Stuttgart (agrar-PR) -
Transparentes und abgestimmtes Verfahren soll zu guter Lösung führen Das Bienensterben im Jahr 2008 hat die Landesbehörden veranlasst,
den Umgang mit gebeiztem Saatgut zu verschärfen. Das Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit lässt die Zulassung von so
genannten Neonikotinoiden seit dem ruhen und hat umfangreiche,
ergänzende Untersuchungen veranlasst. Sägeräte die zur Maisaussaat
eingesetzt werden, waren bereits im Frühjahr 2009 so umzubauen, dass
die bei der Saat entstehende Abluft auf oder in den Boden abgeleitet
wird. Damit sollte ein bestmöglicher Bienenschutz erreicht werden.
Die zuständigen Bundesbehörden prüfen derzeit, ob und unter welchen
Voraussetzungen Neonikotinoide als Beizmittel wieder zugelassen werden
können, denn Beizmittel haben wegen der geringen Aufwandmenge und
gezielten Ausbringung Vorteile gegenüber anderer
Pflanzenschutzmaßnahmen. Diese Wirkstoffgruppe wird bereits in
Österreich und Frankreich flächendeckend in der Landwirtschaft
eingesetzt. Die deutschen Behörden wollen vor einer Entscheidung
zusätzlich zu Laborversuchen, Freilandversuche durchführen, um mögliche
Risiken des Mitteleinsatzes für die Insekten ausschließen zu können.
Dabei soll neben der Prüfung der neuen Sätechnik vor allem die
Bedeutung des so genannten Guttationswassers für die Nahrungsaufnahme
der Bienen geprüft werden. Derzeit fehlen Untersuchungen, ob
Honigbienen unter Freilandbedingungen ihren Wasserbedarf überhaupt
durch diese Guttationstropfen decken. Hierzu würden Laborversuche nicht
ausreichen. Lediglich praxisrelevante Freilandversuche könnten hierbei
Klarheit schaffen, teilte das Ministerium mit.
Um jegliche Belange zu berücksichtigen, wollen Bund und Land eine
ergebnisoffene Diskussion mit allen Beteiligten führen. So sind neben
den Imkern auch die Saatguterzeuger, sowie die Experten des
Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg und der
Landesanstalt für Bienenkunde einbezogen. Möglich wäre laut Ministerium
ein Feldversuch südlich und nördlich des Kaiserstuhls. Auf einer Fläche
von jeweils circa 150 Hektar könnte mit Neonikotinoiden gebeiztes
Saatgut ausgebracht werden. In die Untersuchungsfelder würden
Bienenstöcke eingebracht, die dann durch Bienenfachleute beobachtet und
überwacht würden.
In der nächsten Woche soll bei einem Expertengespräch darüber
diskutiert werden, ob und wie entsprechende Versuche umgesetzt werden
könnten. Eine Entscheidung sei bisher noch nicht getroffen worden. Man
befinde sich noch in der Abstimmungsphase.
Baden-Württemberg lege großen Wert darauf, dass klare und
wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über den Einsatz von mit
Neonikotinoiden gebeiztem Saatgut vorliegen, bevor die ruhende
Zulassung für entsprechende Wirkstoffgruppen wieder freigegeben wird.
Dies erfolge insbesondere zum Schutz der Honigbienen. Klar sei aber
auch, dass durch das Auftreten des Maiswurzelbohrers und anderer
Schädlinge, auf den Einsatz verträglicher Pflanzenschutzmittel nicht
gänzlich verzichtet werden könne.