07.12.2012 | 13:50:00 | ID: 14107 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Erste grössere Schäden durch Pfirsichwickler

Changins (agrar-PR) - Obwohl der Pfirsichwickler (Grapholita molesta) seit mehreren Jahrzehnten in der Schweiz vorkommt, wurde seiner Anwesenheit bis anhin kaum Beachtung geschenkt.
Dieses Jahr verursachte dieser Falter jedoch zum ersten Mal grössere wirtschaftliche Verluste im Westschweizer Pfirsich- und Birnenanbau. Agroscope hat sich dem Schädling angenommen und wird basierend auf spezifischen Sexualduftstoffen (Pheromone) und Viruspräparaten nun eine nachhaltige Bekämpfungsstrategie ausarbeiten.

Ursprünglich in Asien beheimatet hat sich der Pfirsichwickler im letzten Jahrhundert weltweit in den Obstbaugebieten der gemässigten Zone angesiedelt. In der Schweiz und insbesondere im Tessin kommt der Schädling nun schon seit bald 80 Jahren vor, ohne dabei von grösserer ökonomischer Bedeutung zu sein. Der Pfirsich ist seine wichtigste Wirtspflanze, doch Birne, Apfel, Quitte, Aprikose und Pflaume können ebenfalls befallen werden. Die nachtaktiven Adulten sind nur etwa 16 mm gross und unscheinbar graubraun.

Die Weibchen legen um die 50 einzelne, grauweisse Eier auf Blätter und Früchte, aus denen nach wenigen Tagen kleine, weissliche Larven schlüpfen. Diese bohren sich in die Endknospen von Trieben oder in Früchte ein, durchlaufen dort fünf Larvenstadien und suchen danach einen geschützten Ort zur Verpuppung auf. Der Lebenszyklus des Pfirsichwicklers dauert je nach Wirtspflanze und Temperatur zwischen 4 bis 7 Wochen. Insgesamt durchläuft das Insekt in unseren Gefilden zwischen April und Oktober vier bis fünf Generationen, wobei sich die einzelnen Generationen ab dem Sommer überlagern.


Grössere Schäden

In diesem Jahr signalisierten die Westschweizer Produzenten zum ersten Mal grössere Schäden bei Pfirsichen und Birnen. In einzelnen Obstanlagen der La Côte waren mehr als 10 % der Früchte befallen. Weitere Abklärungen von Agroscope haben bestätigt, dass es sich bei den Larven, die in den befallenen Früchten gefunden wurden, um Larven des Pfirsichwicklers handelte.


Nachhaltige Bekämpfung

Der Pfirsichbaum ist der Hauptwirt des Pfirsichwicklers. Stehen solche Bäume in der Nähe anderer Obstanlagen, sollten diese einer verstärkten visuellen Kontrolle unterzogen werden, denn Birne, Apfel, Quitte, Aprikose und Pflaume können auch befallen werden. Der Einsatz der Verwirrungstechnik mittels Sexualduftstoffen (Pheromone) kann in Anlagen, die bereits dieses Jahr vom Pfirsichwickler befallen wurden, eine Reduktion der Wicklerpopulation bewirken.

Pheromondispenser, die gegen den Kleinen Fruchtwickler (Grapholita lobarzewskii) eingesetzt werden, wirken ebenfalls gegen den Pfirsichwickler. Ausserdem ist in der Schweiz bereits ein artspezifisches Pfirsichwickler-Virenpräparat bewilligt. Der gezielte Einsatz dieser beiden Bekämpfungsmethoden wird den Befallsdruck deutlich senken. Daneben werden Insektizide, die in den Kulturen gegen die herkömmlichen Falter und Wickler eingesetzt werden, die Pfirsichwicklerpopulation zusätzlich dezimieren.

Agroscope fordert die Produzenten und die kantonalen Fachstellen dazu auf, wachsam zu sein und mögliche Schäden zu melden. Gleichzeitig wird Agroscope mit den verschiedenen Akteuren nachhaltige Bekämpfungsstrategien ausarbeiten, welche in die Integrierte Produktion und in den Biolandbau integriert werden können. (acw)
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