Stuttgart (agrar-PR) -
Verbraucherschutzminister Rudolf Köberle:
„Von Vitamin bis Dioxin - Verbraucherschutz hat auch zukünftig einen hohen Stellenwert im Land“ Untersuchungsämter gut gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft
„Die Sicherung der Qualität unserer landwirtschaftlichen Produkte sowie
die Gewährleistung der Tiergesundheit und der Lebensmittelsicherheit
haben für die Landesregierung einen hohen Stellenwert. Eine der
Voraussetzungen für eine funktionierende Kontrolle von Lebensmitteln
und Tiergesundheit sind leistungsfähige, flexibel organisierte
Untersuchungseinrichtungen, die schnell auf Probleme reagieren können,
bereits frühzeitig Trends erkennen und in ihrer Kompetenz auf Augenhöhe
mit den Wirtschaftsbeteiligten stehen“, sagte der
baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und
Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, anlässlich des Jubiläums "10
Jahre Neuorganisation der Untersuchungsämter in Baden-Württemberg" am
Donnerstag (24. Juni 2010) im Neuen Schloss in Stuttgart.
Mit der vor zehn Jahren erfolgten Zusammenlegung der 14
Untersuchungseinrichtungen zu fünf integrierten, interdisziplinär
arbeitenden Untersuchungsämtern sei der Grundstein für eine
Lebensmitteluntersuchung und Tierseuchendiagnostik gelegt worden, die
auch künftig die steigenden Anforderungen bewältigen könne. „Durch
Zentralisierung und Schwerpunktbildung wurden die
Untersuchungsmöglichkeiten gebündelt und ausgebaut. In allen für den
Verbraucherschutz und die Tiergesundheit wichtigen Bereichen wurden
hochkompetente Laborteams geschaffen. Aufwändige und kostenintensive
Untersuchungsbereiche konnten und können dadurch auf hohem Niveau
vorgehalten werden“, hob Köberle hervor. Der Minister würdigte die
Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der vier Chemischen und
Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) in Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen
und Stuttgart sowie des Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamtes
(STUA) in Aulendorf.
Untersuchungen stärken Verbraucherschutz
Besonders die Verbraucher profitierten von den breitgefächerten
Untersuchungen, so Köberle. Durch die Untersuchungsergebnisse würden
immer wieder Verbesserungen im Verbraucherschutz erzielt. So hätten die
baden-württembergischen Untersuchungsämter beispielsweise erhöhte
Gehalte des Pflanzenschutzmittels Amitraz in türkischen Birnen
festgestellt. Dies führte zu EU-weiten Importkontrollen und einer
EU-weiten Einführung der baden-württembergischen Untersuchungsmethode.
Auch der Übergang von Weichmachern aus Deckeldichtungen in ölhaltige
Lebensmittel wurde aufgrund der Untersuchungen der Ämter von der EU
reglementiert. Die Belastung sei hier inzwischen deutlich
zurückgegangen. Die Untersuchungsämter führten darüber hinaus das
bundesweit einzigartige "Öko-Monitoring" durch. Hier werde untersucht,
ob "Bio drin ist, wo Bio drauf steht".
EU-Referenzlaboratorien
„Dass der Leistungsstand der neuen Untersuchungsämter im
europäischen Vergleich und auch darüber hinaus hoch ist, zeigt die
Ernennung von drei Untersuchungsbereiche zu EU-Referenzlaboratorien für
Dioxine und Pestizide sowie eines weiteren Untersuchungsbereichs zu
einem Referenzlabor der Internationalen Tiergesundheitsorganisation
(OIE) für Bienen“, betonte der Minister.
In diesem Zusammenhang sei die gute Zusammenarbeit der
Untersuchungsämter besonders hervorzuheben. Diese werde durch die
Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Chemischen und
Veterinäruntersuchungsämter und des Staatlichen Tierärztlichen
Untersuchungsamtes (ALUA) gewährleistet. „Eine besondere Stärke der
baden-württembergischen Struktur liegt darin, dass es regelmäßig
gelungen ist, Impulse für einen besseren Verbraucherschutz zu geben“,
erklärte die derzeitige Vorsitzende der ALUA, Maria Roth. Diese Impulse
hätten nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch bundes- und
teilweise weltweit Verbesserungen der Lebensmittelsicherheit und der
Tiergesundheit bewirkt.
Voraussetzung hierfür sei das flexible und kreative Aufgreifen von
neuen Fragestellungen sowie die Bearbeitung aller erkennbaren Risiken
mit einem aussagefähigen Untersuchungskontingent. Beispielhaft sei hier
die Entwicklung einer Methode zum Nachweis des gesundheitsschädlichen
Stoffs Melamin in chinesischen Lebensmitteln genannt. Die
Untersuchungsämter in Baden-Württemberg seien als erste in Europa in
der Lage gewesen, diese Substanz in Lebensmitteln zu untersuchen.
Hintergrundinformationen:
Vor 10 Jahren wurde mit Beschluss der Landesregierung eine
tiefgreifende Reform der staatlichen Untersuchungsämter durchgeführt.
Die früher in 14 verschiedenen Einrichtungen durchgeführten staatlichen
Lebensmittel- und Trinkwasseruntersuchungen sowie die
Tiergesundheitsdiagnostik finden heute in vier integrierten Chemischen
und Veterinäruntersuchungsämtern und einem Staatlichen Tierärztlichen
Untersuchungsamt - Diagnostikzentrum statt. Gleichzeitig wurden
besonders aufwändige und teure Lebensmitteluntersuchungen in Zentral-
und Schwerpunktlabors gebündelt. Auf diese Weise werden besonders
häufig neue Mängel aufgedeckt. Die Bandbreite an Beanstandungen, die
täglich festgestellt werden, ist enorm: Von der altbekannten Salmonelle
bis zu neu erkannten Krankheitserregern wie Noroviren, von zu hohem
Fettgehalt in der Leberwurst bis zu Nicotin in getrockneten
Steinpilzen, vom Vitamin in Nahrungsergänzungsmitteln bis zum Dioxin in
der Leber, von hormonartigen Weichmachern in Badelatschen bis zu
Schwermetallen in Kaffeemaschinen.
Weitere Beispiele für die Leistungen der Untersuchungsämter:
* Zur Herstellung von Säuglingsnahrung ist Palmöl eine wichtige und
bislang nicht ersetzbare Komponente. Die Untersuchungsämter haben
festgestellt, dass gerade bei der Reinigung (Raffination) von Palmöl
Stoffe entstehen können, die im Tierversuch krebserzeugend wirken.
Inzwischen haben die Produzenten darauf reagiert; der Gehalt an diesen
Stoffen wurde deutlich reduziert.
* Melamin in Milchpulver aus China fand den Weg bis nach Europa. Die
Untersuchungsämter in Baden-Württemberg konnten als erste in Europa
diese Substanz in Lebensmitteln untersuchen. Bis auf Spuren in
Karamellbonbons konnte Entwarnung gegeben werden.
* Weltweit akzeptierte und genormte Untersuchungsmethoden für
pharmakologisch wirksame Substanzen in tierischen Produkten,
Pflanzenschutzmittelrückstände in Obst und Gemüse sowie für den
Nachweis von Azofarbstoffen in Textilien wurden von den
Untersuchungsämtern in Baden-Württemberg entwickelt. Durch die
weltweite Anwendung dieser Untersuchungsmethoden können Missstände
schon vor Ort aufgedeckt werden.
Weitere Informationen zu den Untersuchungsämtern sind unter
www.mlr.baden-wuerttemberg.de und
www.untersuchungsaemter-bw.de abrufbar.