09.03.2023 | 11:42:00 | ID: 35705 | Ressort: Umwelt | Tier

Artenschutz: Neue Erkenntnisse zur Trächtigkeit von Nashörnern

Wien (agrar-PR) - Nashorn ist nicht gleich Nashorn – das belegt eine soeben erschienene Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien sehr anschaulich: Einzelne Nashornarten unterscheiden sich beträchtlich hinsichtlich Tragezeit und Hormonverlauf während der Trächtigkeit. Die neuen Erkenntnisse sind für das Überleben der vom Aussterben bedrohten Nashornarten von großer Bedeutung.
Eine umfassende, über den sehr langen Zeitraum von drei Jahrzehnten reichende Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin/Deutschland) untersuchte die Reproduktion und Trächtigkeit bei drei in europäischen Zoos gehaltenen Nashornarten (Spitzmaulnashörner – Diceros bicornis, Breitmaulnashörner – Ceratotherium simum und Panzernashörner – Rhinoceros unicornis). Im Rahmen der Trächtigkeitsdiagnostik erhob das Forschungsteam über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg Hormonprofile von in mehr als 35 europäischen zoologischen Gärten gehaltenen Nashörnern. Die Ergebnisse wurden nun ausgewertet, zusammenfassend dargestellt und soeben im angesehenen wissenschaftlichen Journal „General and Comparative Endocrinology“ publiziert.

Wichtige Einblicke in Trächtigkeit und Trächtigkeitsdauer
In einer zusammenfassenden Auswertung war es möglich, wesentliche neue Erkenntnisse über den Hormonverlauf während der Trächtigkeit und über die Trächtigkeitsdauer bei den drei untersuchten Nashornarten zu gewinnen. Dazu Studien-Erstautor Franz Schwarzenberger vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Vetmeduni: „Beim Zeitpunkt des Beginns der Gestagenproduktion durch die Plazenta fanden sich ebenso ausgeprägte individuelle Unterschiede wie in der mittleren Trächtigkeitsdauer. Die Mittelwerte der Trächtigkeitsdauer betragen beim Spitzmaul-, Panzer- und Breitmaulnashorn 460, 480 und 504 Tage; die Variationsbreite innerhalb der Nashornarten beträgt ca. sieben Wochen.“
Die Jahreszeiten haben großen Einfluss auf die Trächtigkeitsdauer. Diese wird durch die Tageslichtlänge zum Zeitpunkt der Geburt signifikant beeinflusst, wie Schwarzenberger anhand der Daten ermittelte: „Die Trächtigkeit ist etwa eine Woche kürzer, wenn die Geburt im Sommer und nicht im Winter stattfindet.“

Forschung und Zuchtprogramme wesentlich für das Überleben des Nashorns
Die Familie des Rhinoceros (Rhinocerotidae) umfasst heute noch fünf Arten. Diese sind in Afrika und Südostasien (Indonesien) beheimatet. Alle Nashornarten werden von Wilderern bejagt und sind laut der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) entweder vom Aussterben bedroht, gefährdet oder nahezu bedroht. Der Schutz von wildlebenden Populationen und die Zucht in Gefangenschaft sind wesentliche Maßnahmen, um die Erhaltung der Nashornarten zu sichern.

Darüber hinaus sind Populationen in Gefangenschaft entscheidend für die Untersuchung ihrer Fortpflanzungsphysiologie und Endokrinologie, also ihres Hormonsystems. Die Umsetzung neuer physiologischer Erkenntnisse in international abgestimmten Zuchtprogrammen hat bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass die Anzahl sich fortpflanzender Nashörner in Zoos während der letzten Jahrzehnte deutlich gestiegen ist.

Service:
Der Artikel „Comparative analysis of gestation in three rhinoceros species (Diceros bicornis; Ceratotherium simum; Rhinoceros unicornis)“ von Franz Schwarzenberger und Robert Hermes wurde in General and Comparative Endocrinology veröffentlicht.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0016648023000199?via%3Dihub

Rückfragehinweis:
Ao.Univ.-Prof. Dr.med.vet. Franz Schwarzenberger
Abteilung für Physiologie, Pathophysiologie und experimentelle Endokrinologie
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
Franz.Schwarzenberger@vetmeduni.ac.at

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien:
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni beschäftigt 1.500 Mitarbeiter:innen und bildet zurzeit 2.500 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Lehr- und Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich und eine Außenstelle in Tirol gehören ebenfalls zur Vetmeduni. Die Vetmeduni spielt in der globalen Top-Liga mit: Im weltweiten Shanghai-Hochschulranking 2022 belegte sie abermals einen Platz unter den ersten Zehn im Fach „Veterinary Science". www.vetmeduni.ac.at
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