Bauern der
russische Markt mit seinem weiterhin großen Importbedarf an Rindfleisch,
der bereits in der Vergangenheit ein wichtiges - allerdings aufgrund
veterinärrechtlicher Hürden auch schwieriges - Absatzventil war.