16.11.2023 | 14:32:00 | ID: 38080 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Glyphosat: Patt im Berufungsausschuss lässt EU-Kommission freie Hand

Drohender Tiefschlag für Mensch und Natur
Im Berufungsausschuss kam heute keine qualifizierte Mehrheit zusammen, um die von der Kommission vorgeschlagene Verlängerung der Verwendung von Glyphosat um zehn Jahre zu genehmigen. Damit kann die Kommission bis zum 15. Dezember 2023 allein über die Verlängerung der Zulassung entscheiden. Dazu erklärt Martin Häusling, agrarpolitscher Sprecher der Grünen im Europäischem Parlament und Mitglied im Umweltausschuss: 

„Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis politischer Verantwortung und weder verantwortungsvoll noch nachvollziehbar. Die Mitgliedsländer haben das Ruder aus der Hand gegeben und überlassen nun der Kommission die Entscheidung. Damit wurden die Bedenken hunderter Wissenschaftler:innen, alarmierende Studien, anhängige Gerichtsverfahren und Wünsche von Millionen Bürger:innen in den Wind geschlagen. Die Einschätzung der EFSA ist alles andere als ein Freibrief für Glyphosat. Wenn die Kommission das Herbizid dennoch zulässt, ist das ein Tiefschlag für Europas Konsument:innen, Landwirt:innen und Ignoranz wissenschaftlicher Evidenz.

Gerade wurde in Frankreich ein Glyphosat-Opfer mit schweren Missbildungen als Folge des Pestizid-Einsatzes offiziell anerkannt und entschädigt.  Damit wurde ein kausaler Zusammenhang zwischen Glyphosat und schweren gesundheitlichen Folgen anerkannt. Laut einer aktuellen Leukämie-Studie mit Ratten verursachten Herbizide mit diesem Wirkstoff in bisher als unbedenklich eingestuften Dosierungen in mehreren Fällen Leukämie. Das europäische Pestizidaktionsnetzwerk PAN und andere Umweltorganisationen forderten völlig zu Recht deshalb die EU-Kommission auf, angesichts der vorgelegten Langzeitstudie ihren Zulassungsvorschlag zurückzuziehen.

Die Kommission droht jetzt, das Milliardengeschäft der Agrarchemie über die Gesundheit und Sicherheit von Mensch, Natur und Landwirten zu stellen und würde damit auch die eigene EU-Biodiversitätsstrategie als eine Säule des Green Deal ad absurdum führen. Denn das hochpotente Gift trägt ebenfalls massiv zum Artensterben auf den Feldern bei. Es bleibt noch ein Funken Hoffnung, dass die Kommission den Vorschlag dennoch zurückzieht. Das wäre der einzig verantwortliche Schritt.“
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Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament
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